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Shakran

Shakran

Titel: Shakran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Winter
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Scheiße nicht überleben würde, weil ein gutes Dutzend von Schweinehirten mit Kalaschnikows hinter seinem süßen schwarzen Arsch her gewesen waren. Die ganze Mission war von Anfang an ein Fiasko gewesen.
    Mehr noch. Ein Hinterhalt. Verrat. Die Terroristen hatten gewusst, dass sie kommen würden, hatten auf sie gewartet, sie in eine Falle laufen lassen.
    Das Schlimme war gewesen, dass Samson genau gewusst hatte, seine Kameraden würden nicht ohne ihn abhauen. Plötzlich hatte einer das Feuer auf die Kopftuchträger eröffnet. Einzelfeuer, aber so schnell und präzise, dass man hätte denken können, es wäre ein langsames Maschinengewehr.
    Sechzehn Gegner, sechzehn Schüsse. Aus der Bewegung heraus, unter schwerem Feuer. Sekunden später war der Spuk vorbei gewesen.
    Obwohl Samson vollgepumpt war mit Drogen, hatte er kaum noch laufen können. Wie sie es trotzdem geschafft hatte, ihn, diesen schwergewichtigen Riesen, zum Rest des Teams zurückzubringen, hatte er nie erfahren. Sie war selbst zweimal getroffen worden, während sie ihm seinen schwarzen Arsch gerettet hatte.
    Damals hatte er Juliet gerade mal vier Wochen lang gekannt. Er hatte gewusst, dass der Name falsch war. Er hatte nicht gewusst, wie alt sie war, zu welchem Buchstabensalat sie gehörte oder warum sie bei diesem Einsatz dabei war.
    Keiner von ihnen war ungeschoren davongekommen. Lieutenant Martin hatte eigentlich das Kommando gehabt, aber der kleine Ire, der so schön wehmütig Mundharmonika spielen konnte, hatte es nur bis zum Flugzeugträger geschafft. Auf dem OP-Tisch war er gestorben.
    Und Samantha ... Samson schloss die Augen. Samantha war nicht mal mehr aus dem Flugzeug herausgekommen.
    Gott, dachte er und sah verbittert auf die kleine Reisebibel, die vor ihm auf dem Tisch lag. Wie konnte es nach all dieser Zeit immer noch so wehtun?
    Er hatte Juliet danach nur noch ein Mal gesehen, ein bleiches Gesicht mit großen, viel zu erschöpften Augen. Sie war zu ihm gekommen, unmittelbar nachdem er aufgewacht war nach der Operation. Der Pilotenoverall, den sie trug, war ihr viel zu groß gewesen. Sie hatte einen Verband am Kopf gehabt, ihr rechter Arm hatte in einer Schlinge geruht.
    Erst jetzt fiel ihm wieder ein, was sie gesagt hatte. »Hey, Samson. Ich bin froh, dass du es geschafft hast.«
    »Habe ich das?«, hatte er gefragt. Er wusste es nicht, keiner hatte es für nötig gehalten, ihm zu sagen, wie die Operation verlaufen war.
    Dieses Fiasko und dazu die zweifelhafte Ehre, einer der Überlebenden dieses offiziell nie stattgefundenen Einsatzes zu sein, waren zwei Gründe, warum er später die SEALS verlassen hatte. Der Arger darüber, dass man nie herausgefunden hatte, wer sie damals verraten hatte, war der dritte.
    Irgendwann musste er die Richtung verloren haben. Als das Angebot von der Firma kam, dachte er nicht lange darüber nach und nahm es an. Schließlich war er Patriot, oder? Auf diese Weise arbeitete er schließlich immer noch für die Regierung.
    Jetzt wusste er, dass es ein Fehler gewesen war ...
    Hätte sie nicht diese Kontaktlinsen getragen, er hätte sie früher erkannt, auch wenn ihr Gesicht jetzt anders aussah. Diese Augen würde er nie vergessen. Und diesen Doppelkick, mit dem sie ihm fast die Nase ins Gehirn getreten hätte, den kannte er auch, er hatte ihn damals im Training mehr als ein Mal bewundert.
    Auch wenn sie jetzt älter aussah, wenn ihr Gesicht, ihre Haare und ihre Augen anders waren, sie war Juliet. Er lächelte. Als sie sich über ihn gebeugt hatte und obwohl sie ihm gerade erst die Nase gebrochen hatte, hatte er ihren Geruch erkannt. Schließlich hatten sie oft genug zusammen geschwitzt.
    Das Einzige, was ihn wunderte, war, dass sie nicht reagiert hatte, dass sie kein Erkennen gezeigt hatte. Klar, er hatte auch ein neues Gesicht, aber er hatte sich längst nicht so sehr verändert wie sie.
    Oder aber sie hatte ihn erkannt, und es war ihr egal. Schließlich war er es gewesen, der die Pistole gezogen hatte ...
    Er schuldete ihr noch immer etwas. Seinen süßen schwarzen Arsch. Er lachte leise, was ihm wieder einen Blick von seinem Tischnachbarn einbrachte.
    Wenigstens gab es jetzt keinen Zweifel mehr, auf welcher Seite er stehen würde.
    Als er wenig später den Bahnhof verließ, eine stattliche Erscheinung, würdevoll und freundlich lächelnd, war die Ruhe, die er ausstrahlte, nicht gespielt. Zum ersten Mal seit Jahren war er wieder mit sich im Einklang.
    Samson zahlte seine Schulden.
    Immer.

11
 
    D as Büro

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