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Shakran

Shakran

Titel: Shakran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Winter
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Himmel.
    Es gab einen richtigen Weg, und es gab einen falschen Weg. Samson vermutete schon seit Längerem, dass er irgendwo falsch abgebogen war und den schmalen Pfad der Rechtschaffenheit verlassen hatte, und jetzt, wo er wusste, wer die Lehrerin tatsächlich war, wusste er auch, dass er sich endgültig auf der falschen Seite befand.
    Die meisten seiner Kollegen wussten nicht viel über ihn, das war ihm auch ganz recht so. Kaum einer würde vermuten, wie intelligent er war. Vor Jahren, es kam ihm vor wie Jahrhunderte, hatte Samson studiert. Mit drei anderen Verrückten war er nach der Uni erst einmal zur Navy gegangen. Er wollte nicht Berufssoldat werden, aber sein Vater und sein Großvater waren in der Navy gewesen, es war so etwas wie Tradition.
    Dann hatte es nicht lange gedauert, bis er bei den Marines gelandet war. Knapp zwei Jahre später war er dann zu den SEALS gegangen. Dass er diese Entscheidung mehr als einmal bereut hatte, blieb sein Geheimnis.
    Bei den SEALS herrschten eherne Gesetze. Man stellte Zweierteams zusammen, schon beim Training, und diese Teams blieben bestehen, auch bei den Einsätzen. Nach dem Motto: Und wenn es dich deinen Arsch kostet, deinen Kameraden lässt du nicht im Stich, du verlässt dich auf ihn, genauso wie er sich auf dich verlässt.
    Manchmal, das war ein offenes Geheimnis, wurden die SEALS eingesetzt, um für andere Leute die Kastanien aus dem Feuer zu holen. Auch wenn das gegen die Verfassung war, ein Land musste schließlich die Möglichkeit haben, sich zu schützen, oder? Vor allem, wenn es um Terroristen ging, die sich nie an die Spielregeln hielten. Nach 9/11 galten sowieso ganz neue Spielregeln.
    Bei einem dieser Einsätze war es darum gegangen, einen Top-Terroristen aus seinem Lager zu entführen. Jetzt, wo er sich daran erinnerte, konnte Samson nur den Kopf schütteln. Wie heiß sie alle darauf gewesen waren, den Kerl zu erwischen. Sie wussten, wann der Kerl wo sein würde. Dass es sich dabei um einen gottverlassenen Flecken Wüstensand irgendwo mitten in Libyen handelte, schien keinen sonderlich zu interessieren. Hauptsache, man bekam den Kerl in die Finger.
    Für solche Einsätze arbeiteten die SEALS mit Spezialisten zusammen. Ghosts hatten sie sie genannt. Sie tauchten aus dem Nichts auf und verschwanden wieder im Nichts. Nur selten fand man etwas über sie heraus.
    Juliet war so ein Ghost gewesen. Damals hätte er brennend gern gewusst, wer sie war.
    So hatte er Juliet kennengelernt. Groß, schlank, viel zu jung für das, was sie zu sein schien. Kaum älter als die meisten Rekruten. Und auf keinen Fall alt genug, um schon Major zu sein. Aber genau das sagten ihre Schulterstücke aus.
    Ja, es gab auch Frauen bei den SEALS. Aber, bei Gott, sie waren und blieben eine Ausnahme. Samson hatte eine Menge Hochachtung vor jeder Frau, die das Basic Diving Training der SEALS meisterte. Er vergaß nie, wie oft er selbst drauf und dran gewesen war, aufzugeben.
    Von Anfang an war Juliet ein Rätsel für ihn gewesen. Sein Kamerad war zu jenem Zeitpunkt noch im Krankenhaus gewesen und konnte für den kommenden Einsatz nicht zur Verfügung stehen. Schicksal wahrscheinlich. Im Laufe des dreiwöchigen Trainings, irgendwo in Nevada, wo die Spooks, die Jungs vom CIA, einen Nachbau einer Terroristenbasis aufgestellt hatten, hatte Samson sie kennengelernt.
    Die Frau hatte einen eisernen Willen gehabt. Sie war schonungsloser mit sich umgegangen, als er es jemals vorher bei irgendeinem anderen gesehen hatte. Irgendwann hatte er sie gefragt, was sie antrieb. Ihre grünen Augen hatten ihn durchbohrt, als würden sie ihn wiegen, dann hatte sie langsam genickt. »Mein Vater ist für dieses Land gestorben. Er wurde ermordet. Ich will den Kerl haben, der das war, und ich will wissen, warum er es getan hat.«
    Samson hatte nie nachgefragt. Es war klar, dass sie nicht mehr dazu sagen würde.
    Juliet war ein Naturtalent gewesen mit außergewöhnlicher Geschicklichkeit und Präzision. Es war beinahe unheimlich gewesen, zu beobachten, wie sie aus dem zweiten Stock eines Gebäudes sprang und genau auf einer Zehn-Cent-Münze landen konnte. Ohne Ausfallschritt.
    Einer der Kollegen im Team hatte sie einmal mit Lara Croft verglichen. Juliet hatte ihn nur angesehen und kühl gelächelt. »Croft ist eine Pussy gegen mich.«
    Keiner hatte ihr widersprochen.
 
    Und dann war diese Sache in Libyen passiert.
    Bauchschuss. Er hatte sich schwerverletzt hinter eine Sanddüne verkrochen, hatte gewusst, dass er diese

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