Shakran
Rekonstruktion von Senator Malverns letztem Wochenende gelobt und wie nebenbei von ein paar kleinen Details gesprochen, die man selbst überprüfen wolle. Mark hatte an den richtigen Stellen genickt. Ganz zum Schluss, während er Mark die Hand geschüttelt hatte, hatte der Chief ihm tief in die Augen gesehen und gemeint, er sei froh darüber, dass Mark seine Probleme anscheinend in den Griff bekommen habe. Musste wohl an der neuen Krawatte liegen.
Er sah zu Val hinüber. Sie hatte recht. Wenn der Chief hier in San Francisco das hervorhob, dann hatte er, Mark, sich schon ziemlich nah am Abgrund bewegt, Ermittlungserfolge hin oder her.
»Was meinst du?«, fragte er Val. Val hatte die Augen geschlossen und sich zurückgelehnt. »Sind wir irgendwie weitergekommen?«
»Nicht viel«, meinte Val, ohne die Augen zu öffnen. »Keine Spur von unserem Killer. Wir wissen nun, wie er bei Malvern ins Haus gekommen ist, allerdings wirft das schon wieder neue Fragen auf. Woher wusste er das alles so genau? Er kannte sogar die Kombination von Malverns Safe. Woher? Und keiner hat irgendwas gesehen! Ein verdammtes Phantom!«
»Wir werden ihn erwischen. Früher oder später erwischen wir sie alle.«
Val öffnete ein Auge und sah ihn an.
»Was auch immer der Senator Ann Mankowitz gegeben hat ... Das ist der Schlüssel zu dem Ganzen. Solange wir das nicht wissen, laufen wir immer nur gegen eine Wand.«
»Wenn er ihr wirklich etwas gegeben hat«, sagte Mark. »Nach allem, was wir wissen, kannten die beiden sich nicht. Warum, zum Teufel, sollte er ihr etwas geben?«
»Vielleicht, damit jemand anderer es nicht bekommt«, meinte Val. »Das ergäbe Sinn.«
Mark nickte. »Und was Ann Mankowitz angeht, ist die ganze Sache genauso frustrierend.«
»Es gefällt dir wohl nicht, dass Ann Mankowitz wahrscheinlich nicht als Ann Mankowitz geboren wurde, oder?«
»Ich weiß nicht«, meinte Mark.
Val stand auf. »Weißt du was? Lass uns essen gehen. Ich kenne da ein richtig gutes Restaurant.«
Mark nickte. »Ich könnte ein saftiges Steak gebrauchen.«
Als Val und Mark später, mit ihren FBI-Ausweisen am Revers, durch das Morddezernat gingen, erkannten sie die üblichen Blicke. Man war nicht erfreut, sie zu sehen. Eine junge Polizistin brachte sie in den Glaskasten, von dem aus Chet Kramer sein Revier regierte, und zog die Tür sachte hinter sich zu.
Kramer war anders, als Mark ihn sich vorgestellt hatte. Rundes Gesicht, Knollennase. Er wirkte überhaupt nicht wie ein Polizist. Würde einen guten Weihnachtsmann abgeben, dachte er. Nur die Art, wie er die beiden Besucher sorgfältig musterte, passte nicht zu dem freundlichen Eindruck. Im Gegenteil, sein Blick war frostig.
»Der Besuch aus Washington.« Er hatte eine tiefe, sonore Stimme, aber sie klang betont neutral. Kramer schien sich nicht auf das Urteil anderer zu verlassen. »Setzen Sie sich.« Er wies auf die zwei Stühle vor seinem Schreibtisch und drückte auf einen Knopf. Hinter ihnen schlossen sich die Jalousien und versperrten den Blick in sein Büro.
»Danke«, sagte Val und nahm formvollendet Platz. Kramer lehnte sich zurück und verschränkte die Arme auf dem Bauch. Mark war versucht, den Stuhl umzudrehen, sich rittlings draufzusetzen und die Arme auf der Rückenlehne zu verschränken, ließ es dann aber.
Keiner sagte etwas. Mark musterte das Büro, vor allem die bequeme Sitzecke links von ihnen, die vielen Bilder an der Wand, wahrscheinlich alles Stationen einer erfolgreichen Polizeikarriere, und die Kaffeemaschine auf einem niedrigen Beistelltisch. Der Captain hatte eine Tasse vor sich stehen. Genau in der Mitte stand eine Keramikschale mit Schreibutensilien und anderem Krimskrams. Der Rest seines Schreibtischs war leer. Kein Blatt Papier zu sehen, der Computermonitor links von ihm war schwarz.
»Agent St. Clair und Agent Bridges. Ich habe schon viel von Ihnen gelesen. Die Schöne und das Biest.« Er musterte Marks Anzug. »Offenbar verdient man gut beim FBI.«
»Ich merke schon, Sie sind ein glühender Verehrer vom FBI«, meinte Mark trocken.
Kramer wippte in seinem Sessel. »Das könnte man so sagen.« Er nahm eine kleine Packung aus seiner Hemdtasche, zog einen Zahnstocher hervor und steckte ihn zwischen die Zähne. »Schon vier Mal sind mir diese hohen Herrschaften, die alles besser wissen und alles besser können, in die Quere gekommen. Drei Mal haben sie mir einen Fall versaut, ein Mal hat es einen jungen Kollegen die Karriere gekostet. Doch, ich muss schon
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