Shakran
halten und ihr Mut zu machen. Wissen Sie, sie musste wieder lernen, zu gehen. Ganz am Anfang anfangen. Ihre Arme waren gebrochen, ihre Beine und sogar das Becken. Ich weiß nicht, woher sie die Energie genommen hat, aber zu sehen, dass sie wieder gesund ist, das hat mir gutgetan. Ich will nicht derjenige sein, der ihr Leben noch einmal aufs Spiel setzt.« Er sah die beiden FBI-Agenten eindringlich an. »Damals hat mich jemand von eurem Verein angerufen und mir ans Herz gelegt, die Finger von dem Fall zu lassen.« Er trank einen Schluck. »Es gibt noch etwas, das Sie wissen sollten. Ann hat mich gebeten, noch einmal nachzusehen, ob ich mehr herausfinden kann über sie. Das habe ich getan.« Er zögerte kurz. »Kommen Sie mal her.« Er fuhr seinen Computer hoch und loggte sich ein. »Ich möchte wetten, dass Sie das Bild kennen«, meinte er dann. Auf dem Bildschirm erschien das Symbol des FBI. Kramer gab ein paar Befehle ein. »Ihre Datenbank für Fingerabdrücke.«
Val nickte. Sie hatte sie schon tausend Mal gesehen.
»Ich starte jetzt eine Abfrage und gebe den Namen Ann Mankowitz ein. Ich will ihre Fingerabdrücke.« Er gab die Daten ein, Sekunden später begann der kleine Drucker neben dem Computer, die Karte auszuwerfen.
Auf dem Monitor war Anns Name zu sehen, dazu das Bild einer jungen Frau.
Mark musterte sie.
»Das ist ihr altes Gesicht«, sagte Kramer.
Mark konnte nur wenig Ähnlichkeit erkennen mit der Ann Mankowitz von heute.
Kramer zeigte mit dem Cursor auf einen Eintrag in Anns virtueller Akte. »Wie Sie sehen, habe ich diese Akte selbst angelegt. Die Links hier sind neu, sie bilden Querverweise zu dem Fall in Villiamsburg.« Er griff in eine Schublade und holte eine Karte heraus, wie sie standardmäßig zum Erfassen von Fingerabdrücken verwandt wurde. »Hier habe ich die Karte mit ihren Fingerabdrücken. Es ist das Original. Vielleicht wissen Sie noch, wie es geht. Vergleichen Sie die Abdrücke.«
Kramer legte den Ausdruck und die Karte auf den Tisch und gab Val eine Lupe. Sie sah sich die beiden Sätze an. »Sie sind identisch.«
»Genau«, sagte Kramer. »Und jetzt scanne ich Anns Fingerabdrücke in den Computer ein und frage, zu welcher Person sie gehören.«
Der Scanner piepste, eine Nachricht erschien auf dem Bildschirm. No Match Found.
Kramer drehte sich um. »Sie können es selbst probieren. Wenn Sie den Namen eingeben, bekommen Sie die korrekten Fingerabdrücke. Geben Sie die Abdrücke als Suchmuster ein, kommt nichts, nada, nix.« Er lehnte sich zurück. »Das stinkt doch gewaltig, oder?«
»Das gibt's doch gar nicht«, meinte Mark.
Kramer lächelte gequält. »Das geht noch weiter.« Er holte seine Brieftasche heraus und nahm ein Blatt Papier heraus. »Das hier ist die Nummer von Anns Führerschein. Sehen wir doch mal nach, ob sie überhaupt einen Führerschein hat.«
Kramer loggte sich in eine andere Datenbank ein. Er gab nur den Namen ein und wartete.
»No Match Found. Sehen sie? Frage ich so herum, bekomme ich keine Auskunft. Jetzt gebe ich die Nummer ihres Führerscheins ein, wie das jeder Verkehrspolizist tun würde.«
Sekunden später war der Führerschein von Ann Mankowitz auf dem Bildschirm zu sehen.
»Und die Welt ist wieder in Ordnung.«
»Das kann doch unmöglich wahr sein«, sagte Val.
Mark sah zu Kramer. Der zuckte mit den Schultern. »Wie gesagt, Sie können es selbst probieren, wenn Sie wollen.«
»Ich werde es von unserem Büro aus probieren«, sagte Val.
»Was haben Sie jetzt vor?«, fragte Kramer.
»Das hängt von Ihnen ab und von Ann«, antwortete Mark.
Kramer sah ihn an. »Ich werde Ann fragen, ob ich Sie mitbringen kann.« Wieder griff er in seine Schublade. »Ich werde mich im Lauf des Nachmittags bei Ihnen melden. Das hier ist übrigens die Originalakte.«
»Was ist damals eigentlich genau passiert?«, fragte Val.
Kramer lehnte sich zurück. »Es war ein Scheißtag. Anfang Februar 2001. Über acht Jahre her. Das Wetter war beschissen. Sturm, meterhohe Wellen, so gut wie keine Sicht. Der Küstenschutzkutter Fallons Guard hatte den Auftrag, eine Navigationsboje zu bergen, die sich losgerissen hatte. Die Boje war nah an die Küstenlinie getrieben worden, und auch die Fallons selbst war gefährlich nah an den Klippen, als plötzlich ein weißer Mercedes auftauchte. Als würde er vom Himmel fallen. So hat es jedenfalls der Skipper beschrieben. Der Wagen ist dann keine zwei Meter neben der Fallon aufs Wasser geprallt und untergetaucht. Vor den Augen der
Weitere Kostenlose Bücher