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Shampoo Planet

Shampoo Planet

Titel: Shampoo Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
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wobei ich Chynas Freunde Stacy und Allison meinte.
    »Nach Griechenland ...«
    »Sie tritt 'ne Sex-Kur an!« rief Allison, woraufhin Chyna rot wurde.
    »Griechenland soll so was wie 'ne ständige Party sein«, sagte Chyna, »wir nehmen die Fähre von Italien. Du weißt schon, diesen Dampfer über die Adria.«
    Kurz darauf verließen ein paar von uns den Friedhof, ein Bier in der Hand und ich mit einem Gänseblümchen für Daisy im Rucksack. Mit mir gingen Chyna und Stacy und Allison sowie Mike und Daniel, außerdem zwei Tischlerlehrlinge aus Bergen, New Jersey. Wir fühlten uns alle acht wahnsinnig jung und aggressiv lebendig, das gleiche Gefühl, das ich immer hatte, wenn ich von Colbys Grab wegging.
    Wir besaßen die Absolution der Jugend, die über unsere kurze, aber ultraintensive Reisefreundschaft sprudelte -kurze Freundschaften, die uns die vollständige Genehmigung dafür erteilten, uns und unsere persönlichen Geschichten ohne Vergeltung oder Bloßstellung neu zu erfinden, mit den Hügeln unserer Sexualität zu schlagen und verbotene Substanzen aus Friedhöfen in uns aufzunehmen.
    Unsere gebräunten Gliedmaßen, die aus Khakihosen und T-Shirts lugten, sowie unsere Junge-Hunde-Naivität waren unsere wahren Reisepässe aus der Neuen Welt, als wir uns an dem Nachmittag in die wirkliche Welt begaben - waren uns zugleich Reisepaß und Schutzschild, als wir in die abgelebte, elegante Hysterie von Paris eintauchten.
     

23
     
    In der Nacht lernte ich Stephanie kennen.
    Der Lärm, die Kameradschaft und die endlos ausgegebenen Biere auf der Quebec-Party ließen in mir schnell ein Gefühl von Platzangst aufsteigen, und ich verspürte den Drang, mich von den Leuten und dem Durcheinander zu entfernen. Ich ließ Kiwi und die abendliche Geschenkauslage an halbverfügbaren Eurokumpels stehen und spazierte aufs Geratewohl in den als Porte Dauphine bekannten Bezirk, eine Gegend, in die sich unartige Pariser begeben, um ihren jeux clan-destins zu frönen.
    Alles in allem spürte ich, daß ich am Ende einer Epoche stand, die über meine bloßen Ferien in Europa hinausging. Ich hatte vor, am nächsten Tag mein Ticket zu ändern und nach Hause zu fliegen, ein Entschluß, den ich während der Zugfahrt von Dänemark gefaßt hatte. Vielleicht war es die Pariser Luft, die mich so fühlen ließ. Vielleicht war ich nur von all den vielen Pilsnern und zuviel Metroluft angesäuselt, von süßen Mandelkeksen und reflexartigem Zurückschaudern vor umhertreibendem Straßenmüll. Vielleicht vermißte ich Anna-Louise einfach schrecklich, fühlte mich isoliert und kleinstädtisch und sah um mich herum nichts anderes als verliebte Paare. Und wieder einmal: Allzu viele Erlebnisse, aber keine Beziehungen, wie mein Reisebericht wohl ziemlich deutlich erkennen läßt.
    Das Leben schien mir hoffnungslos an mir vorbeizutanzen, als ich nacheinander 51 lakritzensüße Schnäpse in mich hineinschüttete, die geleerten Gläser in einer Reihe quer über den graugeäderten Marmortisch des Straßencafes aufgestellt, in dem ich beschlossen hatte, eine Verschnaufpause einzulegen. Und ich muß sagen, ich fühlte mich ein ganz klein wenig dösig, als ich so durch die schwüle Nachtluft schwamm, genau auf einen schwarzen Käfer-Cabrio zu, dessen sodiumgelbe Scheinwerfer mich erfaßten, während er versuchte, sich in eine Parklücke zu zwängen. Und ich muß auch zugeben, daß ich vielleicht etwas traumversunken war, als ich über die niedrige Glasumzäunung des Bistros sprang und auf das Auto zuschlenkerte, auf die karmesinroten Lippen darin, die meine Augen insbesondere erspähten, Lippen, die durch die Windschutzscheibe hindurch zu sehen waren, wobei die Scheibenwischer aus unerklärlichen Gründen hin und her schwangen.
    Ich sah diese Lippen lächeln und aus dem Fenster heraus »'allo« zu mir sagen, aber ich war in dem Moment gerade von den glitzernden Lichtreflexen des Bistros auf dem onyxfarbenem Lack von Stephanies Auto geblendet. Jawohl, wie ich so auf diese tanzenden Lichtreflexe schielte, erschienen sie mir wie das Funkeln von Sternen.
    Ich glaube, in uns allen steckt ein Stück Paris.
     
    Anscheinend bin ich sofort umgekippt, jedoch nicht ohne zuvor hallo zu sagen und galant Stephanies Lippen zu küssen. Dann wurden mir die Knie weich, und ich fiel auf das Kopfsteinpflaster vor die Füße der Bistrobesitzerin, ein aufgebrachtes altes Ungeheuer, das annahm, Stephanie sei meine beste Freundin, und sie alle meine Schnäpse bezahlen ließ, was

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