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Shampoo Planet

Shampoo Planet

Titel: Shampoo Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
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gesagt, als sie herausfand, daß ich weg war?«
    »Sie hippiete aus. Sie sagte, du würdest eine Reise unternehmen und dein Aufbruch sei verständlich, sogar gesund. Aber die Woche, in der Dan hier war, war blanker Wahn. Mama war 'n Roboter. Schlau von dir, die Stadt zu verlassen. Ich glaube, dein Verschwinden gab ihr die Kraft, ihn schneller aus dem Haus zu werfen, als sie es unter anderen Umständen getan hätte. Du hast also bei Mark und mir was gut.«
    »Hey, ich hab schon was gut bei dir, vom Sommer her, als du ausgerechnet am heißesten Tag des Jahres vietnamesische Suppe kochen mußtest.«
    »Schon verjährt, Tyler. Wie ist übrigens deine neue Telefonnummer?«
    »Wir haben kein Telefon.« Einer der Junkies aus der Heroin-Familie kommt auf die Telefonzelle zu und reibt einen Vierteldollar zwischen den Fingern, zweifellos, um auf eine der an den Telefonmasten festgehefteten Rockband-Quatsch-Anzeigen zu antworten, auf denen so etwas steht wie: Verdien dir dicke $$$ - Verkauf deine unverbrauchten Rezepte!
    »Kein Telefon? Bist du 'n Kommunist oder so was? Jeder hat ‚ n Telefon. Es gibt niemanden ohne Telefon. Wie kommst du bloß zurecht? Das ist ja grad, als ob man keine Lungen hätte.«
    »Wir werden bald Telefon haben.«
    »Von wo aus rufst du denn an? Von 'ner Telefonzelle in Havanna?«
    »Von der Ecke. Auf Harmonys AT&T-Nummer. Und jetzt will jemand das Telefon benutzen. Wir sollten Schluß machen.«
    »Aber wie geht's denn jetzt weiter? Bleibst du in Hollywood? Was ist mit deinen Sachen? Mit deinem Minikühlschrank? Was ist mit uns? Wir vermissen dich.«
    »Ich rufe bald wieder an. Ich muß mir erst noch über einiges klar werden. Gib mir ungefähr zwei Wochen Zeit. Dann weiß ich mehr. Richte Jasmine aus, das Leben ist cool.«
    »Du bist Mamas Liebling, Tyler. Das weißt du.«
    »Du fehlst mir, Daisy. Und Mark und Mama und überhaupt alle. Diese Fahrt ist anders als meine Reise nach Europa. Ich fühle mich nicht mehr ganz vollständig. Obwohl ich nicht allein bin.«
    »Laß dich nicht unterkriegen, liebster Bruder.«
    Wir beenden unser Gespräch, und der Heroin-Mann nimmt von mir den Hörer entgegen, wobei er sorgsam darauf achtet, nicht auf meinen Schatten zu treten.
     

52
     
    Handwerker, die in Lawrences Apartment nebenan Rohre reparierten, haben alte Knochen in die Wand einzementiert gefunden - Oberschenkelknochen, Schlüsselbeine, Wirbelsäulen ... Nur wissen die Behörden noch nicht, von welcher Spezies. Also nutzen Stephanie und ich die plötzlich entstandene Exhumierungsstätte als gruseligen Vorwand, um aus dem Gebäude zu verduften und rüber nach Venice Beach zu fahren, wo wir zum ersten Mal seit Wochen wieder einen ganzen Tag miteinander verbringen. Stephanie hat versprochen, kein Casting anzunehmen oder mit Jasper oder anderen aus seinem »Stall«, LaShanna, Tanya oder Korri, Komplotte zu schmieden.
    Venice Beach: Beweis für das biologische Unvermögen, sich eine Person gleichzeitig gutaussehend und arm vorzustellen. Jeans-Hot-Pants, schwarze Socken, wütende Schwärme von Cafe-Stürmern, anabolisch maximal ausgereizte locker-flockig aufgepeppte Auto-Technologie; spritzige Mustangs, DeathStars mit Vierradantrieb, glückselige Santa-Barbara-Jesus-Teenager mit neonfarbenen Nylongurttaschen, VW-Busse, auf denen mit Latexfarbe LED ZEP geschrieben steht, Golf-Cabrios mit temperafarbenen Namen bemalt: shannon Linda Denice Didi und Patty ; Luftdämme aus Fiberglas, Kevlar-Brustmuskulatur, Rollerblade-Skates in der Farbe von Polioimpfstoff auf Zuckerwürfeln. Jahrzehntelanges Gewichtstraining, Tetrazyklin, Zahnklammern, MTV und NutraSweet-Süßstoff vermengen sich zu einer gewaltigen, gloriosen Gischt. Ein swimmingpoolfarbener Porsche 911 schleicht sich an unsere Seite und der Fahrer lächelt uns mit Platinzähnen an und sagt: »Wähl 911, Baby.«
    »Diese Leute sind alle so modern!« rufe ich einer völlig uninteressierten Stephanie zu, die gänzlich in Schwarz gehüllt dasitzt, um ihre sonnenblockerschimmernde Haut vor UV-Strahlen zu schützen. Das Flair dieses Strandes läßt sie einfach völlig kalt.
    Ich jedenfalls lasse mich ganz von dem hier vorherrschenden Elan einnehmen, wenn ich mich auch frage, ob diese ganze spektakulär zur Schau getragene Jugend nicht eine ähnliche Verschwendung ist wie ein Feuerwerk mitten am Tag. Aber dann ist die Szenerie auch wieder so sexy - so sexy, daß ich explodieren und mein brennendes Innere über diese geilen Autos und geilen Körper regnen lassen

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