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Shampoo Planet

Shampoo Planet

Titel: Shampoo Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
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ob der Komfort und die Sicherheit dadurch, daß sie bei meinem Vater blieb, einen solchen Verlust wert waren.« Wieder ein Schlückchen. »Und jetzt, finde ich, ist sie wie eine Gepardin im Zoo, die zwar ein bequemes Leben geführt hat, aber niemals schnell gelaufen ist, wie sie es von Natur aus hätte tun sollen. Okay, die Gepardin ist zwar am Leben, aber was heißt das schon?«
    Stephanie sieht mich nicht an. Sie streicht mit den Fingerkuppen über ihre lackierten Nägel, eine nervöse Angewohnheit von ihr. »Aber das ist albern, nicht wahr? Du wärest erstaunt, wie viele Menschen sich nie verliebt haben. Wer behauptet, das Leben müsse leicht sein?«
    »Das sage ich immer, wenn Harmony mit seinem altenglischen Tick anfängt, über das finstere Mittelalter zu säuseln. Ich erinnere ihn daran, daß das Leben im wesentlichen darin besteht, daß die Wikinger deine Familie in Stücke hauen und dann Feuer an deine Ernte legen.«
    »Die Natur ist sicherlich nicht demokratisch.«
    So inspiriert, schreibe ich einige Minuten später, während Stephanie zu einer ausgiebigen Putzrestaurierung in die Damentoilette verschwindet, mit meinem Filzstift auf eine Fünf-Dollar-Note (was nicht wenige neugierig schielende Blicke von den umstehenden Tischen anzieht) folgende Worte:
     
    Nur Demokratie rettet uns von der Verheerung Tiere zu sein
     
    Stephanie kommt zurück, und ein paar Minuten lang ist die Stimmung fröhlicher. »Ich mag deine Freunde in Lancaster. Harmony, Skye, Gaia, Anna-Louise.« Niemals zuvor hatte sie Anna-Louises Namen ausgesprochen. Ich bin davon angenehm überrascht.
    »Ich freue mich, daß du sie magst. Sie sind eine nette Bande. Ein bißchen ehrgeiziger könnten sie schon sein, aber...
    »Tyler«, unterbricht mich Stephanie. »Was diesen Ehrgeiz angeht...« Sie trinkt ihren Wein aus. »Du hast mich in Frankreich etwas gefragt, und ich habe dir nie darauf geantwortet. Du fragtest mich, was französische ›Teens‹« (sie zeichnet mit den Fingern Anführungszeichen in die Luft) »so ehrgeizlos macht. Sie sind nicht ohne Ehrgeiz, Tyler, aber ich muß diiir sagen, ich kann dein Gerede über Ehrgeiz nicht mehr hören. Ich frage dn/ch, was ist fairer: deinen Kindern den Mond zu versprechen und ihnen dann nichts zu geben - oder ihnen nur wenig zu versprechen, realistisch zu sein; so daß deine Kinder, wenn sie dann Staatsbeamte werden oder Laster fahren, nicht unglücklich sind? Ich denke, dein Ehrgeiz ist grausam. Mehr Wein für mich, s'il vous plait.«
    Wir geben unsere Bestellung auf und essen ziemlich schweigsam. Ich esse Garnelen und Stephanie ißt Lamm. Ich versuche, ein paar Stars zu erspähen, sehe aber keine, und Stephanie wirft wieder einen Blick auf ihre Uhr, wie schon während des ganzen Abends.
    »Warum schiebst du deine Garnelen an den Tellerrand?« fragt sie und schaut auf meinen Teller.
    »Ich horte sie als Belohnung für hinterher, wenn ich alles andere aufgegessen habe. Wie ein geheimes Proviantlager während einer anstrengenden Fahrt.«
    Ein kleines spöttisches Grinsen. »Weißt du, was der Gipfel aller Mittelmäßigkeit ist, Tyler? Die Fähigkeit, Vergnügen hintanzustellen.«
    Ich lasse meine Gabel fallen. »Stephanie, warum nimmst du nicht einfach deinen Klassenhaß und deine Phobien und schleppst sie zurück in dein enges, zukunftsloses, kleines Land? Wir wollen sie hier nicht.« Sie ißt weiter, als hätte ich kein Wort gesagt. »Tut mir leid«, setze ich matt hinzu.
    Mir ist der Appetit vergangen. Wenn in einer Partnerschaft der eine von beiden schlechte Schwingungen verspürt, dann verspürt sie der andere garantiert auch. »Es ist nur so, daß all eure Geschichte in Europa so verführerisch ist. All eure Kostüme und Bauwerke und alte Musik und perfekten kleinen Keksdosen. Geschichte trickst dich aus, so daß du nicht den Wert von dem erkennst, was jetzt geschieht. Geschichte ist tot, aber das Hier-und-Jetzt lebt. Geschichte ist neidisch auf das Hier-und-Jetzt - neidisch auf das Leben.«
    »Ich verstehe, Tyler.«
    Dann herrscht eisiges Schweigen. Der Nachtisch wird serviert, ein kleiner flambierter Rumkuchen, den der Kellner mit einer diskret-eleganten Bewegung anzündet und dann verschwindet. Wir blicken beide unverwandt in das eisige Blau der Flammen, und ich fühle mich so einsam, daß mein Magen wie betäubt ist. Vielleicht fühlt sich Stephanie auch so.
    Und mitten hinein in dieses trübe Schweigen überrascht mich Stephanie. Während Leute von den Nebentischen zu uns

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