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Shampoo Planet

Shampoo Planet

Titel: Shampoo Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
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gepflegt ist - wenn du erst dein Haar vernachlässigst, folgt alles andere -, ich kann mir keinen schlechten Haar-Tag erlauben, ich sorge dafür, daß das Mikroapartment aufgeräumt ist. Außerdem habe ich auf dem Mittelwellensender Talk-Radio-Shows entdeckt. Ich bin auf einen »Verschwörungs«-Sender gestoßen, der aus dem Valley ausgestrahlt wird. Ich müßte jetzt eigentlich nur noch dort anrufen.
    Ich habe lästige Haushaltspflichten. Heute morgen, bevor ich zum Boulevard hinunterging, nahm ich etwas von dem Geld aus dem Verkauf des Comfortmobiles, um mir einen Apparat für weißes Rauschen zu kaufen. Ich schlafe schlecht, weil ich mir Sorgen darüber mache, arm zu sein. Mein Schlafzimmer hallt so. Kleine Geräusche stören mich plötzlich. Geklirre und Geklapper und Gestampfe. Du weißt, daß du arm bist, wenn du den Lärm anderer Leute durch die Wände hören kannst. Nach meinem vergeblichen Versuch, Schlaf und Träume zu finden, tauschte ich letzte Woche meine Plakatfragmente bei Lawrence gegen Valium ein.
    »Spülwasserstärke«, sagte Lawrence und gab mir ein braunes Plastikfläschchen, während wir das Pharmazeutikarsenal seines Badezimmerschränkchens plünderten. Die Hälfte der Flaschen trug kein Etikett.
    »Warum haben die kein Etikett?« fragte ich.
    »Der Inhalt ist zu schändlich. Hier - wir fangen bei dir mit Valium an. Von dort kannst du dich dann hocharbeiten. Ich will nicht, daß es bei dir zu 'ner Reaktion kommt und du mir's FBI auf den Hals hetzt.«
    »Was ist dies hier?« frage ich und nehme ein kleines, durchsichtiges, offenbar wertvolles Fläschchen, das immerhin Anspruch auf ein eigenes Fach hat.
    »Zopiclone. Das kriegt man nicht für 'n paar Plakatfetzen. In den Staaten nicht erhältlich. Für die brauchst du die Anzeigentafel aus dem Dodger-Stadion. Hauen dich um, lassen dir aber deine natürlichen REM-Phasen. Gehirnkaviar.«
     
    Heute gibt es einen besonderen Grund dafür, daß ich den Hollywood Boulevard hinunterspaziere. Ich habe gestern meinen Job bei WingWorld geschmissen. Ich habe beschlossen, daß ich nicht mehr jeden Tag Hühnerflügel fritieren will, um mir gerade eben genug Nahrung einverleiben zu können, um dann weiter in WingWorld zu ackern, damit ich mir genügend Nahrung anschaffen kann, um weiter in WingWorld. .. Ein Teufelskreis. Wer hat diese McJobs eigentlich erfunden? Sie bedeuten zwar Arbeit, aber leben kannst du davon nicht. Beschäftigung für sinnlos schuftende Zombies.
    Aber WingWorld ist jetzt Vergangenheit für mich. Heute Nachmittag experimentiere ich hier auf dem Boulevard mit einer echt heißen unternehmerischen Idee, die mir vergangene Woche plötzlich durch den Kopf schoß - eine Idee, die mir das Selbstvertrauen gab, den Job an den Nagel zu hängen. Ich denke mir, selbst wenn ich in einem zusammengerollten Teppich in der Gasse hinter dem Haus der Heroin-Familie leben müßte, bin ich lieber ein Verlierer unter selbstgewählten Bedingungen, als daß ich auch nur noch eine einzige Nanosekunde hinter schmierigen Kübeln mit Cajun Crocodile, Barbecue Blitz und Mister Mustard Sauce verbringe und mir Jesus' Lügen (wie sich letzten Endes herausstellte) über sagenhafte Nachtclub-Jobs anhöre.
    Der erste Schritt zur Umsetzung meiner unternehmerischen Idee setzt voraus, mir eine Grundausstattung anzulegen - von daher meine momentane Mission auf dem Boulevard, dieser höchst entzückenden Straße, diesem Püree aus konzessionsfundierter Umgebung und ausgemachter Schäbigkeit - Hamburger Hamlet, Taco Bell und The Big Fucky.
    Der Bürgersteig ist überkrustet von zertretenen Hamburgern, Spritzenkanülen und verlorenen Stadtplänen - ein Disneyland mit Läsionen. Ich sehe die verwirrt dreinblickenden deutschen Touristen, deren Gesichter noch nicht ganz den Ausdruck von Enttäuschung angenommen haben. Zu dieser surrealistischen Note hinzu gesellen sich üppige Weihnachtsauslagen, die zweifellos telefonisch unter 1 - 800 melting clock bestellt wurden.
    Ich schlendere an Graumann's vorbei, das wie fast alle Geschäfte auf dem Strip eine Darstellung der eigenen Geschichte vortäuscht - eine neue Konstruktion, die vorgibt, alt zu sein. Wie Lawrence vergangene Woche feststellte: »Keiner der alten Knaben, die diese Gebäude entworfen haben, hat daran gedacht, Nischen für T-Shirt-Geschäfte einzuplanen.«
    In der Fairfax finde ich zu guter Letzt, wonach ich suche - das Rohmaterial für mein unternehmerisches Vorhaben: einen Riesenblock Pauspapier und eine Schachtel mit

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