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Shane - Das erste Jahr (German Edition)

Shane - Das erste Jahr (German Edition)

Titel: Shane - Das erste Jahr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia von Rein-Hrubesch
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lassen.“
    Der Jugendliche verdrehte die Augen. „Dann bring mir einen Schwarztee.“
    Die Kellnerin drehte sich ohne ein Wort zu sagen um. Sie balancierte das Tablett auf einer Hand, während sie sich einen Weg bahnte. Egal, wie es in der Stadt zugehen mochte, das Teehaus war immer gut besucht.
    Gerade öffnete sich schon wieder die Tür und ließ einen neuen Gast herein. Die Frau erkannte denjenigen, stellte ihr Tablett auf den Tresen und ging zur Tür. „Mark, dich schickt der Himmel!“
    Mark zog den Mantel aus und schüttelte den Kopf. „Scheiße, ist das kalt!“
    „Sag mal, kannst du mir nicht ein paar Packen Kaffee vorbeibringen?“
    Mark sah sie nur an. Dann schob er sich an ihr vorbei. „Was ist mit eurem Lieferanten?“
    „Was wohl?“ Sie folgte ihm. „Er kommt nicht mehr, der Idiot.“
    „Hm.“
    „Hey!“ Die Frau hielt ihn fest.
    Mark schaute sie an. „Hör zu, ich würd dir wirklich gern helfen, aber ich hab schon genug zu tun!“
    „Ich weiß!“
    „Und mit genug meine ich nicht genug, sondern genug im Sinne von: Ich weiß nicht mehr wo mir der Kopf steht!“
    „Mark, ich würd dich nicht fragen, wenn’s nicht dringend wär’!“
    Mark blieb stehen und sah die Frau an. „Ich seh’, was ich tun kann, okay?“
    „Du bist ein Schatz!“
    „Ja ja.“ Er setzte sich wieder in Bewegung.
    „Ich bring dir Schwarztee!“
    Mark schob sich durch die engen Gänge bis zum hintersten Tisch durch. „Hi.“ Er setzte sich.
    „Meine Fresse, siehst du scheiße aus!“
    Mark griff zur Tasse seines Freundes.
    „Ist doch Kacke hier!“, tönte der. „Nicht mal Kaffee gibt’s noch!“
    „Du suchst nicht zufällig noch ’nen Job?“, fragte Mark.
    „Ha! Machst du Witze?“
    Mark schüttelte nur den Kopf. „Ach, vergiss es!“
    „Mensch, Alter!“ Ein anderer Jugendlicher, der ebenfalls am Tisch saß, haute Mark auf die Schulter. „Wird Zeit, dass du mal wieder ausgehst! Du siehst aus wie ein großer Haufen Scheiße!“
    Mark grinste.
    „Los, wir ziehen ab und machen was für unseren Großstadthelden klar!“
    „Ja, ne ordentliche Braut wird ihn schon wieder auf die Beine bringen!“
    Mark grinste und griff nach einer der Tassen, die die Kellnerin gerade auf den Tisch gestellt hatte.
     
    Shane atmete tief durch. Die eiskalte Luft strömte durch ihren Körper und schien ihn von innen gefrieren zu wollen. Sie blickte sich um.
    Hinter dem Haus gab es einen kleinen Garten, eher ein verwildertes Grundstück, die Mutter pflegte den Vorgarten sorgfältig und mühevoll, doch hinter dem Haus wollte sie nix tun, sie nannte es das „Dschungelparadies“. Im Frühling, wenn der Kirschbaum schneeweiße Blüten trug, hielt sich Shane hier am liebsten auf, noch lieber als in ihrem Zimmer. Sie verzog das Gesicht. Doch nun würde das anders sein, nun war sie …allein.
    Sie war mit M und M hier gewesen, immer. Maria liebte es, auf den knorrigen Stamm der Birne zu klettern, Max hatte immer unten gestanden und so getan, als hätte er gar keine Lust, hochzuklettern.
    Shane drehte sich um. Der Birnbaum stand ein paar Meter neben der Haustür, auf der linken Seite. Weiter hinten im Grundstück stand der Kirschbaum. Nun waren beide Bäume nur noch unter einer Schneedecke auszumachen.
    Egal, hier würde sie es nicht tun können, es war zu nah am Haus, und die Nachbarn würden vielleicht nichts sehen können, aber hören. Sie verließ das elterliche Grundstück und bog nach links ab.
    Zügig lief sie die Straße entlang und blickte sich suchend um. Sie würde noch ein Stück laufen müssen.
    Am Ende der Straße hatte sie einen passenden Platz gefunden. Hier waren noch keine Häuser gebaut, Schnee lag auf Sträuchern und vereinzelten Bäumen.
    Shane schaute sich nochmal um. Das letzte Haus war weit genug weg. Sie ging zu einem der Bäume. 
    Sie hatte sich für kleine Plastikflaschen entschieden, sicher, auch sie könnten zerplatzen, doch um einen das Gesicht zerfetzen zu können, dafür hielt Shane sie zu harmlos. Sie stellte eine der Flaschen in die Astgabelung. Dann ging sie ein paar Schritte zurück und holte Luft.
    Der Nebel kam, und er wurde schwarz.
    Und noch etwas anderes rührte sich.
    Shane spürte es genau, sie spürte es zum ersten Mal so deutlich, so scharf, als hätte sie mit einem spitzen schwarzen Stift auf blütenweißes Papier gezeichnet.
    Es wandte sich in ihr, schrie danach, heraus gelassen zu werden, die Flasche machte einen kleinen Satz und fiel unversehrt in den Schnee; und während Shane

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