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Shane - Das erste Jahr (German Edition)

Shane - Das erste Jahr (German Edition)

Titel: Shane - Das erste Jahr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia von Rein-Hrubesch
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tun?“
    „Nun, da du diese Frage stellst, nehme ich an, dass du eine Verbindung spürst, ist es nicht so, Shane?“
    Shane überlegte kurz. „Ja.“
    Die alte Frau nickte.
    „Zuerst waren es nur die Dunkeln, die mich gejagt haben. Die …Frettchen.“
    Die alte Frau nickte wieder.
    Shane runzelte die Stirn. Sie versuchte sich zu erinnern, was sie in dem Buch gelesen hatte. Dann schaute sie der alten Frau entschlossen in die Augen. „Die Frettchen und die Jäger bekriegen sich, nicht wahr?“
    „Ja, das tun sie, mein Kind.“
    „Warum bekriegen sie sich? Und warum jagen sie mich?“
    „Die Frettchen führen einen dummen Krieg. So wie jeder Krieg dumm ist. Sie wissen nicht einmal mehr, warum sie diesen Krieg führen.“
    Shane hielt die warme Tasse in ihren Händen. „Und früher gab es einmal einen Grund? Einen Grund, warum sie mit den Jägern kämpften?“
    „Nun, zumindest glaubten sie, dass es einen gäbe.“
    Shane lehnte sich zurück. Sie hatte gehofft, dass einige der Fäden sich finden würden, doch es waren noch mehr dazugekommen, und sie alle flogen in ihrem Kopf durcheinander wie die Flocken bei dem Schneesturm letzte Woche.
    „Shane, kennst du den Begriff  `Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte`“?
    Shane runzelte die Stirn. „Ja.“
    Die alte Frau nickte und die gütigen Augen in dem runzligen Gesicht ruhten auf dem Kind.
    „So war es mit den Frettchen auch. Sie mischten sich ein in etwas, was sie nichts anging, und nun rennen sie nur noch dumm durch die Straßen.“
    Shane überlegte. Das Schneegestöber in ihrem Kopf wurde stärker, doch sie machte den Mund auf und sagte: „Die Jäger haben gekämpft, nicht wahr? Sie haben …gejagt, oder?“
    „Du bist ein kluges Kind.“
    „Wen haben sie gejagt?“
    Die alte Frau zögerte kurz, dann blickte sie Shane fest an und sagte: „Die Augen.“
    „Die Augen.“ Shane wiederholte es tonlos.
    Fäden flogen hin und her, ihr Kiefer schmerzte und etwas zog in ihr. Hedwig hätte dem Mädchen gern etwas mehr Zeit gegeben, doch die hatte es nicht.
    Die hatten sie beide nicht.
    „Die Jäger bekämpften die Augen. Das taten sie schon immer. Die Jäger jagten die Augen, seit es sie gab. Man sagt, es gäbe schon Aufzeichnungen über sie in der griechischen Mythologie, aber wenn du mich fragst, ist das egal. Irgendwann ließen sie sich hier nieder, in unserer Stadt, und die Jäger ließen nicht lange auf sich warten.“
    Die Fäden in ihrem Kopf flogen wild hin und her, das Ziehen in ihrem Inneren nahm schmerzhaft zu, und trotzdem machte Shane den Mund auf und fragte: „Wann kamen die Frettchen?“
    „Irgendwann schien jemand zu bemerken, dass es leicht war, zu plündern, wenn alle damit beschäftigt waren, durch die Straßen zu jagen. So entstanden die Frettchen.
    Zuerst war es nur eine Bande dummer Jungs, dann wurden sie gieriger, gemeiner, ihre Anhänger wurden mehr; und nun, da die Augen fort sind, rennen sie nur noch wütend durch die Straßen und bekämpfen die Jäger.“
    „Die Augen sind fort?“
    „Ja, mein Kind. Sie haben sie alle getötet.“ Die alte Frau wollte es nicht, doch es musste sein.
    Shane hatte die Augen aufgerissen. „Getötet?“
    „Ja. Sie haben es geschafft. Die Jäger haben es geschafft. Sie befreiten die Stadt von etwas, was ihrer Meinung nach böse war.“
    Shane runzelte die Stirn. Sie betrachtete die alte Frau. „Sie denken das nicht.“
    Hedwig lächelte kurz, dann erhob sie sich und ging gebückt zu einer Kommode, deren Schublade sie aufzog. „Ich weiß nicht, warum ich das alles hier aufbewahrt habe, das heißt, ich wusste es nicht; nun scheint es Sinn zu machen.“ Sie legte einen Stapel Ordner und loser Blätter auf den Tisch. Ein Blatt reichte sie Shane über den Tisch. Es war ein Foto.
    Shane erkannte darauf die alte Frau, auf dem Bild war sie jünger, viel jünger, und neben ihr saß ein Mann.
    „Das ist mein Kurt. Er war immer gut.“
    Shane schluckte und sah von dem Bild auf.
    Die alte Frau nickte ihr zu. „Er war ein Auge.“
    Das Foto in Shane’s Hand begann zu zittern. Sie konnte nix sagen, kein Wort.
    „Ja, Shane, du spürst die Verbindung, Das solltest du auch. So wie es aussieht, bist du noch keinem begegnet.“ Wieder schaute die alte Frau an ihr hoch und runter. „Wie konntest du nur so lange überleben ohne Ausbildung?“
    „Was meinen sie damit?“
    „Jemand, der dich trainiert.“
    Shane schaute die Frau fragend an.
    „Die Augen haben diese …Fähigkeiten. Sie müssen

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