Shane Schofield 02 - Die Offensive
Staaten in Hangars, die normalerweise gewerblich genutzt werden, Flugzeuge mit Atombomben an Bord stationiert. Das Militärische Forschungsinstitut für ansteckende Krankheiten hat ein Heilmittel gegen Aids entwickelt, darf es aber nicht freigeben. Die Air Force hat einen auf magnetischer Abstoßung basierenden Antrieb entwickelt, der es möglich macht, Fahrzeuge durch die Luft schweben zu lassen. Der unterlegene Bewerber für den Bau des Stealth-Bombers hat vorgeschlagen, ein Flugzeug zu entwickeln, das mit Überschallgeschwindigkeit fliegt und aufgrund atomarer Lichtbrechung vollkommen unsichtbar ist – und er hat das Flugzeug tatsächlich gebaut, obwohl er den Auftrag nicht bekommen hat. Schon mal davon gehört?«
»Nein«, sagte Elvis. »Klingt aber ziemlich cool.«
»Und wie steht’s mit Ihnen, Captain?«, wandte sich Book II. an Schofield. »Haben Sie schon mal davon gehört?«
Schofield schaute dem jungen Sergeanten in die Augen. »Das letzte Gerücht ist mir schon mal zu Ohren gekommen, die anderen nicht.«
Er wandte sich ab und ließ seinen Blick im Büro umherschweifen.
Er runzelte die Stirn. Jemand fehlte.
Und dann fiel es ihm auf.
»Hey, wo ist eigentlich Warrant Officer Webster?«, fragte er die anderen.
Der Präsident der Vereinigten Staaten blickte mit offenem Mund durch das schmale Beobachtungsfenster. In der Mitte des hohen, saalähnlichen Raums befand sich ein großer freistehender Kubus aus einem durchsichtigen, glasartigen Material.
Er berührte weder die Decke noch die Wände, ein wohnzimmergroßer Würfel, an zwei Seiten eingefasst von der erhöht angebrachten, L-förmigen Beobachtungsplattform.
Was die Aufmerksamkeit des Präsidenten fesselte, befand sich jedoch im Inneren des Würfels.
Er konnte den Blick einfach nicht davon abwenden.
»Der Kubus besteht aus hochelastischem Fiberglas und verfügt über eine eigene Sauerstoffversorgung. Er ist vollkommen luftdicht«, erörterte Colonel Harper. »Sollte eine undichte Stelle auftreten, wird der Innendruck automatisch erhöht, sodass keine Keime eindringen können.«
Harper deutete auf einen der drei Wissenschaftler, die zum Empfangskomitee gehört hatten. »Mister President, ich möchte Ihnen Doktor Gunther Botha vorstellen, den führenden Kopf des Projekts Fortune.«
Der Präsident schüttelte dem Wissenschaftler die Hand. Botha war ein achtundfünfzigjähriger dicker, breitgesichtiger Mann mit schütterem Haar. Er sprach mit einem gutturalen, südafrikanischen Akzent. »Es ist mir eine Freude, Sie kennen zu lernen, Mister President.«
»Doktor Botha stammt aus –«
»Ich weiß, woher Dr. Botha kommt«, fiel ihm der Präsident mit einem Anflug von Missbilligung ins Wort. »Ich habe mir gestern seine Akte angesehen.«
Gunther Botha hatte dem berüchtigten Sanitätsbataillon der südafrikanischen Streitkräfte angehört. Nur wenige wussten, dass Südafrika in den achtziger Jahren zusammen mit der Sowjetunion führend in der Entwicklung und Lagerung von biologischen Waffen gewesen war. Jene waren grundsätzlich für den Einsatz gegen die schwarze Bevölkerung bestimmt gewesen.
Nach dem Sturz des Apartheidregimes war Gunther Botha alsbald arbeitslos geworden und in die Schusslinie der Kommission für Wahrheit und Versöhnung geraten. 1996 hatte ihn die Regierung der Vereinigten Staaten heimlich engagiert. Dieser Vorgang erinnerte an die Einstellung von nationalsozialistischen Wissenschaftlern nach dem Zweiten Weltkrieg. Spezialisten auf Bothas Gebiet waren jedoch nur schwer zu finden, daher hatte seine Vergangenheit niemanden interessiert.
Der Präsident blickte erneut durch das Beobachtungsfenster. »Das ist also der Impfstoff …«, sagte er, die Augen auf den Kubus gerichtet.
»Ja, Sir, das ist er«, sagte Botha.
»Schon getestet?«, fragte der Präsident, ohne sich umzudrehen.
»Ja.«
»Gegen den neuesten Stamm?«
»Wir haben ihn gestern Nachmittag gegen den Stamm 9.1 getestet, gleich nachdem dieser eingetroffen war.«
»Mister President«, sagte Colonel Harper, »wir würden es Ihnen gern einmal demonstrieren.«
Eine Pause trat ein.
»In Ordnung«, erwiderte der Präsident. »Tun Sie das!«
»Wo ist er hin?«, fragte Schofield, der mit Libby Gant mitten im riesigen Hangar von Area 7 stand.
Warrant Officer Carl Webster – verantwortlich für den Football – befand sich weder in einem der Präsidentenhubschrauber noch in einem der Hangarbüros. Eine Rückfrage bei den Männern vom Secret Service hatte
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