Shane Schofield 02 - Die Offensive
dicke Tür geöffnet wurde.
Frank Cutler und die acht anderen Begleiter des Präsidenten standen hinter ihm – schweigend, unbeteiligt, nahezu unsichtbar. Alle drei Minute vergewisserte sich Cutler unauffällig, dass das All-Clear-Signal der beiden Vorausteams über Ohrhörer übertragen wurde. Die Signale erschienen laut und deutlich.
Dann endlich schwang die Tür auf, und der Präsident blickte beiläufig in den dahinter liegenden Raum.
Seine Kinnlade sackte herab.
»O … mein … Gott!«
»Ich tippe auf die Superbombe«, sagte Elvis Haynes und lehnte sich zurück.
Elvis, Schofield, Gant und Mother saßen in einem der verglasten Büros neben dem Hangartor. Neben ihnen hatten sich die Colonels Grier und Dallas niedergelassen sowie alle anderen Marines, die an Bord der Präsidentenhubschrauber mitflogen, und die drei verbliebenen Agents vom Secret Service.
Es war kein Zufall, dass sämtliche Stabsleute des Weißen Hauses, die im Hangar geblieben waren, entweder in dem anderen verglasten Büro an der Südseite des Hangars kampierten oder aber an Bord der Helikopter arbeiteten. Das war, wie sie glaubten, ihrer Stellung eher angemessen als die spartanischen Büros der Air Force.
Außerdem gab es dort frisch gemahlenen Bohnenkaffee, wie Nicholas Tate Gant gegenüber geäußert hatte. Er hatte sie eingeladen, mit ihm an Bord des Marine One zu bleiben, aber Gant hatte sich lieber Schofield und den anderen angeschlossen.
Ramrod Hagerty wiederum saß bei den Stabsleuten.
»Ausgeschlossen, Mann!«, sagte ein kleiner bebrillter Corporal namens Gus Gorman. »Die Superbombe gibt’s nicht.«
Gorman war schmal gebaut, und mit seinen dicken Brillengläsern, der großen Nase und dem schmalen, mageren Hals schien er stets ein wenig verwirrt. Nicht einmal in voller Uniform wirkte er auch nur ansatzweise attraktiv. Bei den anderen Soldaten war er wegen seines nahezu fotografischen Gedächtnisses und seines scharfen Verstandes beliebt. Sein Rufzeichen lautete »Brainiac«,
Hirni, was als Kompliment und keineswegs als Beleidigung zu verstehen war.
»Scheißdreck«, sagte Elvis. »Die DARPA, die Behörde für wissenschaftliche Forschungsprojekte zur Verteidigung, hat sie in den Neunzigern entwickelt, in Zusammenarbeit mit der Navy.«
»Aber es hat nicht funktioniert. Hing alles von so einem chemischen Element ab, das nur in Meteoriten zu finden ist und nicht auf der Erde.«
»Ihr glaubt aber auch alles«, sagte eine leise Stimme an der anderen Seite des Büros.
Der Sprecher war ein Sergeant, der noch nicht lange dazu gehörte - ein stets konzentriert wirkender junger Mann mit buschigen Augenbrauen, Boxernase und tief liegenden braunen Augen. Er redete nicht viel, aber wenn er etwas sagte, dann hatte es Gewicht. Zunächst hatte man diese Eigenart mit Hochmut verwechselt. Aber schon bald hatte man erkannt, dass Sergeant Buck Riley Jr. einfach nicht gern unnötig Worte verlor.
Riley Jr. war der Sohn eines hoch angesehenen Marine Staff Sergeants. Seinen Vater, Buck Riley Sen., hatte Shane Schofield besser gekannt als die meisten anderen.
Sie hatten sich unter Beschuss kennen gelernt. Damals in Bosnien befand sich Schofield in einer schlimmen Situation, und Riley Sen. war ihm mit einem Rettungsteam zu Hilfe geeilt. Sie hatten sich angefreundet, und Schofield hatte sich seit diesem Zeitpunkt stets auf die Loyalität seines Staff Sergeants verlassen können. Bedauerlicherweise hatte auch er an dem unglückseligen Antarktiseinsatz teilgenommen und war von einem Mann, dessen Namen Schofield aus Geheimhaltungsgründen niemals erwähnen durfte, auf äußerst brutale Weise getötet worden.
Der ernsthafte Sergeant Buck Riley Jr. führte nun das Rufzeichen seines Vaters, und das voller Stolz. Er war in der Einheit als »Book II.« bekannt.
Book II. sah Elvis und Brainiac an. »Glaubt ihr wirklich, die DARPA hätte eine Bombe gebaut, mit der man ein Drittel der Erdmasse vernichten kann?«
»Ja«, antwortete Elvis.
»Nein«, widersprach Brainiac.
»Das hat sie auch nicht. Die Superbombe ist ein moderner Mythos«, sagte Book II, »dazu gedacht, die Anhänger von Verschwörungstheorien im Internet und die Klatschweiber im Marine Corps glücklich zu machen. Wollt ihr ein paar andere Beispiele hören? Das FBI schickt Under-Cover-Agenten in die Gefängnisse, um die Häftlinge auszuhorchen. Die US Air Force hat für den Fall eines plötzlich ausbrechenden Krieges auf jedem größeren Flugplatz der Vereinigten
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