Shanera (German Edition)
Silhouetten zweier Wesen auftauchen, die sich kreischend auf Koras stürzten. In dieser kleinen Zahl hatten sie allerdings keine Chance. Einige gezielte Schläge des wirbelnden Stabes holten sie vom Himmel.
„Weiter!“ Koras stürmte schon voran. Zela war drauf und dran, ihm hinterher zu rennen, doch unvermittelt hielt sie inne. Mit geballten Fäusten atmete sie einmal tief durch, dann lief sie ein paar Schritte zurück und half Shanera auf die Beine, die inzwischen ziemlich außer Atem war.
„Komm, ich helfe Dir. Das schaffen wir.“ Sie legte sich den Arm ihrer Freundin um die Schulter und gemeinsam liefen sie bergab, so schnell es ging, immer Koras hinterher.
Der Wald wurde dichter, und obwohl das ihr Vorankommen erschwerte, so konnten sie doch hoffen, dass die engen Bäume und Ranken sie der Sicht und dem Zugriff ihrer Verfolger entzogen. Doch ihre Hoffnungen waren verfrüht, denn unvermittelt fanden sie sich auf einer Lichtung wieder, auf der zwischen umgestürzten Bäumen und wuchernden Schlingpflanzen fauliges Wasser träge dahinplätscherte. Hier war der Boden fast eben, jedoch sumpfig, offenbar konnte das Wasser kaum abfließen.
Stolpernd kamen sie nach einigen Schritten zum Stehen. Ihnen blieb jedoch keine Zeit, einen Ausweg zu suchen, denn schon erschienen über den hinter ihnen liegenden Baumkronen die Gestalten eines halben Dutzends ihrer Verfolger, vielleicht waren es sogar noch mehr.
Inzwischen bedurfte es keiner Anweisungen mehr. Die drei gingen unter einigen größeren Baumresten in Deckung, bis zu den Waden im Morast, den Kopf unter die fauligen Äste geduckt. Als Shanera den Kopf drehte, sah sie allerlei Getier, das sie lieber nicht genauer betrachten wollte, aufgeschreckt in die nächsten Astlöcher kriechen und krabbeln. Sie biss die Zähne zusammen und zog Bogen und Pfeile aus dem Gepäck.
Während Zela neben ihr kauerte, hatte Koras hinter einer anderen Baumleiche Deckung gesucht, war aber von ihren Angreifern sofort entdeckt worden. Er verteidigte sich gegen zwei oder drei mit dem Stab, während die anderen abwartend kreisten. In der Dunkelheit gaben sie ein schlechtes, noch dazu bewegliches Ziel ab, aber immerhin waren sie groß und nicht weit entfernt.
Shanera spannte den Bogen, zwang ihre protestierenden Muskeln, und schmerzenden Gelenke zum Gehorsam und schickte in rascher Folge vier Pfeile über Koras Kopf in die Nacht. Zwei davon fanden ihr Ziel. Eines der Wesen kreischte auf und flatterte torkelnd davon. Ein anderes stürzte wie ein Stein herab. Es kollidierte mit einem von Koras’ direkten Angreifern, was diesem die Gelegenheit zu einem tödlichen Schlag gab, mit dem er das Untier ausschaltete.
Vier Angreifer verblieben, von denen zwei sich jetzt dem neu entdeckten Feind zuwendeten. Mit wenigen kräftigen Flügelschlägen erreichten sie das Versteck der beiden Frauen. Doch Zela hatte inzwischen ihr Messer gezogen und war ein Stück nach oben auf die übereinander liegenden Baumreste geklettert, hinter einem mannsdicken Ast in Deckung bleibend. Als der erste Angreifer im Tiefflug vorbeiziehen wollte, stach sie zu und erwischte ihn am Flügel.
Der verletzte Jäger stürzte sich auf Zela und beide taumelten in den Morast, ziellos aufeinander einstechend und beißend. Der zweite Angreifer hatte noch einen Pfeil von Shanera empfangen und war dann ebenfalls in den Nahkampf übergegangen. Klauen und Zähne wüteten gegen Messer und bloße Fäuste.
Die Kraft der Verzweiflung ließ Shanera schließlich die Überhand gewinnen und einen tödlichen Stich gegen ihren Gegner ausführen. Inzwischen wieder aus verschiedenen Wunden blutend und erschöpft, aber wie benebelt vom Kampfrausch, stürzte sie sich auf Zelas Gegner und mit vereinten Kräften brachten sie auch diesen endlich zu Fall.
Besudelt mit Schlamm und Blut krochen sie auf ein etwas festeres Stück Boden. Auch Koras hatte seine beiden Angreifer besiegt und schleppte sich müde zu ihnen, er schien ebenfalls verwundet. Wenigstens waren im Moment keine weiteren Verfolger zu sehen.
„Hey, Koras. Du sahst auch schon mal besser aus.“, brachte Shanera schließlich hervor, als sich ihr Atem etwas beruhigt hatte.
„Danke, gleichfalls. Die Mistviecher haben mich an der Schulter erwischt.“
„Und wie geht’s Dir, Zela?“, fragte Shanera nach kurzem Schweigen.
„Ich glaube, mir ist schlecht. Und mein linker Arm tut weh. Ich weiß nicht …“ Sie brach ab und schien den Tränen nah.
„Zeig mal.“ In dem schlechten Licht
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