Shanera (German Edition)
fertig.“
„Nicht nur Dich.“, pflichtete ihr Koras bei. „Quer durch diesen Urwald zu gehen, das ist keine so gute Idee.“
Zela blickte ihn dankbar an, doch Shanera hielt dagegen.
„Zwischen uns und diesen Lichtern ist nun mal nur Wald. Ich kann auch nichts dafür. Ich glaube kaum, dass es hier irgendwo einen geebneten Weg gibt. Wir müssen da einfach durch.“
Bei den anderen beiden löste das keine große Begeisterung aus, doch momentan waren sie zu müde, um darüber zu diskutieren. Schweigend beendeten sie die Vorbereitungen für das Abendessen.
Shanera warf noch ein paar gehäckselte Kräuter in die über dem Feuer köchelnde Brühe. Sie trieben träge auf dem Wasser und zogen langsam ihre Bahn. Versonnen starrte Shanera in den Topf und stocherte darin herum. Wasser … Plötzlich schreckte sie hoch.
„Ein Boot!“
„Ein was?“, fragte Koras und blickte sich suchend um.
„Sie meint, wir sollen uns auf dem Wasser fortbewegen. Mit einem schwimmenden Gefährt, aus Holz oder so.“, erklärte Zela. „Aber wie kommst Du darauf?“
„Auf der Hochebene gibt es doch große Flüsse. Den, wo wir uns getroffen haben, zum Beispiel.“ Zela und Koras nickten. „Was passiert mit denen, wenn sie zur Kante kommen?“
„Es muss einen Wasserfall geben.“
„Ja, oder manche scheinen auch unterirdisch weiterzulaufen, denn richtig große Fälle gab es zumindest in der Nähe unseres Dorfes keine. Aber auf jeden Fall kommt das Wasser nach unten und es bildet auch dort wieder Flüsse. Wir könnten versuchen, einen davon zu finden und uns aus Holz ein Boot bauen. Damit könnten wir sicher ein gutes Stück nach Süden gelangen, ohne uns durch den Wald quälen zu müssen.“
„Das klingt gar nicht so schlecht. Wir könnte Richtung Osten gehen, dann müssten wir auf jeden Fall auf den Fluss stoßen, den wir bereits vom Hochplateau kennen.“ Zela begann, diesen Plan zu mögen. Hauptsache, die mühsame Lauferei hatte ein Ende.
Auch Koras war jetzt interessiert. „Ich weiß zwar nicht, wie wir so ein Boot bauen sollen, aber das wäre schon eine gute Sache. Ich denke allerdings, wir sollten nicht direkt nach Osten gehen … eher nach Südosten. Auf diese Weise kommen wir wenigstens ein Stück in die richtige Richtung voran. Außerdem ist es hier sehr feucht und regnet sicher so häufig, dass es wahrscheinlich um so mehr Wasserläufe gibt, je weiter wir von der Wand wegkommen.“
Tatsächlich hatte es am Nachmittag schon leicht getröpfelt und auch jetzt war der Abendhimmel von Wolken überzogen. Gelegentliches Wetterleuchten und leises Grollen kündete von fernen Gewittern.
Die Perspektive eines konkreten Plans beflügelte ihre müden Gedanken und sie besprachen während des Essens die Möglichkeiten und Fährnisse dieses neuen Wegs.
Als ihre Mahlzeit beendet war, starrten sie wieder schweigend ins Feuer. Knisternde Funken stoben in den Nachthimmel. Insekten kreisten um die Flammen, bis sie ihnen zu nahe kamen und ihr kleines Leben aushauchten. Nach einiger Zeit begannen schwere Tropfen zu fallen, einige landeten zischend in der Glut. Es kam jedoch kein richtiger Regen, es war, als wartete der Himmel noch auf etwas.
Zela hatte bemerkt, dass Koras ihr schon den ganzen Abend lang immer wieder verstohlene Blicke zugeworfen hatte. Sie wollte nicht länger so tun, als gebe es nichts zwischen ihnen. Sie rückte näher zu ihm hin, bis sie neben ihm saß, und legte schließlich ihren Kopf auf seine Schulter, versonnen ins Feuer schauend. Koras blieb ruhig sitzen und hoffte, dass sie nicht hören konnte, wie sich sein Puls beschleunigte.
Shanera blieb nur, das Ganze von der anderen Seite des Feuers zu beobachten und innerlich mit den Schultern zu zucken. Was sollte sie auch tun? Wenn Zela und Koras sich näher kamen, war das ihre Sache. Und sie war ja selber schuld, dass sie niemanden hatte. Den jungen Männern im Dorf hatte sie bisher nicht sehr viel Aufmerksamkeit geschenkt. Aber sie fühlte sich doch ausgeschlossen.
Und der Gedanke, dass sie vielleicht bald nicht mehr Zelas beste Freundin sein würde, weil Koras einen höheren Platz in ihrem Herzen einnehmen könnte, versetzte ihr einen überraschend heftigen Stich.
Sie dachte darüber nach, was passiert wäre, wenn die beiden sie nicht eingeholt hätten. Es wäre wohl eine einsame Reise geworden und sie fragte sich, ob sie das auf Dauer ausgehalten hätte. Wie hatte sie überhaupt beschließen können, ganz allein loszuziehen? Insbesondere ohne Zela …
Sie
Weitere Kostenlose Bücher