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Shanera (German Edition)

Shanera (German Edition)

Titel: Shanera (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo Schön
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sich und blinzelte in die Umgebung. Der Himmel war nur ausschnittweise zu sehen, ausladende Äste mit dichtem Blattwerk verdeckten die Sicht. Ab und zu schwirrten kleinere Vögel vorüber. Ein Zirpen, Zwitschern und Rauschen erfüllte die Luft. Es war warm, aber nicht unangenehm.
    Ihre Gefährten schlummerten friedlich ein paar Schritte entfernt von ihr. Koras hielt noch im Schlaf seinen Stab umklammert. Zela sah etwas bleich aus.
    Shanera erhob sich und ging zu Koras. Als sie ihn gerade anstupsen wollte, erinnerte sie sich an ihre letzte Weckaktion und trat lieber wieder einen Schritt zurück.
    „Koras. Koras!“
    „Hm?“
    „Das war wohl nichts mit dem Wache halten.“
    „Hm. Oh, ach so. Ich hab’s mir anders überlegt. Hier durch die dichten Bäume kommen sie sowieso nicht, ohne uns zu wecken. Warum sollen wir unsere Kräfte mit Wachen vergeuden?“
    „Meinst Du? Es wäre mir allerdings recht gewesen, wenn Du das vorher mit mir abgesprochen hättest.“
    „Du hast so gut geschlafen … Ich wollte Dich nicht wecken.“
    „Besser Du als diese Viecher. Das nächste Mal läuft das anders, ja?“
    „Ja, schon gut.“
    Shanera bedachte ihn mit einem misstrauischen Blick, entschied sich aber, das Thema nicht weiter zu verfolgen. Vielleicht war sie auch nur gereizt, weil ihre zuheilenden Wunden furchtbar juckten und sie sich nicht kratzen durfte. Sie rieb sich unruhig die Hände.
    „Ich schlage vor, wir essen was und gehen dann bis zum Abend noch ein Stück.“, meinte sie dann. „Ich hoffe, wir sind in der Nacht nicht zu weit von der Richtung abgekommen …. Na ja, ich werd mal Zela wecken.“
    Während Koras ein kleines Feuer in Gang brachte, kniete sie sich neben die Schlafende. Diese sah ein bisschen mitgenommen aus. Shanera strich ihr sanft ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht und schüttelte sie dann leicht an der Schulter. „He, Du Schlafmaus. Aufstehen.“
    „Mbl. Bin keine Schlafmaus.“
    „Na los. Du hast doch sicher auch Hunger, oder?“
    „Essen? Hmm.“
    Zela setzte sich widerstrebend auf und blinzelte Shanera aus leicht geröteten Augen an.
    „Heh, Du siehst aber nicht so gut aus.“, meinte diese etwas besorgt. „Halt mal still.“ Sie fühlte Zelas Stirn. „Ein bisschen warm, finde ich. Wir machen Dir am besten einen Kräutertee gegen Fieber. Wie sieht der Arm aus?“
    Die Armwunde machte glücklicherweise einen relativ guten Eindruck. Shanera hoffte, dass es nur leichtes Wundfieber und nicht eine Vergiftung oder sonst etwas Gefährliches war.
    „Wir sind vielleicht ein trauriger Haufen.“, war ihr Fazit. „Jeder laboriert an irgendwas herum, schaut uns doch mal an! Wird Zeit, dass wir wieder fit werden.“
    „Sprich Du nur von Dir.“, entgegnete Koras. Shanera stupste ihn dafür kurz an der bandagierten Schulter.
    „Au! Lass das.“
    „Ich dachte, Du wärest in bester Form?“
    „Na ja, bis auf die paar Kratzer …“
    +
    Zum Glück blieben sie vorerst von weiteren Heimsuchungen verschont und konnten sich langsam auf dem langen Weg nach Süden vorarbeiten. Nachdem sie das sumpfige Gebiet umgangen hatten, wurde der Wald deutlich dichter und das Vorankommen mühsamer. Der Boden war überwuchert und immer öfter sahen sie kleine Tiere vor ihren Füßen wegkrabbeln oder sich davonschlängeln.
    Als das ohnehin gedämpfte Licht am Abend düsterer zu werden begann, war der Boden unter ihnen nur noch leicht geneigt. Sie mussten den Haupthang des Berges hinter sich gelassen haben und jetzt auf einem relativ flachen Ausläufer stehen.
    Shanera rann der Schweiß von der Stirn und über den ganzen Körper. Es war warm und schwül geworden, ein Klima, dass sie so noch nie erlebt hatte, höchstens andeutungsweise vor einem heftigen Sommergewitter. Die Luft war schwer und erfüllt von unbekannten Gerüchen. Schließlich blieb sie stehen und blickte sich um.
    „Ich bin ziemlich am Ende. Wollen wir rasten?“
    Koras und Zela nickten, auch sie sahen ziemlich erschöpft aus. Immerhin hatte Zelas kein Fieber entwickelt und fühlte sich wieder gesund. Sie warfen ihre Bündel auf eine halbwegs freie Stelle am Boden und begannen, eine Feuerstelle zu errichten, während Shanera ein kleines Nagetier ausnahm, dass sie unterwegs erlegt hatten.
    „Wenn das so weitergeht, dann werden wir ziemlich langsam vorankommen.“, meinte Zela nach einer Weile. „Ganz unten ist der Wald wahrscheinlich sogar noch dichter, vielleicht ist es auch sumpfig. Außerdem machen mich diese Hitze und die Feuchtigkeit

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