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Shanera (German Edition)

Shanera (German Edition)

Titel: Shanera (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo Schön
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wusste nicht mehr, was sie denken sollte. Die Knie an die Brust gezogen und den Kopf auf die verschränkten Arme gestützt, beobachtete sie die langsam kleiner werdenden Flammen, bis ihr die Augen zufielen.
    „Hey, Shanera.“, flüsterte Zelas Stimme an ihrem Ohr. Sie öffnete ihr linkes Auge ein ganz kleines Stückchen. Zelas Hand lag auf ihrer Schulter. „Das ist doch unbequem. Komm, leg Dich hin.“
    Shanera ließ sich von ihrer Freundin zur Ruhe betten. Der Tag hatte sie doch mehr angestrengt als gedacht. Sie verschwendete noch einen kurzen Gedanken daran, ob die beiden anderen es wohl irgendwie ausnutzen würden, wenn sie tief und fest schlief. Doch die Müdigkeit hatte sie übermannt, bevor ihre Überlegungen weiter als bis zu ihren warmen und bequemen Schlafdecken gekommen waren.
    * * *

Tag 14
    Koras wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    „Bist Du sicher, dass das funktioniert?“, fragte er. „Wir mühen uns hier ab und am Ende geht das Ding vielleicht unter, sobald wir es auf den Fluss bringen. Das wäre ganz schön ärgerlich.“
    „Holz schwimmt, oder?“, entgegnete Shanera. Sie nahm einen der überall herumliegenden Äste und warf ihn in hohem Bogen ins Wasser. Er trieb flussabwärts davon.
    „Ja, aber diese Baumstämme sind verdammt schwer.“
    Sie hatten sich einige abgestorbene Bäume gesucht, die auch mit ihren beschränkten Hilfsmitteln gefällt werden konnten. Zum Glück war das Holz einiger Arten sehr weich. Zu den etwa doppelt mannshohen Stämmen kamen lange Stangen eines schilfartigen Gewächses. Es war nicht stabil genug, um alleine verwendet werden zu können, ließ sich aber wesentlich leichter verarbeiten.
    Ihr Plan war, Stämme und Stangen nebeneinander auf einigen Querstangen anzuordnen und das Ganze dann mit Lianen zu verbinden und festzumachen. Es war allerdings eine Menge Holz erforderlich, um ein Floß von ausreichender Größe zu bauen. Das Ergebnis war schon im halb fertigen Zustand schwer und unhandlich. In weiser Voraussicht hatten sie den Bau unmittelbar am Flussufer begonnen, sonst wäre es wohl schwierig geworden, das Ding überhaupt ins Wasser zu bringen.
    „Wenn wir drei da auch noch drauf sitzen … Ich weiß nicht, wie das gehen soll.“, fuhr Koras fort, während er einen widerspenstigen Ast von einem der Stämme zu entfernen versuchte.
    „Zum Glück sind einige von uns etwas leichter als Du.“, warf Zela ein und grinste. Sie war dabei, die bereits fertigen Floßteile mit Lianen zusammenzuschnüren.
    „Tatsächlich?“, fragte Koras und nutzte die Gelegenheit für einen ausgiebigen Blick in Zelas Richtung. Dann legte er sein Messer zur Seite und machte zwei schnelle Schritte. Bevor Zela reagieren konnte, hatte er sie von hinten an der Taille gepackt und hochgehoben. Die Tempelanwärterin quiekte auf und kicherte dann.
    „Lass mich runter! Das kitzelt!“ Sie zappelte mit den Beinen.
    Koras schwenkte sie einmal im Kreis und setzte sie wieder auf den Boden. „Du bist wirklich nicht sehr schwer. Wenn wir alle solche Fliegengewichte wären, wäre es mit dem Baumfällen schwierig geworden.“
    „Fliegengewichte? Du wirst schon sehen, wozu wir imstande sind, Du Grasriese!“ Sie stupste ihn versuchsweise mit dem Finger in den Oberarm. „Ganz nette Muskeln übrigens.“
    Shanera verdrehte die Augen und wandte sich wieder ihrer Arbeit zu. Sie war ebenfalls mit der Entfernung von herausstehenden Ästen beschäftigt – seit einer Ewigkeit, wie ihr schien. Konnten die Bäume nicht mit ein paar weniger von den störenden Dingern auskommen?
    „Es wird schon klappen.“, sagte sie zu Koras. „Im Verhältnis zu ihrer Größe sind die Stämme nicht so schwer. Die können uns tragen.“ Ganz sicher war sie sich allerdings nicht, aber sie sah keine andere Möglichkeit.
    Die eineinhalb Tage, die sie noch durch den Dschungel gelaufen waren, bevor sie auf den Fluss stießen, hatten ihnen gereicht. Zur feuchten Hitze, die ihnen den Schweiß aus den Poren trieb, kam das weglose Gestrüpp, durch dass sie sich mühsam einen Pfad bahnen mussten.
    Sie waren heilfroh gewesen, als sie zwischen dem unaufhörlichen Surren der Insekten, den Rufen der Vögel und all den anderen Geräuschen des Dschungels endlich das Plätschern eines Bachs gehört hatten. Der hatte sie zu einem Fluss und dieser schließlich zu einem großen Strom geführt, der sich breit und mäandernd durch den Urwald wälzte.
    Niemand hatte Lust auf weitere Märsche. Sie mussten es mit dem Floß schaffen und das

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