Shanera (German Edition)
ausgesetzt, in den Himmel reckte, war dies eine Reise ins heiße und feuchte Innere des Planeten.
Nach einiger Zeit begann sie sich zu fragen, ob sie dieser Weg wirklich ihrem Ziel näherbrachte. Ob er irgendwann auf der anderen Seite wieder nach oben führen oder ob er stattdessen in den Tiefen der Schlucht zwischen den wuchernden Baumriesen verschwinden würde. Sie blieb an einer Stelle stehen, wo Wurzeln oder Äste eine kleine Plattform bildeten, von der aus zwei Pfade weiter zu führen schienen. Sie versuchte zu entscheiden, wohin sie gehen sollte.
Als sie den Blick zurück wendete, um die Richtung des bisher begangenen Pfades abzuschätzen, hätte sie vor Schreck beinahe das Gleichgewicht verloren. Nur wenige Schritte hinter ihr stand eine Frau und blickte sie ruhig an, die Hand lässig an einen Stamm gestützt.
Sie war etwas größer, nur wenig älter als sie und machte den durchtrainierten Eindruck einer Jägerin. Äußerst ungewöhnlich waren ihre dunkle Hautfarbe, die Shanera mit Sonnenbräune nicht erklären konnte, und ihre kurzen, in dunklem moosgrün gefärbten Haare. Bekleidet war sie mit locker sitzenden, naturfarbenen Kleidungsstücken mit schwarzen und weißen Verzierungen. Füße und Unterschenkel waren in eine Art leichte Stiefel eingehüllt, die mit langen Bändern befestigt waren. Einige Ausrüstungsgegenstände waren an Gürtel und Kleidung befestigt, es war nicht gleich erkennbar, ob auch Waffen darunter waren. Eine Bemalung aus weißen Punkten auf der dunklen Haut komplettierte das Erscheinungsbild.
Leichtes Rascheln ließ Shaneras Blick zurückschnellen auf die zwei vor ihr liegenden Pfade. Dort waren wie aus dem Nichts ein Mann und eine weitere Frau aufgetaucht, von Gestalt und Aussehen her ähnlich der Ersten. Sie standen etwas weiter weg und blickten zu der Frau hinter ihr. Diese wiederum schien darauf zu warten, dass Shanera etwas tat.
Obwohl dieser das Herz bis zum Hals klopfte, zwang sie sich, ruhig zu bleiben. Diese Fremden sahen anders aus als die vom Fluss und zeigten kein Zeichen von Aggressivität. Sie drehte sich vorsichtig um, ging einen kleinen Schritt auf die Unbekannte zu und zeigte ihre offenen Hände als Zeichen des Friedens.
„Ich grüße Dich. Mein Name ist Shanera.“ Sie wartete etwas, und als keine Reaktion erfolgte, fügte sie noch hinzu „Ich komme in friedlicher Absicht. Ich hoffe, Du kannst mich verstehen.“
Dies schien jedoch nicht der Fall zu sein, denn die Fremde antwortete nun in einer fremden Sprache. Ihr Klang war dunkel, melodisch und angenehm, aber für Shanera völlig unverständlich.
Als sie auf ihre Worte nur mit Schweigen zu antworten wusste, blickten sich beide etwas ratlos an. Shanera versuchte es erneut. Sie zeigte auf ihre Brust und sprach langsam und deutlich ihren Namen „Shanera.“
Die Fremde blickte sie etwas misstrauisch an, öffnete dann aber den Mund und artikulierte langsam „Djaneera“.
Shanera nickte und lächelte. „Gut.“ Sie zeigte vorsichtig auf ihr Gegenüber und öffnete fragend den Mund.
Die Fremde schien zu überlegen, ob sie dies preisgeben sollte, aber schließlich deutete sie mit beiden Händen auf ihre Brust und sagte „Gira’ba’sam“.
Shanera versuchte es erst mal mit „Gira“. Aber Gira’ba’sam war nicht zufrieden, ehe sie nicht den gesamten Namen mit den richtigen Pausen wiederholt hatte. Als Shanera, leicht irritiert, gerade überlegte, ob sie ihren eigenen Namen auch noch mal korrigiert wiederholen lassen sollte, begann die langnamige Waldbewohnerin erneut in ihrer eigenen Sprache zu reden, unterstützt durch ausgreifende Gesten. Sie deutete auf Shanera, auf die Wege vor ihnen, nach oben und beschrieb mit ihren Händen Kuppelformen, bevor sie sie fragend ansah.
Die Kuppeln konnten das seltsame Gebilde andeuten, zu dem sie wollte, aber Shanera wusste nicht, ob sie nach ihrem Ziel oder ihrer Herkunft gefragt wurde. Sie hielt es für wichtig, klar zu machen, dass sie nicht zu den Bewohnern des Flusses gehörte. So wies sie auf den Weg zurück, nach oben, deutete eine weite Entfernung an und versuchte dann, mit ihren Händen die senkrechte Fläche der Großen Wand zu verdeutlichen, bevor sie nochmals auf sich zeigte.
Dies löste eine erstaunte Reaktion auch bei den anderen zwei Fremden aus, die inzwischen näher gekommen waren. Sie ahmten ihre Bewegungen nach und schienen sich zu beraten, was sie zu bedeuten hätten oder wie darauf zu reagieren sei. Nach kurzer Zeit hob Gira’ba’sam die Hand
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