Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Shanera (German Edition)

Shanera (German Edition)

Titel: Shanera (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo Schön
Vom Netzwerk:
regungslos, nur einige herabhängende Arme schlängelten sich langsam hin und her. Ihr fiel auf, dass sich alle Wesen berührten.
    Vorsichtig versuchte sie, ihren rechten Arm aus dem Griff der Fangarme zu lockern, doch so einfach kam sie nicht davon. Sie musste sich gedulden.
    Es kam ihr sehr lange vor, bis sich endlich wieder etwas rührte. Ein Arm legte sich an ihre Schläfe und sie konnte ein undeutliches Gedankenbild empfangen. Es zeigt sie selbst, wie sie die versammelten Wesen verließ und weiter durch den Wald ging, offenbar in die Richtung, in die sie ursprünglich unterwegs gewesen war. Nach einigen Momenten war es auch schon wieder vorbei. Der Griff der Arme löste sich und sie erhielt einen kleinen Schubs in die gewünschte Richtung.
    „Äh … Das war's also?“ Leicht verunsichert sah sie sich um. Sie vergewisserte sich, dass ihr Gepäckbündel noch da war und ging zwei Schritte weiter. Aus dem Augenwinkel schielte sie nach ihrer Waffe, die ein ganzes Stück entfernt zwischen zwei der Wesen lag. Es war sicher eine schlechte Idee, diese jetzt zurückholen zu wollen. Eine ganz schlechte. Sie seufzte. Das hatte sie sich selbst zuzuschreiben.
    Sie ging bis zum Rand des jetzt geöffneten Kreises der Achtarmigen und blickte sich noch einmal um.
    „Tut mir leid, dass wir einen so schlechten Start hatten. Vielleicht kann ich es wieder gutmachen, falls ich noch einmal hier vorbei kommen sollte.“
    Vermutlich verstanden sie kein Wort, aber ein weiterer Gedankenkontakt war auch nicht mehr möglich. Statt dessen verbeugte sie sich tief. Sie ging in die Knie und sprach ein kurzes Gebet, in dem sie um Frieden bat. Mit dem Zeichen der Götter beendete sie es, stand wieder auf und ging, einen letzten Blick auf die seltsamen Wesen werfend, weiter ihren Weg.
    Die Schatten verfolgten sie weiter, vermutlich um sicherzustellen, dass sie ihr Gebiet auch wirklich verließ. Wie auch immer, weitere Pausen wollte sie sich sowieso nicht erlauben. Sie hatte schon zu viel Zeit verbraucht. Wenn sie ihren Freunden helfen wollte, musste sie schnell sein. Trotz Müdigkeit und Hitze beschleunigte sie ihren Schritt und kämpfte sich durchs Dickicht.
    +
    Als es dunkel zu werden begann, prüfte sie im Schein des Leuchtholzes erneut ihre Karte. Sie musste sich in der Nähe der seltsamen Bauten befinden, vielleicht noch einen Sandlauf entfernt. Mit ihrer Lichtquelle konnte sie noch eine Weile weitergehen, doch das Licht war nicht besonders stark. Wenn man den Weg nicht kannte, geriet man ständig an undurchdringliches Buschwerk oder andere kleine Hindernisse und verlor völlig die Orientierung. Außerdem war es möglich, dass die Fremden Wächter aufgestellt hatten und das Licht sahen.
    Sie beschloss, zu rasten und am Morgen möglichst früh aufzubrechen. Ganz geheuer war es ihr nicht, hier mitten im Dschungel ihr Lager aufzuschlagen. Noch dazu war sie allein, aber was blieb ihr anderes übrig? Ein großer Baum wäre wohl der geeignetste Platz zum Schlafen. Nach einigem Suchen hatte sie ein geeignetes Exemplar ausgemacht und kletterte einige Äste hinauf, bis sie in einer großen Astgabelung ein recht unbequemes und wackliges Plätzchen gefunden hatte.
    Als sie sich mehr schlecht als recht eingerichtet hatte, schob sie auch das Leuchtholz unter ihre Sachen. Jetzt war es endgültig dunkel. Ermattet lehnte sie sich zurück und schickte ihr Abendgebet zu den Göttern. Sie befürchtete, kein Auge zumachen zu können, doch ihr Körper war auch für einen schlechten Ruheplatz dankbar, und nach kurzer Zeit war sie eingeschlafen.
    *

Tag 23
    Als Shanera erwachte, hatte sie das nagende Gefühl, dass etwas nicht stimmte. Und zwar abgesehen davon, dass ihr Rücken sie umbringen wollte und dabei von anderen Körperteilen Unterstützung bekam. Was war nur in sie gefahren, sich in einer Astgabel schlafen zu legen? War sie nicht mehr ganz bei Trost?
    Wichtiger war jetzt allerdings, was sie geweckt hatte. Es war noch finstere Nacht, nur bei genauem Hinsehen konnte man hier und da ein leichtes, bläuliches Schimmern erkennen. Sie richtete sich vorsichtig ein Stück auf und zuckte zusammen. Etwas lag auf ihrem Bauch! Hastig griff sie danach, ertastete etwas Kaltes und Hartes und hätte beinahe aufgelacht. Es war ihre Pfeilwaffe.
    Die Achtarmigen mussten sie ihr zurückgebracht haben. Das bedeutete, dass einer von ihnen nur eine Armlänge von ihr entfernt gewesen war, während sie geschlafen hatte, ohne dass sie es bemerkt hatte. Sie schluckte und

Weitere Kostenlose Bücher