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Shanera (German Edition)

Shanera (German Edition)

Titel: Shanera (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo Schön
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Ich dachte nur, dass Ihr mich angreifen wollt. Das war ziemlich dumm. Es tut mir leid.“
    Die Achtarmigen zeigten wenig Regung.
    „Na ja, verstehen tut Ihr mich wahrscheinlich trotzdem nicht.“
    Das Wesen vor ihr hob einen seiner Arme und bewegte die Spitze langsam auf Shaneras Stirn zu.
    „Was soll das werden?“ Sie versuchte den Kopf wegzudrehen, doch schon fühlte sie die warme, etwas raue Armspitze auf ihrer Schläfe.
    Es war kein direkt unangenehmes Gefühl, doch kam ihre Angst so schnell zurück, wie sie sie vorher vergessen hatte. Der tastende Arm schmiegte sich an ihren Kopf und berührte ihr Ohr. Dann schob sich ein zweiter Arm über ihre Augen und nahm ihr die Sicht. Panik kroch in ihr empor und sie versuchte nochmals verzweifelt, sich loszureißen.
    Die Wesen waren zu stark. Doch dann passierte etwas Unerwartetes. Ein Gefühl des Friedens und der Ruhe breitete sich in ihr aus. Gleichzeitig begannen Bilder, vor ihrem inneren Auge zu erscheinen. Grüne, wolkige Formen. Ihre Panik wich der Verwirrung. Es schien fast, als ob … Kamen diese Eindrücke von den Achtarmigen? Wollten sie mit ihr kommunizieren? Aber zu unklar waren die verschwommenen Bilder.
    Vielleicht … Sie versuchte, ihr eigenes Bild der fremdartigen Wesen aus ihrer Vorstellung aufzurufen, und sich darauf zu konzentrieren. Der große, furchteinflößend andersartige Körper, die greifenden Fangarme, von denen sich einige um Äste rankten, und ihre eigene Angst, all das beschwor sie herauf. Sie spürte Verwirrung und ein drängendes Gefühl, dann eine Art Suchen. Die grünen Formen tauchten wieder auf, doch jetzt wurden sie langsam klarer.
    Nach und nach schälte sich ein verzerrtes und grell gefärbtes Bild des Waldes heraus. Es begann, sich mit ihrer eigenen Vorstellung zu überlagern. Das zuerst gesehene Wesen fügte sich ein, die Bäume wurden dunkler, die Proportionen näherten sich ihrer eigenen Wahrnehmung an.
    Sie konnte jetzt das Geschehen beinahe so sehen, wie es sich vor wenigen Augenblicken abgespielt hatte. Doch dann begann sich ihr Blickwinkel zu verschieben, es war, als blickte sie von verschiedenen Standpunkten gleichzeitig auf die Szene. Ihr eigenes Bild erschien, ein mit angespannten Muskeln zum Sprung bereites Tier, ein seltsames Ding haltend, welches sehr langsam, als ginge die Zeit nicht mehr ihren gewohnten Fluss, in Richtung des vordersten Achtarmigen gestreckt wurde. Ein Gefühl drohender Gefahr breitete sich aus und wurde stärker, bis sich Arme um das aggressive Tier in der Mitte schlangen, das Ding entfernten und die Verbindung herstellten. Dann begann sich Szene zu wiederholen.
    Shanera versuchte, ihre Gedanken loszureißen und sich auf ihre eigenen Gefühle zu konzentrieren. Sie schämte sich wegen ihrer unangebrachten Handlungsweise und sie wollte niemandem etwas antun, der seinerseits friedfertig war. Hoffentlich konnte sie den Wesen begreiflich machen, dass sie nichts Böses im Sinn und nur überreagiert hatte. Sie hatte den Eindruck, dass sich der Griff der Arme etwas lockerte. Gleichzeitig schien etwas durch ihren Geist zu streifen – vielleicht suchten die Wesen nach Anzeichen von Täuschung oder anderen Erinnerungen.
    Sie konnte nicht verhindern, dass ihr nach einigen Gedankensprüngen Gira in den Sinn kam – und ihre gemeinsame Nacht. Sie versuchte, an etwas anderes zu denken, was allerdings nicht so einfach war. Diese Eindrücke und Gefühle waren zu stark.
    Das Blut stieg ihr ins Gesicht. Sie musste sich schleunigst aus dieser Situation befreien. Erst ihr dummes Verhalten, dann war sie übertölpelt worden und jetzt musste sie ihre geheimsten Gedanken ausspähen lassen!
    „Das reicht jetzt aber.“, erklärte sie den Achtarmigen. „Ihr habt genug gesehen und ich muss weiter, meine Freunde suchen.“ Sie dachte daran, wie sie zu dritt auf dem Floß gefahren waren. „Sie wurden gefangen genommen.“ Ein Bild der Boote auf dem Fluss und der Fremden begann sich zu kristallisieren. Sie versuchte, die Gefangennahme ihrer Begleiter etwas plastischer auszumalen, als sie sie, aus immerhin recht großer Entfernung, tatsächlich gesehen hatte. Schließlich sollten die Wesen verstehen, worum es ging.
    In der Tat schien ihre kleine Geschichte Eindruck auf die Achtarmigen zu machen. Die um ihre Beine geschlungenen Arme lockerten sich und sie wurde wieder auf den Boden gestellt, ohne allerdings ganz freigegeben zu werden. Auch von ihrem Kopf lösten sich die Arme. Die Wesen um sie herum verharrten fast

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