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Shanera (German Edition)

Shanera (German Edition)

Titel: Shanera (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo Schön
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lassen dürfte. Wenngleich er seine Anhänger von der religiösen Fraktion sicherlich hinter sich hatte, bezweifelte Shanera, dass er damit beim restlichen Rat viel bewirken konnte.
    Dann horchte sie jedoch auf. Was sagte Alnidas da?
    „Gerade jetzt, als diese Fremden bei uns sind und angeblich verhandeln wollen, sind weitere Eindringlinge bei uns aufgetaucht. Das zeigt uns, wie wachsam wir sein müssen. Und zwar jederzeit!
    „Der Wohlstand unserer Stadt inmitten einer schwierigen und gefährlichen Umgebung macht uns zum Ziel von Begehrlichkeiten und Neid anderer Völker und vielleicht auch von heimatlosen Einzelgängern.“
    Alnidas hob die rechte Hand und gab ein Zeichen hinter sich in den Zuschauerbereich. Shanera sah einen Mann in der Nähe eines Eingangs hinausgehen. Nur wenige Augenblicke später kam er wieder, begleitet von drei weiteren Männern sowie – sie blinzelte – Zela und Koras!
    Erstauntes Murmeln brach unter den Zuschauern und Ratsmitgliedern aus. Zela und Koras wurden in die Mitte geführt, umringt von ihren humorlos dreinblickenden Begleitern. Die beiden hatten Shanera offenbar nicht bemerkt. Alnidas ergriff wieder das Wort.
    „Diese Personen wurden auf dem Fluss in unmittelbarer Nähe der Stadt aufgegriffen. Ich glaube nicht, dass die Stadtregierung Euch alle darüber in Kenntnis gesetzt hat.“
    „Das sind sinnlose Vorwürfe. Das Ganze war schließlich erst gestern.“, warf der Vorsitzende ein, kam jedoch nicht weiter zu Wort.
    „Wie dem auch sei – diese Leute hatten eindeutig nicht die Absicht, zu verhandeln. Sie beherrschen nicht einmal unsere Sprache. Vermutlich wollten sie nur auskundschaften, ob es hier etwas zu holen gibt und wie unsere Verteidigung aufgebaut ist.“
    „Das ist doch lächerlich.“, flüsterte Shanera.
    „In diesem Zusammenhang ist es höchst verdächtig, dass heute noch eine weitere Fremde aufgetaucht ist. Da werdet ihr mir zweifellos zustimmen.“ Der Alte richtete seinen bohrenden Blick auf die überraschte Shanera, gefolgt von den Blicken der Ratsmitglieder und Zuschauer.
    „Eine Beobachterin ist sie also, wie? Sicher, zu beobachten gibt es hier einiges. Zum Beispiel, wie wir uns zum Narren machen, weil wir den dreisten Behauptungen und hohlen Versprechungen von Fremden glauben.“
    Shanera wagte nichts zu sagen, doch alle Augen waren auf sie gerichtet und erwarteten offensichtlich eine Reaktion. Gerade als sie aus den Augenwinkeln zu ihren gefangenen Freunden schielte, drehte auch Zela den Kopf in ihre Richtung. Ihre Augen weiteten sich vor Erstaunen und sie öffnete den Mund, schloss ihn aber gleich wieder. Sie blickte unsicher in Shaneras Richtung und entschloss sich schließlich, ruhig zu bleiben und so zu tun, als hätten sie nichts miteinander zu tun.
    Endlich brach Rey das Schweigen und wandte sich an die Versammlung.
    „Ich bitte darum, die Mitglieder unserer Delegation nicht mit Vermutungen und Verdächtigungen zu belegen, für die es keinen Anlass gibt. Wenn der Rat es gestattet, würde ich dazu gerne noch etwas mehr sagen.“
    „Reden, reden!“, rief Alnidas aus. „Das können sie gut, zweifellos. Sie reden, bis uns der Kopf schwindlig wird und wir nicht mehr wissen, was wir tun sollten und worauf es ankommt.“
    „Und worauf kommt es Eurer Meinung nach an?“, fragte, vorhersehbar, eines der Ratsmitglieder.
    „Auf unsere Verpflichtung gegenüber den Göttern natürlich!“, donnerte der Alte. „Sind wir schon so in die Irre gegangen, dass wir das nicht mehr wissen?“
    Er stand auf und breitete die Arme aus. „Die Götter sind allgegenwärtig! Sie beherrschen diese Welt und wir tun gut daran, uns ihnen gegenüber demütig zu zeigen.“
    Kessy stieß verächtlich die Luft aus, achtetet aber darauf, dies leise zu tun. Shanera sah sie stirnrunzelnd an. „Der weiß doch gar nicht, was Demut ist.“, flüsterte die bleiche Frau. „Es geht ihm nur um die Macht seiner Fraktion.“
    Shanera fragte sich, woher sie das so genau wissen wollte, schließlich war sie eine Außenstehende und kannte die Ratsmitglieder wahrscheinlich nur aus ein paar Sitzungen. Sie beschloss, sich ihre eigene Meinung zu bilden.
    „Ein gutes haben diese unseligen Vorfälle jedenfalls gebracht.“, fuhr Alnidas fort. „Wir haben einen erneuten Beweis für die Allgegenwart der Götter erhalten. Denn selbst dieses Mädchen aus den fernen Landen des Nordwalls betet zu unseren Göttern!“ Er zeigte auf Zela, während ein erstauntes Murmeln durch die Menge ging. „Und

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