Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Shanghai Love Story

Shanghai Love Story

Titel: Shanghai Love Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sally Rippin
Vom Netzwerk:
faltete ihn auseinander. Auf dem Papier war eine Zeichnung von zwei Turteltauben zu sehen, und darunter hatte er geschrieben: Hallo! Mein Name Disco. Willst du meine Freundin sein?
    Anna kicherte angesichts des verrückten Namens, den sich Mondgesicht gegeben hatte. Als sie hochschaute, grinste er sie mit schimmernden gelben Zähnen an. Sie lächelte und schüttelte den Kopf, woraufhin Disco übertrieben das Gesicht verzog, als würde er fürchterliche Schmerzen leiden. Anna wandte sich wieder ihrem Bambusbild zu, aber sie spürte, wie ihr Verehrer sie beobachtete.
    Um kurz vor halb zwölf hatten die Studenten bereits ihre Utensilien zusammengepackt, und um halb zwölf waren die meisten von ihnen schon durch die Tür gerannt und hatten sich der Horde angeschlossen, die sich lärmend zum Mittagessen wälzte. Disco blieb zurück, zündete sich eine Zigarette an und unterhielt sich mit Chenxi. Chenxi schlenderte zu Anna. Lao Li und Disco folgten ihm, kicherten und stießen sich gegenseitig an wie zwei Zehnjährige.
    Anna stand mit den Händen in die Hüften gestemmt da und schaute sich ihre Albernheit eine Weile an, wartete wie eine geduldige Grundschullehrerin, dass der Übermut ein Ende hatte. Chenxi legte den Kopf schräg und versuchte, ein Schmunzeln zu unterdrücken. »Ding Yue fragen, warum du nicht wollen seine Freundin sein.«
    Anna verdrehte die Augen. »Frag ihn, warum er sich selbst Disco nennt.«
    Chenxi übersetzte Ding Yues ernsthafte Antwort auf ihre Frage. Seine Lippen zuckten amüsiert. »Er sagen, er lieben Disco und Karaoke, und wenn du seine Freundin bist, er dich nehmen mit in Disco und Karaoke-Bar von Onkel.«
    Lao Li kreischte vor Lachen.
    Â»Nun, dann sage doch bitte Disco Ding Yue«, sagte Anna, »dass ich zum Glück schon einen Freund habe, denn ich hasse Discos und Karaoke!«
    Chenxi übersetzte wieder. Lao Li lachte so heftig, dass ihm die Tränen in die Augen tragen. Ding Yue legte die Hand über sein Herz und tat so, als sei er tödlich verwundet. Dann schleppte er sich aus dem Zimmer, wobei er unentwegt wimmerte und heulte wie ein waidwundes Tier.
    Anna drehte sich um und spülte ihre Pinsel aus, aber Chenxi fragte: »Warum du nicht Freundin sein wollen von Ding Yue? Seine Familie haben viele Fabriken. Er sehr guter Ehemann. Du nicht wollen, weil er Chinese?«
    Gespannt schaute er Anna an.
    Anna wich seinem Blick aus, bis sie mit dem Ausspülen der Pinsel fertig war. »Natürlich nicht!«, sagte sie dann. »Aber ich liebe jemand anderen. Das habe ich doch gesagt. Okay? Was ist jetzt – kommst du mit zum Mittagessen?«
    Sie schwang ihre Tasche über die Schulter und marschierte aus dem Zimmer. Chenxi und Lao Li, der immer noch krähte wie ein verrückt gewordener Hahn, folgten ihr.

    Diesmal war Anna hungrig genug, um es mit dem Nudelrestaurant zu versuchen. Sie konnte ja schlecht jedes Mal zum Hilton fahren, wenn sie Hunger hatte, und außerdem gefiel ihr der Gedanke, sich ihrem Vater zu widersetzen.
    Zu dritt setzten sie sich an einen der schmutzigen Tische, und der Besitzer des Restaurants brachte ihnen drei Schüsseln mit Nudelsuppe. Anna wischte heimlich ihre Essstäbchen unter dem Tisch an einem sauberen Taschentuch ab und warf, als niemand hinschaute, das wellige, getrocknete Fleisch aus der Schüssel auf den staubigen Boden. Jetzt waren nur noch ein Korianderzweig übrig, die Nudeln und die Suppe. Sie zögerte kurz und dachte an die Warnung ihres Vaters, aber dann sagte sie sich, dass ihr lieber schlecht werden sollte, weil sie einheimisches Essen zu sich genommen hatte, als gesund und mit runden Wangen nach Australien zurückzukehren, weil sie sich nur von importierten Hamburgern ernährt hatte.
    Die Nudeln waren köstlich. Sie waren so gut, dass Anna, als Chenxi eine zweite Portion bestellte, sich ihm anschloss. Diesmal aß sie alles auf, einschließlich des würzigen, getrockneten Fleischs, und als sie sich zum Platzen satt und verschwitzt auf ihrem Stuhl zurücklehnte, merkte sie, dass Chenxi und Lao Li ihr ehrfürchtig zugesehen hatten.
    Â»Was?«, fuhr Anna die beiden an. »Glaubt ihr, dass ich nicht so viel essen kann wie ihr, nur weil ich ein Mädchen bin?«
    Chenxi kicherte und übersetzte Annas Worte für Lao Li. Dann wandte er sich wieder zu Anna und sagte: »Deshalb Lao Li sagen, du Xiao Pang Pang .«
    Â»Was heißt

Weitere Kostenlose Bücher