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Shannara I

Titel: Shannara I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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verschwinden, bevor ihn das Glück im Stich ließ. Er drehte sich langsam um und ging zurück zu dem wartenden Gnomenkoch, der halb nervös, halb angewidert wirkte. Die Troll-Befehlshaber speisten noch immer, als er an ihnen vorbeiging, und unterhielten sich leise. Sie hoben nicht einmal die Köpfe. Flick gab dem kleinen Gnom den Teller, murmelte etwas Unverständliches und hastete dann hinaus, vorbei an den Wachen, bevor sein verblüffter Begleiter reagieren konnte. Während er scheinbar unbekümmert davonschlenderte, trat der Gnom aus dem Zelt und schrie ihm etwas nach, das Flick nicht verstand. Der kleine Talbewohner drehte sich um und winkte dem Koch zu, bevor er in der Dunkelheit verschwand.
    Im Morgengrauen begann die Nordland-Armee nach Süden, Richtung Callahorn, zu marschieren. Flick hatte vorher nicht aus dem Lager entwischen können; während also Allanon verbittert, und sorgenvoll von seinem Versteck zwischen den Felsen aus hinabblickte, war das Objekt seiner Befürchtungen gezwungen, seine Verkleidung einen Tag länger zu tragen. Die schweren Regenfälle am Morgen hatten Flick beinahe dazu veranlaßt, einen Fluchtversuch zu wagen, weil er überzeugt davon war, die Regengüsse würden Allanons Farbe von seiner Haut waschen und ihn entlarven. Aber eine Flucht bei Tag erwies sich als undurchführbar; er wickelte sich fest in seinen Umhang und versuchte möglichst wenig aufzufallen. Zu seiner Freude schien die gelbliche Tönung seiner Haut nicht zu verschwinden. Sie verblaßte zwar ein wenig, aber im allgemeinen Durcheinander des Aufbruchs schien das niemand zu bemerken. Tatsächlich war es das schreckliche Wetter, das Flick vor einer Entdeckung bewahrte. Wäre es ein warmer, trockener Sommertag voll Sonnenschein gewesen, hätten die Soldaten viel eher Gelegenheit zu Scherzen und Albernheiten gehabt, und außerdem wäre kein schwerer Jagdumhang nötig gewesen, in dem man nur geschwitzt hätte. Flick hätte ihn ablegen müssen, wie die anderen, und sich damit sofort verraten. Im hellen Licht wäre er auf der Stelle entdeckt worden. Der heftige Regen, der Flick davor rettete, erlaubte ihm, sich abseits zu halten, während die riesige Invasionsarmee durch das Grasland in das Königreich Callahorn einmarschierte.
    Das schlechte Wetter hielt den ganzen Tag an und, wie sich herausstellen sollte, noch Tage darauf. Die dunklen Wolken verbarrikadierten sich zwischen Sonne und Erde in riesigen, hochgetürmten Massen. Der Regen prasselte unerbittlich herunter, gepeitscht vom Wind, oder nieselte melancholisch, um den falschen Glauben zu wecken, früher oder später müsse es damit doch ein Ende haben. Die Luft war kühl, manchmal sogar schneidend kalt, und die durchnäßten Soldaten froren erbärmlich.
    Flick blieb beim Marsch den ganzen Tag auf den Beinen, völlig durchnäßt, aber erleichtert darüber, daß er sich bewegen konnte, ohne aufzufallen. Er vermied es, länger bei irgendeiner Gruppe zu bleiben und wich allen Situationen aus, die dazu hätten führen können, daß sich ein Gespräch entwickelte. Die Nordland-Armee war so riesig, daß es leichtfiel, sich immer wieder anderen Trupps anzuschließen, und überdies kam ihm noch zu Hilfe, daß es keine Bemühungen zu geben schien, irgendeine Marschdisziplin aufrechtzuerhalten. Entweder nahm man es mit der Disziplin im allgemeinen nicht so genau, oder die einzelnen Soldaten waren so gedrillt, daß man keine Offiziere als Aufsicht brauchte. Flick konnte sich letzteres eigentlich nicht vorstellen und vermutete, daß die Angst vor den allgegenwärtigen Schädelträgern und ihrem unheimlichen Meister die Trolle und Gnome daran hinderte, sich irgendwelche Frechheiten zu erlauben. Jedenfalls blieb der kleine Talbewohner ein unauffälliger Angehöriger der Nordland-Streitmacht. Er gedachte den Einbruch der Nacht abzuwarten, bevor er die Flucht ergriff, um Allanon wiederzufinden.
    Am späten Nachmittag hatte die Armee den über die Ufer getretenen oberen Mermidon unmittelbar gegenüber der Inselstadt Kern erreicht. Wieder schlug die Armee ein Lager auf. Die Befehlshaber begriffen, daß der Mermidon infolge der schweren Regenfälle nicht ohne große Risiken überwunden werden konnte; man würde auch unter normalen Bedingungen viele riesengroße Flöße brauchen, um die Soldaten überzusetzen und das andere Ufer zu erobern. Es gab keine Flöße, also mußten sie gebaut werden. Das erforderte mehrere Tage, und man rechnete damit, daß bis dahin der Regen nachlassen, das

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