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Shannara I

Titel: Shannara I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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zuversichtlich, dass Menion davon überzeugt war, Palance würde bestätigen, was sein Berater behauptet hatte, ob es zutraf oder nicht. Menion hatte den gefährlichsten Mann in ganz Callahorn in seiner Gewalt, den bösartigen Zauberer, der zur Macht hinter dem Thron geworden war, den einen Mann, den er beseitigen musste, wenn Balinor gerettet werden sollte. Weshalb Stenmin es für angebracht gehalten hatte, ihn zu überfallen, obwohl sie einander vorher nie begegnet waren, wusste Menion nicht, aber wenn er ihn jetzt wieder freiließ oder auch nur vor Palance brachte, um ihn anzuklagen, gab er, Menion, die Initiative wieder aus der Hand und gefährdete erneut sein eigenes Leben. Er schleuderte Stenmin in einen Sessel und befahl ihm, sich nicht zu rühren. Stenmin blieb ruhig sitzen, und seine Augen glitten hin und her, während er sich nervös den kleinen Spitzbart strich. Menion betrachtete ihn und dachte über die Möglichkeiten nach, die ihm zur Verfügung standen. Er brauchte nur kurze Zeit, um sich zu entschließen. Er durfte nicht länger zuwarten, bis sich der richtige Augenblick, in dem er seine Freunde befreien konnte, von selbst einstellte; die Entscheidung drängte sich ihm auf.
    »Aufstehen, Mystiker, oder wie Ihr Euch sonst zu nennen beliebt!« Das verschlagene Gesicht Stenmins blieb unbewegt, und Menion geriet in Wut. Er riss den Mann aus dem Sessel hoch. »Ich sollte Euch ohne Federlesen ins Jenseits befördern; die Menschen von Callahorn würden es mir danken. Aber noch brauche ich Eure Dienste. Führt mich zu den Verliesen, wo Balinor und die anderen eingekerkert sind - auf der Stelle!«
    Stenmins Augen weiteten sich entsetzt.
    »Woher könnt Ihr von ihm wissen… diesem Verräter an seinem Reich?« rief der Mystiker erstaunt. »Der König selbst hat befohlen, seinen Bruder einzuschließen, bis ihn der natürliche Tod ereilt, Prinz von Leah, und selbst ich…» Mit einem Ächzen erstarb seine Stimme, als Menion ihn wieder an der Kehle packte und zuzudrücken begann. Stenmins Gesicht verfärbte sich blaurot.
    »Ich will keine Ausreden oder Erklärungen hören. Bringt mich zu ihm!«
    Noch einmal packte er fester zu, und der nach Luft ringende Gefangene nickte schließlich heftig. Menion ließ ihn los, und der Halberstickte stürzte auf ein Knie. Menion Leah zog hastig den Morgenrock aus und kleidete sich an, legte das Schwert um und schob den Dolch in den Gürtel. Er überlegte einen Augenblick, ob er Shirl wecken sollte, schob den Gedanken aber rasch wieder beiseite. Sein Plan war gefährlich genug; es gab keinen vernünftigen Grund, auch ihr Leben in Gefahr zu bringen. Wenn es ihm gelingen sollte, seine Freunde zu befreien, würde Zeit genug bleiben, sie zu holen. Er wandte sich dem Gefangenen zu, zog den Dolch heraus und zeigte ihn Stenmin.
    »Das Geschenk, das zu überbringen Ihr so gütig gewesen seid, bekommt Ihr zurück - aber anders, als Ihr denkt -, wenn Ihr versuchen solltet, mich zu betrügen oder in eine Falle zu locken«, sagte er drohend. »Kommt also nicht auf dumme Gedanken. Wenn wir diesen Raum verlassen, werdet Ihr mich über die Hintertreppen und -gänge zu dem Kerker bringen, wo Balinor und seine Begleiter festgehalten werden. Wagt ja nicht, die Wachen zu alarmieren - der Tod wäre Euch sicher. Wenn Ihr Zweifel haben solltet an dem, was ich sage, lasst Euch warnen. Ich bin von Allanon in diese Stadt geschickt worden.«
    Stenmin erbleichte, als er den Namen des riesenhaften Druiden hörte, und seine geweiteten Augen verrieten unverhüllte Furcht. Der scharlachrote Mystiker ging stumm zur Tür, und Menion folgte ihm auf den Fersen, die Hand am Dolch. Nun war die Zeit der alles entscheidende Faktor. Er musste blitzschnell handeln, Balinor und die anderen Gefangenen befreien und den seines Verstandes nicht mehr mächtigen Palance ergreifen, bevor die Palastgarde alarmiert wurde. Dann musste eine eilige Nachricht an Janus Senpre die Hilfe derjenigen bringen, die Balinor die Treue hielten, und die Macht der Monarchie sollte ohne Kampf wiederhergestellt werden können.
    Die riesige Nordland-Armee würde sich im Grasland bei der Insel Kern bereits auf den Marsch nach Tyrsis machen. Wenn die Grenzlegion schnell genug aufgestellt und eingesetzt werden konnte, bestand die Aussicht, dass die Invasoren am Nordufer des Mermidon zum Stehen gebracht würden. Es würde diesen nahezu unmöglich sein, den angeschwollenen, reißenden Fluss zu überqueren, wenn das Ufer von einer Truppe verteidigt

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