Shannara I
können, sobald die Dunkelheit hereingebrochen war. Die Legion hatte bei den Kämpfen am Nachmittag nur geringe Verluste erlitten, und so befahl er den beiden Divisionen, sich auf eine Anhöhe mehrere hundert Meter südlich des Mermidon zurückzuziehen und sich neu zu formieren. Er hielt die Kavallerie an den Flanken ständig im Einsatz und ließ sie kurze Vorstöße gegen den Feind unternehmen, damit dieser nicht zur Ruhe kam und zu keinem organisierten Sturmangriff finden konnte. Dann wartete er auf die Dunkelheit. Die Horden der Nordland-Armee setzten nun in voller Stärke über, als die Dämmerung herabsank, und die Männer der Grenzlegion verfolgten mit einem Gemisch aus Furcht und Staunen, wie aus den Hunderten, die über den Fluss kamen, Tausende wurden und noch immer kein Ende abzusehen war. Es war ein schreckliches Schauspiel, das sich den Soldaten von Callahorn bot - eine Armee von derart unfassbarer Größe, dass sie das Land auf beiden Seiten des Mermidon bedeckte, so weit das Auge reichte.
Aber ihre Größe behinderte sie auch in der Manövrierfähigkeit, und die Kommandostruktur wirkte schwerfällig und schlecht organisiert. Man unternahm keinen konzentrierten Vorstoß, um die Legionäre von der kleinen Anhöhe zu vertreiben. Statt dessen wogte die Masse der Armee nach dem Übersetzen am Südufer des Flusses durcheinander, so, als warteten die Soldaten darauf, mitgeteilt zu bekommen, wie es weitergehen sollte. Mehrere Abteilungen schwerbewaffneter Trolle wagten gegen die Legion schnelle Vorstöße, die aber abgeschlagen werden konnten. Als endlich die Dunkelheit hereinbrach, formierte die feindliche Armee sich plötzlich zu langen Kolonnen, und Balinor wusste, dass der erste Großangriff der Legion zum Verhängnis werden musste.
Mit der Geschicklichkeit und dem Wagemut, die ihn zur bewegenden Kraft der legendären Grenzlegion und zum besten Kommandeur im Südland gemacht hatten, setzte der Prinz von Callahorn zu einem überaus schwierigen taktischen Manöver an. Ohne den Angriff des Gegners abzuwarten, teilte er seine Armee plötzlich in zwei Hälften und griff rechts und links von den Nordland-Kolonnen an. Mit blitzschnellen Vorstößen, die Dunkelheit nutzend in einem Gelände, das alle Legionäre gut kannten, zwangen die Soldaten von Tyrsis den Feind, seine Flanken zu einem Halbkreis zusammenzuziehen. Der Kreis wurde immer enger, und die Legionäre zogen sich nach jedem Vorstoß rasch wieder zurück. Balinor und Fandwick hielten die linke Flanke, Acton und Messaline befehligten die rechte.
Der erboste Feind begann wild zurückzuschlagen, war aber behindert durch das ihm unbekannte Terrain, während die elastisch weichenden Legionäre gerade immer außer Reichweite blieben. Langsam zog Balinor seine Flanken zurück und verkürzte die Linien, die nach dem Gegner suchenden Nordland-Soldaten mitziehend. Als die Fußsoldaten sich gänzlich vom Feind gelöst hatten, geschützt durch Dunkelheit und die Ausfälle der eigenen Reiterei, unternahm die letztere einen abschließenden Vorstoß und entzog sich den zuschnappenden Zangen der feindlichen Armee im letzten Augenblick. Die rechte und linke Flanke des Nordland-Heeres trafen plötzlich aufeinander, und jede vermutete in der anderen den verhassten Feind, der seit Stunden nicht zu fassen gewesen war. Ohne Zögern ging man allgemein zum Angriff über.
Wie viele Trolle und Gnomen von eigenen Leuten niedergemacht wurden, sollte man nie erfahren, aber die Kämpfe tobten immer noch, als Balinor und die zwei Divisionen der Grenzlegion Tyrsis sicher erreichten. Die Hufe der Pferde waren umwickelt worden, damit der Rückzug nicht auffiel; die Soldaten hatten sich alle Mühe gegeben, lautlos zu sein. Mit Ausnahme eines berittenen Trupps, der zu weit nach Westen geraten, abgeschnitten und dezimiert worden war, hatte die Legion intakt entkommen können. Die der gewaltigen Nordland-Armee zugefügten Verluste hatten allerdings deren Vorrücken nicht aufhalten können, und der Mermidon, die erste Verteidigungslinie von Tyrsis, war verloren.
Nun dehnte sich das riesige Heerlager des Feindes auf dem Grasland unterhalb der Stadt, und die Feuer brannten, so weit das Auge in der Dunkelheit reichte. Im Morgengrauen würde der Angriff auf Tyrsis beginnen. Die vereinigte Macht von Tausenden Trollen und Gnomen würde sich nach dem Willen des Dämonen-Lords gegen den hochragenden Wall aus Stein und Eisen werfen. Irgendwo würde eine Bresche geschlagen werden.
Höndel, der
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