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Shannara I

Titel: Shannara I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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die Vergangenheit, sondern um die unmittelbare Zukunft. Sorgenvoll blickte er auf die mächtige schwarze Wand, die sich vom Nordland her über Streleheim hinzog und mit ihrem Nebelschatten den Grenzen des Westlandes und der Elfenheimat näherrückte. Seine scharfen Augen starrten hinüber zum östlichen Horizont, wo die Dunkelheit schon bis zu den Wäldern um die uralte Festung Paranor vorgedrungen war. Er schüttelte verbittert den Kopf und verfluchte den Tag, an dem er sich von seinem König und ältesten Freund getrennt hatte. Er war zusammen mit Eventine aufgewachsen, und als sein Freund die Königswürde erlangt hatte, war er als sein Berater und selbsternannter Leibwächter bei ihm geblieben. Gemeinsam hatten sie sich auf die Invasion der Armeen Bronas, des Geister-Lords, vorbereitet, von dem sie einmal geglaubt hatten, er sei im Zweiten Krieg der Rassen getötet worden. Der rätselhafte Wanderer Allanon hatte die Elfen-Völker gewarnt, und wenngleich manche geneigt gewesen waren, die Warnung in den Wind zu schlagen, verfiel Eventine nicht in diesen Fehler. Allanon hatte sich noch niemals geirrt; seine Fähigkeit, in die Zukunft zu blicken, war rätselhaft, aber erwiesen.
    Die Elfen waren Eventines Rat gefolgt und hatten sich auf den Krieg vorbereitet, aber die Invasion hatte auf sich warten lassen. Dann war Paranor gefallen, und mit der Festung war das Schwert von Shannara verschwunden. Wieder war Allanon erschienen und hatte die Elfen aufgefordert, die Ebenen von Streleheim über Paranor zu überwachen, um jeden Versuch der Gnome zu verbinden, das Schwert aus der von ihnen besetzten Druidenfestung fortzuschaffen und nach Norden zu bringen in die Burg des Dämonen-Lords. Wieder hatten sich die Elfen ohne Einwände dazu bereit gefunden.
    Aber das Unerwartete war eingetreten, und zwar gerade dann, als Jon Lin Sandor nicht beim König gewesen war. Die in Paranor verschanzten Gnomen hatten überraschend beschlossen, einen Durchbruch zu den sicheren Weiten des tiefen Nordlands zu unternehmen. Drei starke Abteilungen waren gegen die Elfen-Linien vorgestoßen. Eventine und Jon Lin hatten getrennte Truppen angeführt, um zwei dieser gegnerischen Einheiten abzufangen, und es wäre ihnen leicht gelungen, die Gnomen zu besiegen, hätte nicht eine Armee von Gnomen und Trollen, die Bestandteil des riesigen Nordland-Heeres war, eingegriffen. Jon Lins Truppen waren nahezu aufgerieben worden, und er war nur knapp mit dem Leben davongekommen. Zu Eventine hatte er nicht gelangen können. Der Elfen-König war mit seinem ganzen Trupp verschwunden. Seit fast drei Tagen suchte Jon Lin Sandor nun schon nach ihm.
    »Wir finden ihn, Jon Lin. So leicht ist er nicht unterzukriegen. Er wird sich durchschlagen.«
    Der grimmige Elf nickte knapp und warf einen kurzen Blick auf den jungen Mann neben sich.
    »Es ist seltsam, aber ich weiß, dass er lebt«, fuhr der andere fort. »Ich kann es nicht erklären, aber ich spüre das.«
    Breen Elessedil war Eventines jüngerer Bruder; sollte sein Bruder sterben, würde er der nächste König der Westland-Elfen sein. Es war aber eine Position, für die er noch nicht bereit war, und er wünschte sie sich auch nicht. Seit Eventines Verschwinden hatte er nichts unternommen, um den Oberbefehl über die Elfen-Armeen oder den Königlichen Rat zu ergreifen, sondern er hatte sich sofort der Suche nach seinem Bruder angeschlossen. Aus diesem Grund herrschte in der Elfen-Regierung nahezu ein Chaos, und was noch vor zwei Wochen ein gegen die bevorstehende Invasion einiges Volk gewesen, stellte sich nun als unsichere, wirre Anhäufung getrennter Gruppen dar, voller Unruhe, weil niemand bereit war, die Führung zu übernehmen.
    In hemmungslose Panik würde das Elfen-Volk zwar nicht verfallen; es war zu diszipliniert, um zuzulassen, dass alles auseinander fiel, aber Eventine war eine unbestreitbar machtvolle Persönlichkeit gewesen, und das Volk hatte sich bei seiner Thronbesteigung um ihn geschart. Noch jung, doch von ungewöhnlicher Charakterstärke und untrüglichem gesundem Menschenverstand, war er stets zur Stelle gewesen, um Rat und Tat beizusteuern, und man hatte auf ihn gehört. Die Gerüchte über sein Verschwinden hatten deshalb die Leute tief beunruhigt.
    Sowohl Breen Elessedil als auch Jon Lin befassten sich mit nichts anderem als mit der Suche nach dem vermissten König. Nachdem sie Gnomen-Patrouillen umgangen hatten und der Hauptmasse der Nordland-Armee ausgewichen waren, hatten sie sich in dem

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