Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Shannara I

Titel: Shannara I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
Vom Netzwerk:
ausdruckslosen Riesen und konnte nicht begreifen, warum er zugelassen hatte, dass sich die Dinge so entwickelten. Shea und Panamon wussten schon seit geraumer Zeit, dass Keltset kein gewöhnlicher Ausgestoßener war, vertrieben von seinem Volk. Er war auch nicht einfach der Dieb und Abenteurer, als den Panamon ihn ursprünglich dargestellt hatte. In den seltsam sanften Augen leuchtete hohe Intelligenz, die ein unausgesprochenes Wissen über das Schwert von Shannara, den Dämonen-Lord und selbst Shea verriet. Im Herzen des Riesen war etwas Tiefgründendes verborgen. Wie bei Allanon, dachte Shea plötzlich. Auf irgendeine Weise waren beide der Schlüssel zum Geheimnis des Schwerts von Shannara. Shea empfand das als unheimliche Offenbarung und schüttelte den Kopf, aber es blieb keine Zeit für weitere Überlegungen mehr.
    Die Zeugen waren befragt, und die drei Richter forderten den Angeklagten nun auf, sich zu verteidigen. Einen schier endlosen Augenblick herrschte lastendes Schweigen, als die Richter, die versammelten Trolle und die beiden Männer darauf warteten, dass Keltset aufstand und reagierte. Der Riesen-Troll saß immer noch regungslos da, wie von einer tiefen Trance erfasst. Shea wurde von dem wilden Drang geschüttelt, irgend etwas zu tun, aufzuspringen, zu schreien, nur, damit diese unerträgliche Stille nicht länger anhielt, aber seine Kehle war wie zugeschnürt. Die Sekunden verrannen. Dann erhob sich Keltset ganz plötzlich.
    Er stand auf, reckte sich und nahm plötzlich die Haltung eines Wesens an, das mehr war als ein Sterblicher. Stolz trat er der Versammlung und den Richtern gegenüber. Er griff unter den breiten Ledergürtel und zog eine schwarze Metallkette mit Anhänger heraus. Er hielt sie kurze Zeit in den Händen. Die Richter rissen die Augen auf. Shea sah ein Kreuz in einem Kreis, dann hob der Riese die Kette über den Kopf und legte sie sich um den Hals.
    »Bei den Göttern, denen wir das Leben verdanken… ich kann es nicht fassen«, flüsterte Panamon.
    Die Richter standen entgeistert auf. Als Keltset sich langsam herumdrehte, stießen die versammelten Trolle verwunderte Rufe aus, sprangen auf und deuteten wild auf den leidenschaftslosen Riesen in ihrer Mitte. Shea schaute mit offenem Mund zu.
    »Panamon, was hat das zu bedeuten?« fragte er schließlich.
    Der Lärm wurde immer größer, alles schrie durcheinander, und Panamon Creel war plötzlich auf den Beinen. Er legte eine Hand auf Sheas schmale Schulter.
    »Ich kann es nicht glauben«, sagte der Dieb freudig. »Die ganzen Monate hindurch habe ich nichts davon geahnt. Das hat er die ganze Zeit über vor uns geheimgehalten, Shea. Deshalb ließ er zu, dass man uns gefangen nahm. Aber es muss noch mehr…«
    »Wollt Ihr mir vielleicht endlich verraten, was hier vorgeht?« stieß Shea hervor.
    »Der Anhänger, Shea das Kreuz im Kreis!« antwortete Panamon. »Das ist der Schwarze Irix, die höchste Auszeichnung, die größte Ehre, die das Troll-Volk einem aus seiner Mitte erweisen kann. Wenn man in einer ganzen Lebensspanne drei verliehen sieht, ist das ungewöhnlich. Um seiner würdig zu sein, muss man das Abbild all dessen sein, was die Troll-Nation verehrt und erstrebt. Man muss beinahe ein Gott sein. Irgendwann in seiner Vergangenheit hat Keltset sich diese Auszeichnung verdient - und wir ahnten nichts davon.«
    »Aber was wird man nun dazu sagen, dass er in unserer Gesellschaft gefunden wurde?«
    »Jeder, der den Irix trägt, ist unfähig, sein Volk zu verraten«, sagte Panamon. »Die Ehre bringt grenzenloses Vertrauen mit sich. Der Träger würde niemals die Gesetze seines Volkes übertreten - man hält ihn nicht einmal für fähig, an derlei zu denken. Man glaubt, der Bruch des Vertrauens würde grässlichste Strafen nach sich ziehen, andauernd in alle Ewigkeit. Kein Troll würde das für möglich halten.«
    Shea starrte wie betäubt auf Keltset, während das Geschrei unvermindert weiterging. Der Riesen-Troll hatte sich seinen Richtern zugewandt, die vergeblich bemüht waren, die Ruhe wiederherzustellen. Es dauerte noch eine ganze Weile, bis der Lärm sich so weit gelegt hatte, dass man einzelne Stimmen verstehen konnte. Die Trolle setzten sich und warteten auf Keltsets Mitteilungen, die er in Taubstummensprache geben musste. Es gab eine Pause, bis ein geeigneter Mann, der seine Zeichensprache übersetzen konnte, auftauchte. Dieser Mann fasste alles in die Troll-Sprache. Es gab einen kurzen Wortwechsel mit einem der Richter, von dem

Weitere Kostenlose Bücher