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Shannara I

Titel: Shannara I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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nicht einmal die Späher etwas wissen konnten - die Sicherheit des Hochlands von Leah. Dort konnten die Brüder um die Hilfe Menion Leahs, Sheas engem Freund, bitten; er war trotz Flicks Meinung die einzige Person, die in der Lage sein mochte, sie durch die gefährlichen Gegenden zum Anar zu führen. Shea schien das die einzige vernünftige Alternative zu sein.
    Die Brüder erreichten den südöstlichen Rand des Ortes und blieben lautlos an einem alten Schuppen stehen, mit den Rücken an der rauhen Bretterwand. Shea sicherte wachsam nach vorn. Er hatte keine Ahnung, wo das rasselnde Wesen inzwischen sein mochte. Im dunstigen Mondlicht der verblassenden Nacht war alles noch verschwommen. Irgendwo links von ihnen bellten ein paar Hunde wild, und in den Fenstern naher Häuser wurden Scheiben hell, als schläfrige Bewohner neugierig in die Dunkelheit blickten. Der Morgen würde schon in einer Stunde anbrechen, und Shea wußte, dass sie Entdeckung riskieren und zum Rand des Tales und dem schützenden Duln-Wald laufen mußten. Waren sie noch im Tal, wenn es hell würde, würde das Wesen sie die Hügelhänge hinaufsteigen sehen und ihnen nachsetzen.
    Shea schlug Flick auf den Rücken und nickte, dann begann er loszutraben, hinein in die dichten Wäldchen und Gebüsche des Talbodens. Die Nacht ringsum war still, bis auf die dumpfen Geräusche ihrer Füße im hohen Gras, das taunaß war. Belaubte Zweige schnellten ihnen entgegen, während sie liefen, und klatschten ihnen feucht ins Gesicht. Sie hasteten auf die sanften, strauchbewachsenen Osthänge des Tales zu, sprangen um die dicken Eichen und Hickorys herum, hüpften über Früchte und Äste, die unter den weitgespreizten Baumkronen, am Boden lagen. Sie erreichten den Hang und hetzten über die freien Wiesen, so schnell ihre Beine sie trugen, ohne umzuschauen oder auch nur zur Seite ins Dunkel zu blicken, nur nach vorn auf den Boden, der unter ihnen dahinflog und im Tal verschwand. Sie rutschten auf dem feuchten Gras häufig aus, gelangten aber bald zum Talrand, wo sie die hohen Talwände im Osten vor sich hatten, die mit formlosen Steinblöcken und spärlichem Gebüsch besetzt waren und eine große Barriere vor der Welt dahinter bildeten.
    Shea war körperlich in ausgezeichneter Verfassung und flog über dem unebenen Boden dahin, behende zwischen Strauchwerk und kleinen Felsblöcken, die ihm den Weg versperren wollten, Haken schlagend. Flick folgte ihm unermüdlich, und seine kräftigen Beinmuskeln hatten mächtig zu arbeiten, damit er, der der Schwerere war, mit der leichtfüßigen Gestalt vor ihm Schritt halten konnte. Nur ein einziges Mal riskierte Flick einen kurzen Blick nach hinten, und seine Augen nahmen ein verschwommenes Bild ineinander verschlungener Baumwipfel wahr, die sich nun über dem jetzt verborgenen Ort erhoben und als scharf umrissene Silhouetten vor dem verblassenden Licht der nächtlichen Sterne und dem umwölkten Mond standen. Er sah Shea vor sich herlaufen, der offenbar bestrebt war, den kleinen Wald in einer Meile Entfernung zu erreichen. Flicks Beine begannen zu ermüden, aber seine Furcht vor dem Wesen, das irgendwo hinter ihnen sein mußte, ließ keine Verschnaufpause zu. Er fragte sich, was ihnen bevorstünde, nachdem sie nun Flüchtlinge aus der einzigen Heimat, die sie gekannt hatten, waren, verfolgt von einem unfaßbar bösartigen Feind, der ihr Leben auslöschen würde wie die Flamme zweier kleiner Kerzen, wenn er sie erwischen würde. Zum erstenmal seit Allanons Weggang wünschte sich Flick inbrünstig, der rätselhafte Wanderer möge wieder auftauchen.
    Die Minuten verrannen schnell, und der kleine Wald rückte näher, während die Brüder keuchend weiterliefen. Kein Laut drang an ihre Ohren, nichts bewegte sich in der Landschaft vor ihnen. Es war, als seien sie die einzigen Lebewesen in einer riesigen Arena, über der die wachsamen Sterne funkelten. Der Himmel wurde heller, als die Nacht sich zögernd verabschiedete, und die gigantische Illumination am Firmament fing an zu verblassen in der Morgendämmerung. Die Brüder liefen weiter, unbeirrt von allem, unter dem Gesetz der Notwendigkeit, schneller zu werden - um nicht vom alles entblößenden Licht des Sonnenaufgangs eingeholt zu werden, der nur noch Minuten auf sich warten ließ.
    Als die beiden endlich den Wald erreichten, sanken sie keuchend auf den mit Zweigen übersäten Boden unter hohen Hickorybäumen nieder, heftiges Pochen in Ohren und Brust. Sie lagen einige Minuten

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