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Shannara II

Titel: Shannara II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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kein Bote geschickt worden. Es wäre sinnlos gewesen. Die Gnomen waren eine Rasse, die sich aus vielen einzelnen Stämmen zusammensetzte. Sie hatten keinen gemeinsamen Herrscher, keine Regierung, die sie unter sich vereinigte. Ihre Häuptlinge und ihre Seher waren ihre Führer, und jeder Stamm hatte seinen eigenen Häuptling und seinen eigenen Seher, und sie alle befehdeten einander unablässig. Verbittert und voller Groll seit ihrer Niederlage bei Tyrsis, hatten sich die Gnomen in den fünfzig Jahren, die seitdem vergangen waren, nicht mehr um die Angelegenheiten der anderen Rassen gekümmert. Es war kaum zu erwarten, daß sich das jetzt ändern würde.
    Somit blieben die Trolle. Auch die Trolle waren eine Rasse, die sich aus verschiedenen Stämmen zusammensetzte, doch seit dem Ende des fehlgeschlagenen Dritten Krieges der Rassen waren bei den Trollen, die in den Weiten des Nordlandes lebten, Bestrebungen zum Zusammenschluß im Gange. In gewissen Gebieten hatten sich bereits die ersten Stämme unter einer gemeinsamen Ratsregierung zusammengefunden. Eine der größten dieser Gemeinden lebte im Kershalt-Territorium, an der nördlichen Grenze des Elfenlandes. Das Kershalt war in erster Linie von Felstrollen besiedelt, es lebten allerdings auch einige der weniger angesehenen Stämme in bestimmten Teilen dieses Gebietes. Traditionsgemäß waren Elfen und Trolle immer Feinde gewesen; in den letzten beiden Rassenkriegen hatten sie erbittert gegeneinander gekämpft. Mit dem Sturz des Dämonen-Lords jedoch hatte die Feindschaft zwischen den beiden Völkern fühlbar nachgelassen, und in den letzten fünfzig Jahren hatten sie in relativ friedlichem Nebeneinander gelebt. Besonders gut waren dabei die Beziehungen zwischen Arborlon und dem Kershalt. Der Handel zwischen beiden Regionen florierte, und es gab bereits Pläne, Delegationen auszutauschen. Es bestand also eine Chance, daß die Trolle des Kershalt sich bereitfinden würden, den Elfen Beistand zu leisten.
    Der alte König bremste seinen Optimismus, eine geringe Chance, sagte er sich. Doch sie mußten jede Möglichkeit nutzen. Wenn die Elfen überleben wollten, dann brauchten sie die Hilfe aller, die bereit waren, ihnen zur Seite zu stehen.
    Seufzend erhob er sich, reckte seine müden Glieder und blickte dann auf das Sortiment von Landkarten, das auf dem Tisch ausgebreitet lag. Jede Karte zeigte einen anderen Teil des Westlands; das gesamte erforschte Gebiet, das zum Elfenreich gehörte, sowie die Territorien, die es umgaben, war hier eingezeichnet. Eventine hatte die Karten so gründlich und eingehend studiert, daß er meinte, er könne sie jetzt im Schlaf nachzeichnen. Aus einem dieser Teilgebiete würden die Dämonen anrücken; und dort mußte der Abwehrblock der Elfen errichtet werden. Aber wo? Wo würde die Mauer der Verfemung zuerst abbröckeln? Wo würde die Invasion beginnen?
    Der König ließ seine Augen von einer Karte zur anderen wandern. Allanon hatte ihm versprochen, wenn möglich, festzustellen, wo der Durchbruch stattfinden würde, und auf diese wichtige Information wartete nun das Elfenheer. Doch bis dahin…
    Er richtete sich auf und ging zur Fenstertür, die in den Park hinausführte; während er dort verweilte und in die dichter werdende Dunkelheit hinausblickte, sah er Andor den Fußweg heraufkommen. Er hielt den Kopf gesenkt gegen den Regen und trug in den Armen einen Stapel von Truppenverzeichnissen und Proviantlisten, die zu beschaffen er beauftragt worden war. Die tiefen Falten, welche die Stirn des alten Königs durchfurchten, glätteten sich. Andor war ihm in diesen letzten Tagen eine unschätzbare Hilfe gewesen. Ihm war die zeitraubende, aber notwendige Aufgabe zugefallen, Informationen zusammenzutragen - eine undankbare Aufgabe, die Arion zweifellos zurückgewiesen hätte. Andor jedoch hatte die Arbeit ohne ein Wort des Widerspruchs auf sich genommen.
    Der König schüttelte den Kopf. Sonderbar, doch obwohl Arion der Kronprinz der Elfen war und ihm von seinen beiden Söhnen der nächste, hatte es in diesen letzten Tagen Momente gegeben, in denen er sich selbst gerade in Andor wiedererkannt hatte. Sein Blick schweifte zum bleiernen Abendhimmel hinauf, und er fragte sich plötzlich, ob es Andor manchmal ebenso ging.
     
    Tiefe Kerben der Müdigkeit zeichneten Andor Elessedils Gesicht, als er durch das Portal in das Herrenhaus trat. Er nahm seinen vom Regen durchweichten Umhang ab und ging dann, die Dokumente, die er mitgebracht hatte, fest im Arm,

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