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Shannara II

Titel: Shannara II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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merkwürdige Verhalten der Dämonen geben. Allein erklomm er die Hänge des Kensrowe und wanderte zu dem Felsüberhang, wo Allanon einsam Wache hielt, halb verborgen im Schatten, während er den Blick über das Sarandanon schweifen ließ. Der Elfenprinz hatte seit dem vergangenen Tag, seit der Druide in diese Berge hinaufgestiegen war, nicht mehr mit Allanon gesprochen; niemand hatte ein Wort mit ihm gewechselt. Und in seiner Freude über den Sieg der Elfen hatte Andor kaum einen Gedanken an den Druiden verschwendet. Schließlich kam und ging Allanon stets, wie es ihm gefiel, und selten gab er eine Erklärung für sein Handeln. Jetzt aber, als Andor sich dem Druiden näherte, fragte er sich dennoch, warum Allanon gerade diesen Zeitpunkt gewählt hatte, um allein zu sein. Die Antwort auf diese Frage erhielt er, als der Druide sich nach ihm umwandte. Allanons Gesicht war aschfahl. Tief eingegrabene Linien durchzogen sein Gesicht, das schlaff und welk wirkte, und in den durchdringenden schwarzen Augen stand ein grüblerischer Ausdruck. Andor blieb wie angewurzelt stehen und starrte den Druiden entsetzt an.
    Seine Bestürzung brachte ein schwaches Lächeln auf Allanons Lippen.
    »Ist etwas mit Euch, Elfenprinz?«
    Andor fuhr zusammen. »Nein, ich - es ist nur - Allanon, Ihr seht…«
    Der Druide zuckte die Schultern.
    »Für die Art und Weise, wie wir unsere Kräfte einsetzen, müssen wir einen Preis zahlen. Das ist eines der Naturgesetze, wenn wir es auch häufig außer acht lassen. Selbst ein Druide ist dem Willen der Natur unterworfen.« Er hielt einen Moment inne. »Versteht Ihr, was ich meine?«
    Andor blickte ihn unsicher an.
    »Diese Wirkung hat die Zauberkraft auf Euch?«
    Allanon nickte. »Wer Zauberkraft einsetzt, dem wird Leben entzogen - ihm wird etwas von seiner Kraft und seinem Wesen genommen. Zum Teil kann es wiedergewonnen werden, aber die Erholung schreitet nur langsam voran. Und der Schmerz…«
    Seine Stimme verklang, der Satz blieb unvollendet. Andor fröstelte plötzlich.
    »Allanon, habt Ihr Eure Zauberkräfte verloren?«
    Der Kopf unter der Kapuze hob sich.
    »Die Zauberkraft geht nicht verloren, solange derjenige noch lebt, der sich ihrer bedient. Aber es gibt Grenzen, die nicht überschritten werden können, und die Grenzen werden mit dem Lauf der Jahre immer enger. Wir alle werden alt, Elfenprinz.«
    »Auch Ihr?« fragte Andor leise.
    Die schwarzen Augen waren verschleiert. Unvermittelt wechselte Allanon das Thema.
    »Was führt Euch zu mir?«
    Andor brauchte eine Zeitlang, um seine Gedanken wieder zu sammeln.
    »Ich wollte Euch fragen, ob Ihr den Grund kennt, warum die Dämonen nicht angreifen.«
    Der Druide wandte den Blick ab.
    »Weil sie dazu noch nicht bereit sind.« Er schwieg einen Moment, dann richtete sich sein Blick wieder auf Andor. »Laßt Euch nicht in die Irre führen; sie werden kommen. Sie zögern den Angriff nur hinaus, doch hinter dieser Verzögerung steckt ein Sinn. Jener, der sie führt, jener, den sie den Dagda Mor nennen, tut nichts ohne Grund.« Er neigte sich leicht vornüber. »Laßt Euch dies durch den Kopf gehen: Der Dagda Mor befand sich nicht unter jenen, die uns gestern angriffen.«
    Andor runzelte besorgt die Stirn.
    »Wo war er dann?«
    Allanon schüttelte den Kopf.
    »Wir sollten eine andere Frage stellen: Wo ist er jetzt?« Einen Lidschlag lang blickte er Andor schweigend an, dann zog er seine schwarzen Gewänder fest um sich. »Ich habe mir überlegt, daß es klug wäre, Kundschafter nach Norden und nach Süden auszuschicken, um sicherzugehen, daß die Dämonen nicht die Absicht haben, uns von den Flügeln her in die Zange zu nehmen.«
    Nach einer bedrückenden Zeit des Schweigens fragte Andor: »Ist die Zahl der Dämonen denn groß genug, um das zu tun?«
    Allanons Lachen war spröde.
    »Groß genug.« Der Druide wandte sich wieder ab. »Laßt mich jetzt allein, Elfenprinz.«
    Von Zweifeln geplagt stieg Andor wieder aus dem Kensrowe-Gebirge herab. Nach seiner Rückkehr wurden Kundschafter ausgesandt, und das Heer wartete weiter. Der Morgen neigte sich zum Nachmittag, der Nachmittag zum Abend. Schwere Wolkenmassen wälzten sich über den dunkler werdenden Himmel, und die Nacht brach rasch herein.
    Und noch immer kamen die Dämonen nicht.
     
    Es ging auf Mitternacht zu, als der Angriff endlich losbrach. So plötzlich, daß die Wachtposten kaum Zeit hatten, Alarm zu schlagen, als die ersten Dämonen schon über sie herfielen. In gewaltigem Ansturm drängten sie

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