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Shannara II

Titel: Shannara II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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einen Moment lang ohne etwas zu sagen, dann blickte sie plötzlich auf Wil.
    »Möchtest du, daß auch aus ihr eine Holzfigur wird?« Ihre Stimme hatte eine Schärfe, die Wil durch Mark und Bein ging. Noch immer konnte er nicht sprechen. »Oder vielleicht aus dem Elfenmädchen? Du weißt natürlich, daß es bei mir ist.«
    Sie wartete nicht auf die Erwiderung, die er, wie sie wohl wußte, nicht geben konnte. Sie trat einige Schritte näher an ihn heran, und ihre hochgewachsene Gestalt neigte sich zu ihm hinunter, bis ihr Gesicht dem seinen ganz nahe war.
    »Ich wünsche die Elfensteine, und du wirst sie mir geben. Du wirst sie mir zum Geschenk machen, Elf, denn ich weiß, wenn sie dir mit Gewalt genommen werden, dann sind sie nutzlos.« Ihre Augen brannten sich in die seinen. »Ich möchte ihre Zauberkraft haben, verstehst du? Ich weiß ihren Wert weit besser zu schätzen als du. Ich bin älter als diese Welt und ihre Waffen, älter als die Druiden, die in Paranor mit Zauberkräften spielten, die längst von meiner Schwester und mir gemeistert wurden. Und so ist es auch mit den Elfensteinen. Zwar fließt in mir kein Elfenblut, doch mein Blut ist das Blut aller Rassen, und daher ist es mir gegeben, mich ihrer Kräfte zu bedienen. Dennoch kann nicht einmal ich das Gesetz brechen, das ihre Kräfte wirksam macht. Die Elfensteine müssen freiwillig gegeben werden. Und so wird es auch geschehen.«
    Ganz nahe kam ihre Hand seinem Gesicht, berührte es beinahe.
    »Ich habe eine Schwester, Elf - Morag nennt sie sich. Seit Jahrhunderten leben wir in dieser Senke, wir, die Hexenschwestern, die letzten unserer Art. Vor langer Zeit einmal hat sie mir bitter Unrecht getan, und ich habe ihr nie vergeben. Ich hätte mich ihrer entledigt, doch wir sind einander völlig gleich an Kräften, so daß niemals die eine die andere besiegen kann. Die Elfensteine aber besitzen eine Zauberkraft, die meiner Schwester fehlt, eine Kraft, die es mir möglich machen wird, ihr Ende herbeizuführen. Morag - die verhaßte Morag! Süß ist der Gedanke, daß sie mir eines Tages dienen muß wie diese Holzmännchen! Süß ist der Gedanke, diese verhaßte Stimme zum Schweigen zu bringen. Oh, so lange habe ich darauf gewartet, mich von ihr zu befreien, Elf! So lange!«
    Ihre Stimme schwoll an, während sie sprach, bis die Wörter sich an den Steinen des Turmes brachen und die tiefe Stille mit ihrem Widerhall füllten. Das schöne kalte Gesicht entfernte sich von Wil, die schlanken Arme verschränkten sich unter den schwarzen Gewändern. Wil spürte, wie ihm der Schweiß am ganzen Körper hinunterrann.
    »Die Elfensteine sollen dein Geschenk an mich sein«, flüsterte sie. »Mein Geschenk an dich wird dein eigenes Leben und das Leben der Frauen sein. Nimm mein Geschenk an. Gedenke des alten Mannes. Denke an ihn, ehe du wählst.«
    Sie hielt inne, als die Pforte zum Turm sich öffnete, und ein kleines Grüppchen von Holzmännchen hereinkam. Auf leise klappernden hölzernen Beinen traten sie zu Mallenroh und blieben dicht gedrängt vor ihr stehen. Einen Moment lang neigte sie sich zu ihnen hinunter, dann richtete sie sich auf und blickte aus kalten Augen auf Wil.
    »Ihr habt einen Dämon in die Senke gelockt«, schrie sie ihn an. »Einen Dämon - nach all diesen Jahren! Er muß gefunden und vernichtet werden. Wisp - sein Geschenk!«
    Der kleine Irrwisch schoß zu Wil hin und nahm dem Ohnmächtigen den Beutel und die Elfensteine aus den Händen. Das alte Gesicht blickte flüchtig zu dem Talbewohner auf, dann versteckte er sich in den Falten von Mallenrohs Umhang. Die Hexe hob die Hand, und Wil spürte, wie er plötzlich ganz schwach wurde.
    »Denke daran, was du gesehen hast, Elf.« Ihre Stimme schien jetzt fern und kühl. »Ich besitze die Macht über Leben und Tod. Wähle klug.«
    Sie ging an ihm vorüber und verschwand durch die offene Tür. Seine Kräfte ließen ihn im Stich, sein Blick trübte sich. Neben ihm brach Eretria zusammen.
    Dann stürzte auch er. Das letzte, woran er sich erinnerte, war die Berührung der hölzernen Finger, die sich um seinen Körper schlossen.

Kapitel 44
    »Wil!«
    Der Klang seines Namens hing wie ein irrendes Echo im schwarzen Nebel, der ihn einhüllte. Die Stimme schien aus weiter Ferne zu kommen, um durch die Dunkelheit herabzuschweben und in seinen Schlaf einzudringen. Träge regte er sich, hatte das Gefühl, als sei er gebunden und mit Gewichten beschwert. Mit einer Kraftanstrengung tauchte er aus sich selbst

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