Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Shannara II

Titel: Shannara II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
Vom Netzwerk:
heraus.
    »Wil, ist dir auch nichts passiert?«
    Die Stimme gehörte Amberle. Er blinzelte in dem Bemühen zu erwachen.
    »Wil?«
    Sie barg seinen Kopf auf ihrem Schoß, und ihr Gesicht neigte sich über das seine. Das lange kastanienbraune Haar floß über ihn wie ein Schleier.
    »Amberle?« fragte er schläfrig und setzte sich auf. Dann streckte er stumm die Arme nach ihr aus und drückte sie fest an sich.
    »Ich dachte, ich hätte dich verloren«, stieß er hervor.
    »Und ich dachte, ich hätte dich verloren.« Sie lachte leise, während sie ihn umschlungen hielt. »Du hast stundenlang geschlafen, bist nicht ein einziges Mal erwacht, seit sie dich hier hereingebracht haben.«
    Wil nickte, den Kopf an ihrer Schulter, und wurde plötzlich des betäubenden Duftes von Räucherwerk gewahr, der in der Luft hing. Sogleich wurde ihm klar, daß es dieser berauschende Duft war, der ihn so müde und ermattet machte. Sacht ließ er Amberle los und sah sich um.
    Sie befanden sich in einer fensterlosen Zelle. An einer Kette hing von der Decke ein leuchtender Glaszylinder herab, wieder eines dieser Lichter, die ohne Öl oder Pech brannten und keinen Rauch absonderten. Die eine Wand der Zelle bestand ganz aus senkrechten alten Stangen, die im steinernen Boden und der Decke verankert waren. Die einzige Tür der Zelle befand sich in dieser eisernen Wand. Man hatte ihnen einen Krug mit Wasser, eine Eisenschüssel, Handtücher, Decken und drei Strohsäcke in die Zelle gebracht. Auf einer dieser Matratzen lag Eretria. Ihr Atem ging tief und regelmäßig. Jenseits der eisernen Gitterwand befand sich ein Gang, der zu einer Treppe führte und sich dann in Schwärze verlor.
    Amberle folgte seinem Blick, der zu Eretria wanderte.
    »Ich glaube, ihr ist nichts geschehen - sie schläft nur. Bis jetzt hab’ ich es nicht geschafft, einen von euch beiden zu wecken.«
    »Mallenroh«, flüsterte er, als ihm alles wieder einfiel. »Hat sie dir etwas angetan?«
    Amberle schüttelte den Kopf.
    »Sie hat kaum ein Wort mit mir gesprochen. Anfangs wußte ich nicht einmal, wer mich da gefangengenommen hatte. Die Holzmännchen brachten mich hierher, und ich schlief eine ganze Weile. Dann kam sie zu mir. Sie erzählte mir, daß andere nach mir suchten, daß sie zu ihr gebracht werden würden, genau wie ich zu ihr gebracht worden war. Danach ging sie.« Die meergrünen Augen suchten die seinen. »Sie macht mir Angst, Wil - sie ist schön, aber so kalt.«
    »Sie ist ein Ungeheuer. Wie hat sie dich denn überhaupt gefunden?«
    Amberle wurde bleich bei der Erinnerung.
    »Irgend etwas bedrohte mich, und da bin ich in die Senke hinuntergelaufen. Ich habe es nicht gesehen, aber ich spürte es - es war etwas Böses, das nach mir suchte.« Sie hielt einen Moment inne. »Ich lief und lief, solange ich konnte, und dann kroch ich. Am Ende bin ich zusammengebrochen. Die Holzmännchen müssen mich gefunden und zu ihr gebracht haben. Wil, war es Mallenroh, die ich spürte?«
    Wil schüttelte den Kopf.
    »Nein. Es war der Raffer.«
    Ratlos starrte sie Wil einen Moment lang an, dann blickte sie zur Seite.
    »Und jetzt ist er hier in der Senke, nicht wahr?«
    »Ja«, bestätigte Wil. »Die Hexe weiß von ihm. Sie sucht ihn.« Er lächelte grimmig. »Vielleicht werden sie einander gegenseitig vernichten.«
    Sie erwiderte das Lächeln nicht.
    »Wie hast du mich gefunden?«
    Er erzählte ihr alles, was geschehen war, seit er sie oben am Rand der Senke zurückgelassen hatte - er berichtete von dem Zusammentreffen mit Eretria, vom Tod Cephelos und der anderen Fahrensleute, vom Wiederauffinden der Elfensteine, der Flucht zurück durch den Wildewald, der Begegnung mit Hebel und Drifter, der Wanderung in die Senke, der Entdeckung der Holzmännchen und der Begegnung mit Mallenroh. Am Ende erzählte er noch, was die Hexe mit Hebel angestellt hatte.
    »Der arme alte Mann«, flüsterte sie, und in ihren Augen standen Tränen. »Er wollte ihr doch nichts Böses. Warum hat sie ihm das angetan?«
    »Wir alle sind ihr völlig gleichgültig«, erwiderte Wil. »Sie ist nur an den Elfensteinen interessiert. Sie will sie unbedingt haben, Amberle. Hebel sollte uns anderen nur ein Beispiel sein - besonders mir.«
    »Aber du wirst sie ihr doch nicht geben, nicht wahr?«
    Er sah sie unsicher an.
    »Wenn ich dadurch unser Leben retten kann, dann gebe ich sie ihr. Wir müssen hier fort.«
    Das Elfenmädchen schüttelte langsam den Kopf.
    »Ich glaube nicht, daß sie uns fortlassen wird, Wil - auch

Weitere Kostenlose Bücher