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Shannara II

Titel: Shannara II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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und sein Gesicht wurde unruhig. »Geht niemals aus der Senke fort. Kann nicht fortgehen.«
    Irgendwo hoch oben im Turm ertönte ein Glockenschlag, dann war es wieder still. Hastig sprang Wisp auf.
    »Die Dame ruft«, erklärte er Wil, den Blick schon zur Treppe gerichtet.
    »Wisp!« rief Wil ihm nach. Der kleine Bursche blieb stehen. »Wird die Dame uns fortgehen lassen, wenn ich ihr die Elfensteine gebe?«
    Wisp schien nicht zu verstehen. »Fortgehen?«
    »Fort, aus der Senke heraus?« erläuterte Wil.
    Wisp schüttelte den Kopf. »Keiner geht fort. Niemals. Holzfiguren.« Er winkte Eretria zu. »Das hübsche Ding ist für Wisp. Paß gut auf das hübsche Ding auf. Dann schwatzen wir noch ein bißchen. Später.«
    Er machte kehrt und sprang die Treppe hinauf. Die Gefangenen blickten ihm nach, bis die Finsternis ihn verschluckte. Die Glocke hoch im Turm schlug ein zweites Mal.
     
    Wil sprach als erster.
    »Wisp könnte sich täuschen. Mallenroh will die Elfensteine unbedingt haben. Ich glaube, sie würde uns fortlassen, wenn ich bereit wäre, sie ihr zu geben.«
    Dicht zusammengedrängt kauerten sie vor der Tür ihrer Zelle und spähten voller Unbehagen in die Finsternis des Korridors auf der anderen Seite.
    »Nein, Wisp täuscht sich nicht.« Amberle schüttelte bedächtig den Kopf. »Hebel hat uns doch erzählt, daß niemand sich in die Senke hineinwagt. Er hat gesagt, daß noch nie jemand wieder zurückgekommen ist.«
    »Das Elfenmädchen hat recht«, stimmte Eretria zu. »Niemals wird diese Hexe uns fortlassen. Sie wird uns alle in Holzfiguren verwandeln.«
    »Nun, dann müssen wir uns einen anderen Plan einfallen lassen.«
    Wil umfaßte die Eisenstangen der Zelle, um ihre Stärke zu prüfen. Eretria stand auf und blickte vorsichtig zur düsteren Treppe hin.
    »Ich habe einen anderen Plan, Heiler«, sagte sie leise.
    Sie griff in ihren rechten Stiefel, teilte die Lederfalten an der Innenseite und zog eine dünne Metallstange mit einem merkwürdig geformten Haken am Ende heraus. Dann griff sie in den linken Stiefel und nahm den Dolch heraus, den Wil schon vorher gesehen hatte, als Hebel sie am Rand zur Senke überrascht hatte. Mit einem triumphierenden Lächeln hielt sie den Dolch hoch und ließ ihn dann wieder in den Stiefel gleiten.
    »Wie konnte Mallenroh den denn übersehen?« fragte Wil erstaunt.
    Das Mädchen zuckte die Schultern.
    »Sie hat sich gar nicht die Mühe gemacht, ihren Holzmännern zu befehlen, mich zu durchsuchen. Sie war viel zu sehr damit beschäftigt, uns fühlen zu lassen, wie ohnmächtig wir sind.«
    Sie trat zur Zellentür und prüfte aufmerksam das Schloß.
    »Was machst du da?« Wil trat zu ihr.
    »Ich sorge dafür, daß wir hier rauskommen«, erklärte sie, während sie angestrengt ins Schlüsselloch starrte. Dann blickte sie zu ihm auf und hob den kleinen Metallschaft hoch. »Ein Dietrich. Es gibt bei den Fahrensleuten weder Mann noch Frau ohne ein solches Ding. Weil allzu viele schlecht beratene Bürger immer wieder versuchen, uns einzusperren. Sie trauen uns wahrscheinlich nicht.«
    Sie zwinkerte Amberle zu; die runzelte die Stirn.
    »Manche von diesen Leuten haben wahrscheinlich guten Grund, euch nicht zu trauen«, meinte sie.
    »Wahrscheinlich.« Eretria blies Staub von dem Schloß, »jeder von uns schwindelt ab und zu mal - nicht wahr, Schwester Amberle?«
    »Augenblick mal.« Wil kniete neben ihr nieder, ohne das Gespräch zu beachten. »Angenommen, du bringst das Schloß auf, Eretria, was tun wir dann?«
    Sie sah ihn an, als sei er nicht ganz bei Sinnen.
    »Wir fliehen, Heiler - so schnell und so weit es geht.«
    Wil schüttelte den Kopf.
    »Das geht nicht. Wir müssen bleiben.«
    »Wir müssen bleiben?« wiederholte sie ungläubig.
    »Eine Zeitlang zumindest.« Wil warf einen flüchtigen Blick auf Amberle, dann faßte er seinen Entschluß. »Eretria, ich glaube, jetzt ist der Moment gekommen, daß wir den Schwindel, von dem du eben gesprochen hast, mal aus der Welt schaffen sollten. Hör mir jetzt gut zu.«
    Er winkte Amberle, sich zu ihnen zu gesellen, und dann klärte er Eretria in aller Eile darüber auf, wer Amberle war, wer er selbst war, was sie in den Wildewald geführt hatte und was sie in Wirklichkeit suchten. Er ließ nichts aus in seinem Bericht, denn es war jetzt notwendig, daß Eretria die lebenswichtige Bedeutung ihrer Suche nach dem Blutfeuer begriff. Sie befanden sich in diesem Turm in großer Gefahr, doch selbst wenn es ihnen gelingen sollte, sich zu befreien,

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