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Shannara III

Titel: Shannara III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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Finsternis und suchten mit Blicken die dunklen Mauern vor ihnen ab. Als sie näherkamen, streckte Spinkser die Hände weit über den Kopf und betete inständig, daß diese einfache Geste genügen möge, die tödlichen Geschosse, die gewiß auf sie gerichtet waren, zurückzuhalten.
    Sie waren noch fünfundzwanzig Meter von der Mauer entfernt, als eine Stimme ertönte. »Komm nicht näher, Gnom!«
    Spinkser blieb auf der Stelle stehen. »Öffnet die Türe!« rief er leise. »Wir sind Freunde!«
    Von den Mauern herab erklang leises Gemurmel, und jemand rief einem anderen unten etwas zu. Aber die Tore blieben geschlossen.
    Spinkser schaute sich hektisch um. Hinter ihnen breitete sich erneut Unruhe unter den Gnomen aus.
    »Wer seid ihr?« rief die Stimme von der Brustwehr wieder.
    »Öffne die Tore, du Narr!« Mit Spinksers Geduld war es endgültig vorbei.
    Nun trat Helt vor und stellte sich neben den Gnomen. »Callahorn!« rief er in heiserem Flüsterton.
    Hinter ihnen heulten die Gnomen im Chor auf. Ihr Spiel war durchschaut. Die beiden stürzten wie von Sinnen auf das Festungstor zu und riefen nach den Zwergen drinnen. Sie rannten auf die eisenbeschlagenen Torflügel zu und warfen dabei verzweifelte Blicke zurück. Eine ganze Reihe Gnomen-Jäger stürmte mit wild hüpfenden Fackeln und Wutschreien auf sie zu. Speere und Pfeile flogen durch die Dunkelheit.
    »Oh, gütige Geister, öffnet da drinnen, ihr…« brüllte Spinkser.
    Unvermittelt schwenkte das Tor auf und Hände griffen heraus, um sie nach drinnen zu zerren. Einen Augenblick später befanden sie sich im Innern der Festung, und die Tore wurden zugeworfen, als erneutes Wutgeheul die Nacht erfüllte. Sie wurden zu Boden gestoßen, und ein Ring von eisernen Speerspitzen umschloß sie dicht.
    Spinkser schüttelte angewidert den Kopf und schaute zu Helt. »Erklär du ihnen das, Grenzbewohner«, murmelte er. »Ich glaube nicht, daß ich dazu imstande wäre, selbst wenn ich wollte.«
     
    Jair Ohmsford fiel lange, bis er in den Cillidellan tauchte. Er stürzte als winziges dunkles Fleckchen vor dem tiefen Graublau des Nachthimmels; ihm krampfte sich der Magen zusammen, und das Rauschen des Windes erfüllte seine Ohren. Weit unter ihm schimmerte das Wasser des Sees mit karmesinroten Sprenkeln, wo das Licht der Gnomenfeuer von der gekräuselten Oberfläche reflektiert wurde, und rund um ihn her erhob sich in seinem verschwommenen Gesichtsfeld das weite Panorama der Berge und Felswände, die Capaal umschlossen. Die Zeit schien stillzustehen, und er hatte den Eindruck, als dauerte der Sturz unendlich.
    Dann schlug er mit schmerzlicher Wucht auf, brach durch die Oberfläche des Sees und tauchte tief in das kalte, dunkle Gewässer ein. Die Luft wurde ihm mit verblüffender Geschwindigkeit aus den Lungen gepreßt, sein ganzer Körper war vom Schock wie betäubt. Wie von Sinnen ruderte er durch die eisige Schwärze, die ihn umgab, und nahm kaum etwas anderes wahr als sein Bedürfnis, wieder an die Oberfläche zu kommen, um atmen zu können. Innerhalb von Sekunden wich alle Körperwärme aus ihm, und er fühlte, wie gewaltiger Druck auf ihn wirkte, daß er darunter fast zerbrach. Er strampelte wild nach oben und rang verzweifelt, um an die Luft zu kommen. Vor seinen Augen tanzten Fünkchen, und seine Arme und Beine schienen sich plötzlich in Blei verwandelt zu haben. Er kämpfte schwach gegen ihre Schwerkraft an und verlor sich in einem Labyrinth dunkler Drehungen.
    Einen Augenblick später entglitt ihm alles.
    Er träumte einen langen, endlosen Traum zusammenhangloser Gefühle und Empfindungen von Orten und Zeiten, die ihm gleichermaßen vertraut wie neu waren. Wellen aus Geräusch und Bewegung trugen ihn durch alptraumhafte Landschaften und vertraute Schlupfwinkel, durch die oft begangenen Wege des Tals und durch Fluten kalten, schwarzen Wassers, wo das Leben in einem wirren Durcheinander von Gesichtern und Formen, die nicht aufeinander folgten, sondern losgelöst und vereinzelt erschienen, vorüberstrich. Da war Brin, kam und ging in Momentaufnahmen, eine verzerrte Gestalt, die Wirkliches und Falsches vereinigte und sein Verständnis verlangte. Worte von mißgestalteten, leblosen Dingen drangen zu ihm hin, Worte, die jetzt ihre Stimme auszusprechen schien, und sie riefen ihn, riefen…
    Dann bekam Garet Jax ihn zu fassen, hielt ihn fest im Arm, und es hörte sich wie ein Flüstern des Lebens an einem Ort der Finsternis an. Jair schwebte auf dem Wasser, das ihn schaukelte,

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