Shannara III
wieder auf und sprang.
Der Gegenangriff der Gnomen bei dem Durchbruchsversuch der Sechs von Culhaven auf den Höhen über Capaal war so heftig, daß seine Wucht die meisten Angreifer geradewegs an Foraker und Edain Elessedil vorübertrug. Als der Angriff gegen die anderen prallte, wurden Zwerg und Elfenprinz an die Felswand gedrängt und stürzten auf ein Gebüsch zu, während eine Handvoll Gnomen verzweifelt hinter ihnen herjagte. An einem Felsüberhang drehten sie sich um und stellten sich zum Kampf; der Elf schwenkte seinen kräftigen Eschenholzbogen und der Zwerg stach mit Kurzschwert und Langmesser zu. Die Gnomen taumelten zurück, heulten vor Schmerz auf, und die Verfolger fielen einen Augenblick lang zurück. Die beiden Begleiter spähten auf das Felssims und den steilen Hang hinab, an denen es jetzt nur so von Gnomen-Jägern wimmelte. Die anderen waren nirgendwo zu sehen.
»Hier entlang!« rief Elb Foraker und zerrte den Elfenprinz hinter sich her.
Sie kletterten den Hang hinauf und kämpften sich mit Händen und Füßen über lockere Erde und Steine. Wütende Schreie schallten hinter ihnen her, und plötzlich umschwirrten sie Pfeile, daß es in ihren Ohren nur so pfiff. Fackeln hüpften in der Dunkelheit, um sie zu suchen, doch für den Augenblick zumindest befanden sie sich außer Reichweite des Feuerscheins.
Von irgendwo weit drunten erklang plötzlich ein Dröhnen, und die beiden Verfolgten drehten sich um, zu sehen, was geschah. Die Lichter der Wachfeuer schienen sich über die ganze Bergwand auszubreiten, Feuerfünkchen schossen wild durch die Finsternis. Auf der dunklen Linie der südlichen Gipfel tauchten plötzlich Hunderte weitere auf - Fackeln der Armee, die an den Ufern des Cillidellan lag. Nun schien die ganze Bergwand ein helles Flammenmeer.
»Elb, sie sind überall um uns her!« schrie der Elfenprinz überwältigt von der Zahlenstärke des Feindes.
»Klettere weiter!« keifte der andere ihn an.
Also stiegen sie weiter und erkämpften sich ihren Weg durch die Dunkelheit. Nun tauchte zu ihrer Rechten ein neuer Haufen Fackeln auf, und die Gnomen, die sie trugen, heulten wütend auf, als sie sie entdeckten. Speere und Pfeile hagelten rings um die beiden Kletterer. Foraker setzte den Aufstieg fort und suchte mit hektischen Blicken die dunkle Felswand ab.
»Elb!« schrie Edain Elessedil schmerzerfüllt auf und wirbelte herum, als seine Schulter von einem Pfeil durchbohrt wurde.
Sogleich war der Zwerg an seiner Seite. »Weiter - noch zehn Meter, zu den Sträuchern! Beeil dich!«
Foraker faßte den verletzten Elfenprinzen unter und schleppte sich mit ihm so auf ein Dickicht zu, das plötzlich aus der Nacht emporragte. Nun flackerte auch oberhalb ihres Standortes Fackelschein auf, und Gnomen-Jäger stürmten von den Hängen der Gipfel herab, wo die Suchmannschaften alle Fluchtmöglichkeit abschnitten. Edain Elessedil biß die Zähne gegen den Schmerz in seiner Schulter zusammen und kämpfte sich mit dem Zwergen weiter.
Sie wankten in das Gebüsch und in die alles verhüllende Dunkelheit, wo sie sich keuchend zu Boden fallen ließen.
»Hier werden… sie uns finden«, japste der Prinz und rappelte sich auf die Knie hoch. Auf seinem Rücken vermischten sich Blut und Schweiß und rannen seine Haut hinab.
Foraker riß ihn wieder zu Boden. »Bleib liegen!« Er drehte sich um und tastete durch das Dickicht, bis er den Boden fand, auf dem es wuchs. »Hier! Eine Tunneltür! Dachte ich mir doch, daß ich mich noch richtig erinnerte, aber… wir müssen das Schnappschloß finden…«
Unter Edain Elessedils Blicken begann er hektisch am Hang herumzuwühlen, scharrte durch spröde Steine und Erdbrocken und zog und kratzte in verbissenem Schweigen. Die Schreie ihrer Verfolger rückten beständig näher. Zwischen schmalen Spalten im Dickicht leuchtete flackernder Fackelschein auf, der vor dem schwarzen Hintergrund hüpfte und schaukelte.
»Elb, sie sind fast da!« flüsterte Edain heiser. Er griff an seinen Gürtel und zog das kurze Schwert.
»Ich hab’s!« rief der Zwerg triumphierend.
Ein quadratischer Block aus Gestein und Erde schwenkte zurück, und vor ihnen gähnte eine Öffnung an der Bergwand. In aller Eile krabbelten sie ins Dunkel auf der anderen Seite, und Foraker zog die Felsentür hinter ihnen zu. Sie schloß sich geräuschvoll und sperrte sie ein, als die Schlösser mit mehrfachem deutlichem Klicken zuschnappten.
Lange Augenblicke blieben sie im Dunkeln liegen und lauschten auf
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