Shannara III
und sein Gesicht war dem wolkenbedeckten Nachthimmel zugewandt. Er japste, versuchte zu sprechen, war aber nicht dazu in der Lage. Er war wieder wach, zurückgekehrt von jenem Ort, an den er entglitten war, und sich doch noch nicht voll bewußt, was ihm geschehen war und wo er sich befand. Er trieb in die Dunkelheit hinein und heraus, rettete sich jedesmal zurück, wenn er zu weit abzudriften drohte, damit er sich von neuem an Geräusch, Farbe und Gefühl klammern konnte, die Leben bedeuteten.
Dann packten ihn Hände, zerrten ihn aus dem Wasser und der Finsternis und legten ihn wieder auf festen Boden. Rauhe Stimmen murmelten Unverständliches, und die einzelnen Worte jagten durch sein Bewußtsein wie vom Wind herumgepeitschte Blätter. Seine Lider flatterten, und er sah Garet Jax über sich gebeugt, dessen mageres, braunes Gesicht feucht und von der Kälte gezeichnet war und dem das Haar am Schädel klebte.
»Talbewohner, kannst du mich hören? Es ist alles in Ordnung. Du bist jetzt in Sicherheit.«
Andere Gesichter schoben sich in sein Blickfeld - kantige Zwergengesichter, die resolut und ernst das seine studierten. Er schluckte, hustete und murmelte etwas Zusammenhangloses.
»Versuch nicht zu sprechen«, meinte einer barsch. »Ruh dich nur aus.«
Er nickte. Hände hüllten ihn in Decken, hoben ihn in die Höhe und trugen ihn fort.
»Heute Nacht sind ja einige Streuner unterwegs.« Eine andere Stimme kicherte.
Jair versuchte, nach hinten zu schauen, wo die Stimme hergekommen war, aber augenscheinlich konnte er die entsprechende Richtung nicht ausmachen. Er ließ sich in die warmen Wolldecken sinken und erleichtert von den Händen, die ihn trugen, angenehm schaukeln.
Einen Augenblick später war er eingeschlafen.
Kapitel 19
Am Mittag des folgenden Tages wachte Jair wieder auf. Vielleicht wäre er selbst dann noch nicht zu sich gekommen, wären da nicht Hände gewesen, die ihn nicht allzu sanft aus dem Schlummer schüttelten, und eine rauhe Stimme, welche an seinem Ohr flüsterte: »Wach auf, Junge. Du hast lange genug geschlafen! Komm schon, wach auf!«
Widerstrebend bewegte er sich in den Decken, in die er gehüllt lag, rollte sich auf den Rücken und rieb sich den Schlaf aus den Augen. Grauer Sonnenschein sickerte durch ein schmales Fenster über seinem Kopf, so daß er in die Helligkeit blinzeln mußte.
»Nun mach schon, der Tag ist bald vorbei! Und dank dir habe ich ihn ganz hier eingesperrt zugebracht!«
Jairs Augen suchten den Sprecher und fanden eine stämmige, wohlvertraute Gestalt neben seinem Bett stehen. »Spinkser?« flüsterte er ungläubig.
»Na, wer denn sonst«, gab der andere knapp zu.
Jair zwinkerte. »Spinkser?«
Schlagartig erinnerte er sich mit einer Flut von Bildern an die Ereignisse der vorangegangenen Nacht: Die Flucht vor den Gnomen in den Bergen um Capaal, wie die kleine Gruppe auseinandergerissen wurde, der lange Fall mit Garet Jax in den Cillidellan und ihre Bergung aus dem Wasser durch die Zwerge. Du bist jetzt in Sicherheit, hatte der Waffenmeister ihm zugeflüstert. Er blinzelte noch einmal. Aber Spinkser und die anderen…
»Spinkser!« rief er, als er endlich voll zu sich kam. Hastig setzte er sich auf. »Spinkser, du lebst!«
»Natürlich lebe ich. Sehe ich vielleicht wie ein Geist aus?«
»Aber wie hast du…?« Jair ließ die Frage unvollendet im Raum stehen und packte ängstlich nach dem Arm des Gnomen. »Was ist mit den anderen? Was ist aus ihnen geworden? Sind sie wohlauf?«
»Immer mit der Ruhe, ja?« Der Gnom machte gereizt seinen Arm los. »Sie sind alle wohlauf und hier, also mach dir keine Sorgen mehr. Der Elf hat einen Pfeil in die Schulter abbekommen, aber er wird es überleben. Der einzige, der im Augenblick in Gefahr ist, bin ich. Und zwar weil ich mit dir hier eingeschlossen bin und mich zu Tode langweile. Wirst du vielleicht endlich aus diesem Bett steigen, damit wir hinaus können?«
Jair hörte gar nicht alles, was der Gnom ihm mitgeteilt hatte. Alle sind wohlauf, wiederholte er immer wieder. Alle haben es geschafft. Wir haben keinen einzigen verloren, obgleich es sehr wahrscheinlich erschien. Er atmete vor Erleichterung tief auf. Plötzlich kam ihm wieder in den Sinn, was der König vom Silberfluß prophezeit hatte. Einen Hauch Zauberkraft für alle, die dich begleiten, hatte der alte Mann gesagt. Körperkraft, die den anderen verliehen wurde. Vielleicht hatte dieser Hauch Zauberkraft, diese Stärke dazu geführt, daß alle die Nacht lebend
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