Shannara III
vergleichen!«
»Spinkser!« mahnte Jair den Gnomen, und errötete vor Zorn und Enttäuschung.
Spinkser hob zu einer Antwort an, überlegte es sich dann aber anders und schwieg.
Darauf sprach Foraker leise und deutlich: »Hätte ich Euch prüfen wollen, dann nicht in der Gegenüberstellung mit diesem.«
Stille herrschte am Tisch. »Wer ist es denn?« erkundigte Spinkser sich schließlich.
Der Zwerg zog die buschigen Brauen zusammen. »Ein Mwellret.«
Spinkser erstarrte. »Ein Mwellret?« stieß er hervor. »Eine Echse?«
Er sagte das mit solchem Abscheu, daß Jair Ohmsford und Edain Elessedil einander erstaunt ansahen. Keiner der beiden hatte jemals einen Mwellret gesehen. Keiner von beiden hatte bislang überhaupt von der Existenz eines solchen Wesens gehört, und beide fragten sich angesichts der Reaktion des Gnomen auf die bloße Erwähnung des Namens, ob sie vielleicht besser auch ahnungslos geblieben wären.
»Einer von Radhomms Patrouille fand ihn ein oder zwei Tage vor der Belagerung ans Seeufer angespült«, fuhr Foraker fort und hielt Spinksers Blick stand. »Er war mehr tot als lebendig, als sie ihn herauszogen. Murmelte etwas in der Art, die schwarzen Wandler hätten ihn vom Rabenhorn vertrieben. Behauptete, er wüßte Möglichkeiten, wie sie zu vernichten wären. Die Patrouille brachte ihn hierher. Wir hatten nicht die Zeit, ihn vor der Belagerung wieder loszuwerden.« Er machte eine Pause. »Bislang gab es keine Gelegenheit, den Wahrheitsgehalt seiner Angaben zu überprüfen.«
»Wahrheit!« fauchte Spinkser. »Echsen kennen keine Wahrheit!«
»Die Rache an jenen, die ihn seiner Ansicht nach getäuscht haben, mag so etwas wie Wahrheit ans Tageslicht fördern. Wir können ihm diese Rache bieten - ein Geschäft, möglicherweise. Denk genau nach. Er muß die Geheimnisse vom Rabenhorn und Graumark kennen. Er war einst in diesen Bergen zu Hause. Das Schloß hat früher einmal ihm gehört.«
»Nichts hat jemals ihm gehört!« Spinkser fuhr starr vor Wut aus seinem Stuhl hoch. »Sie haben sich alles genommen, die Echsen! Haben ihr Schloß auf den Leichen meines Volkes errichtet! Haben die Gnomenstämme, die in den Bergen lebten, zu Sklaven gemacht! Sie haben ebenso schwarze Magie eingesetzt wie die Wandler! Diese schwarzen Teufel, eher würde ich mir selbst die Kehle durchschneiden, ehe ich ihnen nur einen Augenblick lang traue!«
Jair wollte einschreiten und stand ebenfalls auf. »Spinkser, was…?«
»Einen Augenblick, Ohmsford«, fiel Foraker ihm ins Wort. Das grimmige Gesicht wandte sich wieder Spinkser zu. »Gnom, ich vertraue dem Mwellrets ebensowenig wie Ihr. Aber wenn der uns etwas nützen kann, nehmen wir alle Hilfe an, die wir bekommen können. Unsere Aufgabe ist ohnehin schon schwierig genug. Und sollten wir feststellen, daß der Mwellret lügt… nun, dann wissen wir, was mit ihm zu geschehen hat.«
Spinkser stierte einen Augenblick lang wortlos vor sich auf den Tisch und setzte sich dann langsam wieder. »Es ist Zeitvergeudung. Macht es ohne mich. Laßt Euch von Eurer eigenen Urteilskraft leiten, Foraker.«
Der Zwerg zuckte mit den Schultern. »Ich dachte, das wäre Euch lieber, als hinter Schloß und Riegel zu sitzen. Ich dachte, davon hättet Ihr möglicherweise genug.« Er ließ eine Pause eintreten und beobachtete, wie Spinksers dunkle Augen hochschossen, um in die seinen zu blicken. »Abgesehen davon vermag meine Urteilskraft nicht zu entscheiden, ob der Mwellret die Wahrheit spricht. Ihr seid der einzige, der uns da helfen kann.«
Einen Augenblick lang sprach keiner ein Wort. Spinksers Blick war immer noch auf Foraker geheftet. »Wo ist der Mwellret jetzt?« fragte er schließlich.
»In einem Lagerraum, der als sein Gefängnis dient«, antwortete Foraker. »Er kommt niemals heraus, nicht einmal, um sich die Füße zu vertreten. Er mag Luft und Licht nicht.«
»Ein schwarzer Teufel!« murmelte der Gnom als Entgegnung. Dann seufzte er. »Nun gut. Also Ihr und ich.«
»Und diese beiden auch, wenn sie wollen.« Foraker deutete auf Jair und Edain.
»Ich komme mit«, erklärte Jair spontan.
»Ich auch«, stimmte der Elfenprinz zu.
Foraker stand auf und nickte. »Ich führe euch gleich hin.«
Kapitel 20
Sie stiegen von den Terrassengärten hinab ins Innere der Schleusenanlagen und Dämme von Capaal. Aus dem grauen Licht eines Nachmittags, der schnell in die Dämmerung überging, liefen sie die Treppenfluchten und Gänge hinab, die sich tief in Fels und Holzwerk wanden.
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