Shannara III
verabreichen und warten, ob es das Fieber austreibt.« Wieder schüttelte er den Kopf. »Aber Schlaf ist vermutlich das beste.«
Brin nickte benommen. Es fiel ihr schwer, einen klaren Gedanken zu fassen, und die Erschöpfung übermannte sie immer mehr, als sie so auf ihrem Schemel saß und den Dolch anstarrte. Langsam schob sie ihn in die Scheide zurück. Was hatte sie eigentlich vorgehabt? Niemals in ihrem ganzen Leben hatte sie jemandem oder etwas ein Leid zugefügt. Sicher, der Mann vom westlichen Bogengrat war unverschämt gewesen - aber hatte er eine echte Bedrohung dargestellt? Das Bier brannte warm in ihrem Magen, und eine Hitzewelle flutete durch ihren Körper. Sie war müde und eigentümlich unruhig. Tief in ihrem Innern empfand sie ein merkwürdiges Gefühl von Verlust, von etwas, das ihr entglitt.
»Viel Platz zum Schlafen ist hier nicht«, erklärte der Händler Stebb. »Hinten im Stall ist ein Geräteschuppen, wo ich in der Fallenstellerzeit meinen Helfer untergebracht hatte. Den kann ich euch anbieten. Dort stehen ein Ofen und ein Bett für deinen Freund, und für dich ist Stroh da.«
»Das wäre großartig«, murmelte Brin und stellte zu ihrer eigenen Verwunderung fest, daß sie weinte.
»Aber, aber.« Der stämmige Holzfäller legte einen Arm um ihre Schultern und schützte sie vor den Blicken der anderen, die sich um den Tresen versammelten. »Laß sie das nicht sehen, Mädchen. Du mußt jetzt stark sein.«
Brin nickte wortlos, wischte die Tränen fort und stand auf. »Es geht schon wieder.«
»Decken liegen im Schuppen«, teilte ihr der Händler mit und erhob sich ebenfalls. »Dann wollen wir euch mal unterbringen.«
Mit Hilfe des Holzfällers hievte er Rone Leah wieder auf die Beine, geleitete ihn zum hinteren Teil der Handelsstation und einen kurzen, dunklen Gang hinab, der an einer Reihe von Lagerräumen vorüberführte. Brin sah noch flüchtig zu den Männern hinüber, die an der Theke hockten, und folgte dann den anderen. Sie kümmerte sich nicht um die Blicke der Burschen vom westlichen Bogengrat, die ihr hinterhergeworfen wurden.
Eine kleine Holztür an der Hinterseite des Gebäudes öffnete sich in die Nacht hinaus, und der Händler, der Holzfäller, Rone und Brin schlugen den Weg zum Stall und dem dazugehörigen Geräteschuppen ein. Der Händler schlüpfte vor ihnen hinein, nahm eine Öllampe von einem Wandhaken, entzündete sie und hielt dann die Schuppentür weit auf, um die anderen einzulassen. Der Raum hinter ihm war sauber, nur ein wenig muffig, und an den Wänden hingen Zaumzeug und Tressen. In einer Ecke stand ein kleiner Eisenofen im Schutz einer Steinnische, nicht weit davon entfernt war ein einzelnes Bett aufgestellt. Zwei mit Läden geschlossene Fenster sperrten die Nacht aus.
Der Händler und der Waldbewohner legten den fiebernden Hochländer vorsichtig aufs Bett und zogen die Decken über ihn, die am Fußende gefaltet lagen. Dann feuerten sie den Kanonenofen an, bis das Holz lodernd brannte, und holten eine Lage frisches Stroh für Brin. Als sie sich zum Gehen wandten, stellte der Händler die Öllampe auf das Steinsims am Ofen und wandte sich noch einmal kurz an Brin.
»Hier ist das Mittel gegen sein Fieber.« Er reichte dem Mädchen eine kleine, bernsteinfarbene Flasche. »Gib ihm zwei Schluck - mehr nicht. Und morgen früh noch mal zwei.« Er wiegte voller Zweifel den Kopf. »Ich hoffe, es hilft, Mädchen.«
Dann trat er mit dem Holzfäller im Schlepptau zum Ausgang, drehte sich aber noch einmal um. »Die Tür hat einen Riegel«, erklärte er und machte eine kurze Pause. »Sieh zu, daß er immer vorgeschoben ist.«
Er zog die Tür leise hinter sich zu. Sie konnte hören, wie die beiden Männer sich draußen unterhielten.
»Ein schlimmer Haufen, diese Clique vom Bogengrat«, brummte der Holzfäller.
»So übel, wie man sich nur vorstellen kann«, stimmte der Händler ihm zu.
Sie schwiegen für einen Augenblick.
»Zeit für mich, mich auf den Weg zu machen«, meinte der Holzfäller. »Brauche ein paar Stunden bis zum Camp.«
»Gute Reise«, entgegnete der Händler.
Sie entfernten sich vom Schuppen, und ihre Worte wurden leiser. »Ich empfehle dir, gut auf dich aufzupassen angesichts des Haufens dort drinnen, Stebb«, riet der Waldbewohner. »Paß gut auf dich auf.«
Dann verklangen die Worte vollständig, und die beiden waren fort.
In der Stille des Schuppens trat Brin wieder zu Rones Bett. Sie stützte ihn vorsichtig in die Höhe und flößte ihm zwei
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