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Shannara III

Titel: Shannara III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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ausgestreckten Arme des Gnomen wanden. Der heulte auf vor Entsetzen und schwenkte verzweifelt seine Arme in dem Versuch, die Schlangen abzuschütteln. Jair schaute sich um, entdeckte einen abgebrochenen Ast von einem Baumstamm, der gerade die Stärke eines kräftigen Wanderstabs hatte, packte ihn mit beiden Händen und ließ ihn auf den Kopf des Gnomen niedersausen. Der Gnom ächzte und sackte zu einem leblosen Bündel zusammen.
    Jair ließ den Prügel fallen, seine Hände zitterten. Hatte er ihn umgebracht? Vorsichtig kniete er zu dem am Boden liegenden Gnom hinab und tastete nach seinem Puls. Sein Herzschlag war noch zu spüren. Der Gnom war nicht tot, nur bewußtlos. Jair richtete sich auf. Was sollte er tun? Der Gnom hatte nach Allanon gesucht, gewußt, daß er nach Shady Vale gekommen war, um den Ohmsfords einen Besuch abzustatten, gewußt… wer weiß, was er noch alles wußte! Es war in jedem Fall zuviel, als daß Jair hätte länger im Tal bleiben können, insbesondere, da er nun den Zauber angewendet hatte; er hätte ihn geheimhalten sollen. Doch jetzt war es zu spät für Selbstvorwürfe. Er glaubte nicht, daß der Gnom alleine unterwegs war. Es mußten sich noch andere hier aufhalten, vermutlich in seinem Haus. Und genau dorthin mußte er gehen, denn dort lagen die Elfensteine versteckt.
    Er schaute sich um, und seine Gedanken arbeiteten schnell. Ein paar Meter entfernt stand ein hölzerner Kasten. Er packte den Gnomen bei den Beinen, schleifte ihn dorthin, warf den Deckel auf und hob seinen Gefangenen hinein, ließ den Deckel wieder zufallen und schob den Metallriegel durch die Schlinge. Er mußte unwillkürlich grinsen. Dieser Behälter war stabil gebaut. Es würde eine Weile dauern, ehe der Gnom sich daraus befreien konnte.
    Dann eilte er zum Gasthof zurück. Obwohl er es sehr eilig hatte, mußte er dem Wirt Bescheid sagen, daß er fortginge, sonst würde das ganze Dorf die Gegend nach ihm absuchen. Es war eine Sache, wenn Brin und Rone verschwanden; sie hatten einfach nur erklären müssen, sie wären zu einem Besuch nach Leah aufgebrochen und er war im Tal geblieben. Dagegen war es eine völlig andere Sache, wenn er nun ebenfalls verschwände, denn es wäre keiner da, ihm ein Alibi zu liefern. Also tat er ganz unschuldig, grinste entwaffnend und verkündete, er hätte seinen Entschluß geändert und würde den anderen früh am folgenden Morgen ins Hochland folgen. Heute abend wollte er im Haus bleiben, um zu packen. Als der Wirt ihn fragte, was ihn denn dazu veranlaßt hätte, sich so plötzlich anders zu entscheiden, behauptete der Junge aus dem Tal schnell, er hätte eine Nachricht von Brin erhalten. Ehe jemand weitere Fragen stellen konnte, war er durch die Tür verschwunden.
    Er tauchte rasch im Wald unter und raste durch die Dunkelheit auf sein Zuhause zu. Der Schweiß rann ihm vor Aufregung und Spannung herab. Er empfand keine Angst - zumindest noch nicht -, vermutlich weil er sich noch nicht ausreichend Zeit genommen hatte, um darüber nachzudenken, was er machte. Außerdem, so sagte er sich, hatte er sich schließlich um den Gnomen gekümmert, oder nicht?
    Äste peitschten ihm ins Gesicht. Er eilte weiter, ohne sich die Mühe zu machen, sich zu ducken, und hielt den Blick in die Dunkelheit vor sich geheftet. Er kannte diesen Teil des Waldes gut. Selbst in der hereinbrechenden Dunkelheit fand er mühelos seinen Weg, ging wie auf Katzenpfoten und lauschte sorgsam auf die Geräusche ringsum.
    Dann tauchte er fünfzig Meter von ihrem Haus entfernt in einen kleinen Kiefernbestand und schob sich weiter heran, bis er das im Finstern liegende Gebäude durch die Nadelzweige hindurch sehen konnte. Er ließ sich auf Hände und Knie nieder und spähte suchend durch die Nacht. Nirgendwo war ein Geräusch, eine Bewegung oder sonst ein Zeichen für Leben zu erkennen. Alles wirkte so, wie es sollte. Er hielt inne, um eine Locke zurückzustreifen, die ihm ins Gesicht gefallen war. Es müßte einfach sein. Er hatte nicht mehr zu tun, als ins Haus zu schleichen, die Elfensteine zu holen und wieder herauszuschlüpfen. Wenn wirklich niemand das Haus beobachtete, dürfte es nicht schwierig sein.
    Dann bewegte sich etwas bei den Eichen hinterm Haus - nur ein kurzer Schatten, dann nichts mehr. Jair atmete tief ein und wartete. Die Minuten verstrichen. Insekten summten hungrig um ihn her, doch er schenkte ihnen keine Beachtung. Dann bemerkte er zum zweiten Mal, wie sich etwas bewegte, und diesmal sah er es deutlich.

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