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Shannara III

Titel: Shannara III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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»Wißt ihr, er hat niemals eine eigene Familie gehabt. Ich bin alles, was ihm bleibt.«
    »Wie hast du deine Eltern verloren?« wollte Rone wissen, als er sah, daß es dem Mädchen nichts ausmachte, darüber zu sprechen.
    »Bei einem Gnomenüberfall. Mehrere Familien waren mit dem Treck unterwegs; sie wurden alle umgebracht bis auf mich. Mich haben sie übersehen, sagt Cogline.« Sie lächelte. »Aber das ist nun schon lange her.«
    Rone nippte an seinem Wein. »Das muß doch aber ziemlich gefährlich hier für dich sein, oder?«
    Sie schaute verwundert drein. »Gefährlich?«
    »Gewiß. Rings umher nur Wildnis, wilde Tiere, Räuber, was auch immer. Hast du nicht manchmal ein bißchen Angst, alleine hier draußen zu leben?«
    Sie legte den Kopf zur Seite. »Meint ihr, ich müßte Angst haben?«
    Der Hochländer sah zu Brin. »Nun… ich weiß nicht recht.«
    Sie stand auf. »Schaut mal.«
    Fast schneller, als er mit Blicken folgen konnte, hatte das Mädchen ein langes Messer in der Hand, ließ es an seinem Kopf vorbeipfeifen und durch den ganzen Raum sausen. Es bohrte sich mit einem Schlag in einen winzigen schwarzen Kreis, der auf einen Holzstamm auf der gegenüberliegenden Wand aufgemalt war.
    Kimber Boh grinste. »Damit übe ich ständig. Ich habe das Messerwerfen erlernt, als ich ungefähr zehn war. Cogline hat es mir beigebracht. Und ich bin fast mit jeder Waffe, die ihr mir nennen könntet, genauso gut. Ich kann schneller laufen als irgendein Lebewesen im Dunkelstreif - außer Wisper. Und ich kann Tag und Nacht durchmarschieren, ohne zu schlafen.«
    Sie setzte sich wieder. »Natürlich würde Wisper mich auch vor jeder Bedrohung schützen, so daß ich mich nicht groß sorgen muß.« Sie lächelte. »Abgesehen davon kommt niemals etwas wirklich Gefährliches zum Kamin. Cogline hat sein ganzes Leben hier verbracht; das Tal gehört ihm. Alle wissen es und lassen ihn in Ruhe. Selbst die Spinnengnomen halten sich fern.«
    Sie machte eine Pause. »Wißt ihr Bescheid über die Spinnengnomen?«
    Sie schüttelten die Köpfe. Das Mädchen beugte sich nach vorn. »Sie kriechen über Boden und an Bäumen hoch und sind ganz behaart und verwachsen wie Spinnen. Vor etwas über drei Jahren versuchten sie ins Tal einzudringen. Es kamen ein paar Dutzend von ihnen, alle mit Asche schwarz beschmiert und voll Jagdfieber. Sie sind nicht wie die anderen Gnomen, wißt ihr, denn sie verkriechen sich und stellen Fallen wie Spinnen. Jedenfalls kamen sie herunter zum Kamin. Ich glaube, sie wollten das Tal für sich. Großvater begriff es sofort, wie er immer auf der Stelle weiß, wenn etwas Gefährliches bevorsteht. Er nahm Wisper mit, und sie lauerten den Spinnengnomen am Nordende des Tales direkt am großen Felsen auf. Die sind heute noch auf der Flucht.«
    Sie grinste breit und hatte ihre Freude an der Geschichte. Brin und Rone warfen einander unbehagliche Blicke zu, denn sie wußten jetzt weniger als je zuvor, was sie von dem Mädchen halten sollten.
    »Wo stammt der Kater denn her?« Rone betrachtete wieder Wisper, der ungestört weiterschlief. »Wie kann er einfach so verschwinden bei seiner gigantischen Größe?«
    »Wisper ist eine Moorkatze«, erklärte das Mädchen. »Die meisten solcher Katzen leben in den Sümpfen weit im Anar, noch weit östlich vom Dunkelstreif und Rabenhorn. Aber Wisper zog ins Altmoor, als er noch ein Baby war. Cogline fand ihn und brachte ihn hierher. Er hatte einen Kampf hinter sich und war völlig zerschunden. Wir haben ihn gepflegt, und er blieb bei uns. Ich habe gelernt, mich mit ihm zu verständigen.« Sie schaute Brin an. »Aber nicht wie du, ich singe ihm nicht vor. Kannst du mir das beibringen, Brin?«
    Brin schüttelte sanft den Kopf. »Ich glaube nicht, Kimber. Das Wünschlied ist mir angeboren.«
    »Wünschlied«, wiederholte das Mädchen das Wort. »Das klingt hübsch.«
    Dann trat ein Augenblick der Stille ein. »Aber wie kann er so verschwinden?« erkundigte Rone sich noch einmal.
    »Oh, er verschwindet nicht«, erklärte Kimber Boh mit einem Lachen. »Es hat nur den Anschein. Wenn man ihn manchmal nicht sehen kann, dann nicht, weil er verschwunden wäre, sondern weil er seine Körpertönung verändern kann, so daß er mit dem Wald verschmilzt. Er nimmt die Farbe von Bäumen, Felsen, Boden oder was auch immer an. Und er tarnt sich so gut, daß er nicht zu sehen ist, wenn man nicht weiß, wie man nach ihm zu suchen hat. Aber wenn man lange genug mit ihm zusammen ist, lernt man das.« Sie

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