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Shannara III

Titel: Shannara III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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Zauber. Sie stand wie versteinert, schaute ihnen hinterher und fragte sich einen Augenblick lang, ob sie tatsächlich den Verstand verlor. Visionen, wie sie sie erlebte, waren ganz gewiß Anzeichen für Wahnsinn, und doch fühlte sie sich klar und sicher in ihren Gedanken. Es war der Nebel, der sie verführen wollte, der sie mit seinen Träumereien quälte und mit ihren Erinnerungen spielte, als wären es seine eigenen. Es war der Nebel - oder aber etwas im Nebel! Werbestie! Das Wort erklang leise von irgendwo weit hinten in ihrem Bewußtsein. Cogline hatte vor den Nebelwesen gewarnt, als die kleine Gruppe sich zwischen die Felsen am Kamm mit Blick über das Gnomenlager niedergekauert hielt. Verstreut im ganzen Altmoor lauerten sie schwächeren Lebewesen auf, stellten ihnen Fallen und saugten ihnen ihre Lebenskraft aus.
    Sie straffte die Schultern, zögerte und begann dann weiterzugehen. Etwas begleitete sie im Nebel - ein Schatten, düster und nicht voll ausgeformt, ein Stück Nacht. Eine Werbestie. Sie hastete vorwärts und ließ sich von ihren Füßen in die Richtung tragen, die sie von sich aus einschlugen. Sie war hoffnungslos verloren, aber sie konnte auch nicht bleiben, wo sie war. Sie mußte weitergehen. Sie dachte an jene, die sie im Stich gelassen hatten. Ob sie nach ihr suchen würden? Ob sie in der Lage wären, sie in dieser Nebelwand zu finden? Sie schüttelte voller Zweifel den Kopf. Sie konnte sich nicht darauf verlassen. Sie mußte selbst einen Ausweg finden. Irgendwo vorne müßte der Nebel sich auflösen und das Moor zu Ende sein. Sie mußte einfach so lange gehen, bis sie wieder draußen war, frei von dem betäubenden Dunst.
    Was aber, wenn er sie nicht freigäbe?
    Ihre Erinnerungen erwachten wieder in den Nebelschwaden, die sie verlockend und verführerisch umkreisten. Sie ging schneller und versuchte, sie zu ignorieren, wohl wissend, daß der Schatten irgendwo just außerhalb ihres Gesichtskreises Schritt hielt. Bei dem Bewußtsein dieser Gegenwart eines anderen machte sich eine eisige Kälte in ihr breit.
    Sie versuchte, sich das Ding vorzustellen, das ihr da folgte. Was für ein Geschöpf war eine Werbestie? Es hatte sich ihr als Allanon genähert - oder war das nur eine Täuschung durch den Nebel und ihre Einbildung gewesen? Sie schüttelte in sprachloser Verwirrung den Kopf.
    Etwas Kleines, Feuchtes huschte vor ihren Füßen davon und flitzte in die Dunkelheit. Sie wendete sich davon ab und schritt einen breiten Hang in eine weite, sumpfige Senke hinab. Schlamm und Morast saugten an ihren Stiefeln, winterdürre Gräser peitschten an ihre Beine und blieben kleben. Sie verlangsamte ihren Schritt, als sie spürte, wie unangenehm der Boden nachgab, und wich dann wieder an den Rand zurück. Am Grund jener Senke lag Treibsand, der sie hinabziehen und verschlingen würde. Sie mußte sich davon fernhalten und auf härterer, trockenerer Erde ihren Weg fortsetzen. Nebel zog überall in dicken Schwaden dahin und verdunkelte ihr Blickfeld, als sie ihren Weg zu erkennen suchte. Noch immer ging ihr jegliches Orientierungsgefühl ab. Nach allem, was sie erkannte, war sie im Kreis gelaufen.
    Sie stapfte weiter. Die Nebel des Altmoors kreisten und verdichteten sich in der tiefen Nacht um sie her, und Schatten huschten durch ihre feuchten Schleier - Werbestien. Inzwischen waren ihr mehr als eine auf der Spur. Brin beobachtete sie und verfolgte ihre quecksilberhaften Bewegungen, wenn sie wie Fische durch schummrige Gewässer schwammen. Grimmig beschleunigte sie ihren Schritt, schlitterte durch die Sumpfgräser und hielt sich auf dem höher gelegenen Gelände. Sie verfolgten sie unablässig. Doch sie schwor sich insgeheim, sie sollten sie nicht bekommen. Ihr war ein anderes Schicksal bestimmt.
    Sie hastete weiter, rannte nun, und Herzschlag und Blut dröhnten ihr dumpf in den Ohren. Wut, Angst und Entschlossenheit mischten sich zu einem einzigen Gefühl und trieben sie weiter. Vor ihr dehnte sich das Moor, und sie erklomm eine kleine Anhöhe, die mit langen Gräsern und Sträuchern bewachsen war. Sie ging langsamer und schaute sich ungläubig um.
    Die Schatten waren überall.
    Dann tauchte aus dem Nebel vor ihr eine hohe, schlanke Gestalt im Umhang des Hochländers mit einem gigantischen Breitschwert auf dem Rücken auf. Brin blieb vor Überraschung stocksteif stehen. Es war Rone! Aus den Gewändern reckten sich ihr Arme entgegen, griffen nach ihr, winkten sie zu sich. Bereitwillig begann sie auf den Hochländer

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