Shannara III
»Bessitze den Feuersstrudel. Liegt drinnen bereit!«
»Wie lange wird das dauern?« fragte Foraker voller Unbehagen. Zwerge mochten keine geschlossenen Räume, und sich in diesen zu wagen, war ihm besonders unsympathisch.
»Werden die Höhlen rasch durchquert haben, kleiner Freund«, bestätigte Stythys allzu eilfertig. »Führe euch in drei Sstunden durch. Graumark erwartet unss!«
Die Mitglieder der kleinen Gesellschaft warfen einander und dann dem Höhleneingang unsichere Blicke zu. »Ich sage euch, ihm ist nicht zu trauen!« warnte Spinkser sie noch einmal.
Garet Jax förderte ein langes Seil zutage und schlang das eine Ende um sich, das andere um Stythys. Er prüfte die Knoten, die es banden, und zog dann das lange Messer hervor. »Ich werde dir näher sein als dein Schatten, Mwellret. Vergiß das nicht. Nun führe uns hinein und zeige uns deine Zauberkunst.« Stythys wollte kehrtmachen, aber der Waffenmeister riß ihn noch einmal herum. »Nicht zu weit hinein. Nicht, ehe wir genau sehen können, was du machst.«
Der Mwellret schnitt eine Grimasse. »Werde ess kleinen Freunden zeigen. Kommt!«
Er schlurfte auf die riesige, schwarze Öffnung zu den Höhlen zu; Garet Jax befand sich nur einen Schritt hinter ihm, der Strick um ihre Taillen schnürte sie wie einen Mann zusammen. Spinkser folgte ihnen sogleich. Nach kurzem Zögern kamen ihnen auch die übrigen der Gruppe nach. Der Sonnenschein erlosch, als die Schatten um sie her sich immer mehr verdunkelten, und sie schritten durch den steinernen Rachen in die dahinterliegende Finsternis. Ein paar wenige Augenblicke half ihnen das schwache Licht der Dämmerung bei ihrem Weiterkommen, indem es die Formen von Boden, Wänden, spitzen Stalaktiten und angehäuften Felsbrocken umriß. Dann begann auch rasch dieses bißchen Licht zu schwinden, und sie wurden von der Finsternis verschlungen.
Nun konnten sie praktisch gar nichts mehr sehen, und ihre Schritte verhallten kurz nacheinander, als sie stehenblieben und das Scharren der Lederstiefel auf Gestein ein lautes Echo in der Stille der Höhle hervorrief. Sie verharrten dicht zusammengedrängt und lauschten, wie es erstarb. Aus den Tiefen der Schwärze vor ihnen drang das Tröpfeln von Wasser an ihre Ohren. Und von noch weiter drinnen erklang das Knirschen von Stein auf Stein.
»Sseht ihr, kleine Freunde«, zischte der Stythys plötzlich. »Alless schwarz in den Höhlen!«
Jair schaute sich voller Unbehagen um und sah so gut wie nichts. Edain Elessedils schmales Elfengesicht neben ihm war als schwacher Schatten zu erkennen. In der Luft hing eine eigentümliche Feuchtigkeit, eine klebrige Nässe, in der Bewegung war, obgleich kein Wind herrschte, und die sich um sie zu schlingen und zu winden schien. Sie fühlte sich widerlich an und roch nach Fäulnis. Der Talbewohner zog voller Abscheu die Nase kraus, und plötzlich fiel ihm auf, daß das der gleiche Geruch war, der in Stythys Zelle auf Capaal geherrscht hatte.
»Rufe nun den Feuersstrudel«, krächzte der Mwellret, daß der Talbewohner zusammenschreckte. »Hört ihr! Ich rufe jetzt dass Licht!«
Er stieß einen lauten Schrei aus, eine Art hartes, hohles Pfeifen, das rauh und qualvoll wie das Knirschen von Knochen klang. Das Pfeifen gellte durch die Finsternis und tief in die Höhlen hinein. Es hallte lang und klagend wider, dann wiederholte der Mwellret den Schrei noch einmal. Jair schauderte. Die ganze Idee mit diesen Höhlen gefiel ihm immer weniger.
Darauf erschien ganz unvermittelt der Feuerstrudel. Er schoß als Haufen funkelnder Staubpartikel auf sie zu, wobei schillernde Fünkchen in einem nicht vorhandenen Wind dahinsegelten und herumwirbelten. Weit ausgebreitet stob er nun aus der Finsternis ihnen entgegen, zog sich vor den ausgestreckten Händen des Mwellrets schnell zusammen, und die winzigen Teilchen kreisten in einem dichten Lichtball, der gelben Schein verströmte, um Helligkeit in die Düsternis der Höhlen zu bringen. Die Angehörigen der kleinen Gruppe beobachteten verblüfft, wie der Feuerstrudel sich verdichtete und vor Stythys schwebte, und der seltsame Schimmer flackerte und tanzte über ihre Gesichter.
»Bessitze eigene Zauberkünsste, kleine Freunde«, zischelte Stythys triumphierend. Das Echsenanlitz suchte Jairs Blick, und seine grünen Augen funkelten im unsteten Licht. »Ssiehst du, wie der Feuersstrudel gehorcht?«
Garet Jax trat rasch zwischen die beiden. »Weise uns den Weg, Mwellret. Die Zeit zerrinnt uns zwischen den
Weitere Kostenlose Bücher