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Shannara III

Titel: Shannara III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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begannen sich zu wenden. Worte flüsterten von einem Text, deren Schrift und Sprache älter waren als die Menschheit und wurden von Geschriebenem zu einer leisen, geheimnistuerischen Stimme. Der Geist des Talmädchens tat sich ihnen auf, und sogleich erfüllte sie das Verständnis für den Text. Da ein Hauch, dort eine leise Berührung, und finster und schrecklich enthüllten sich ihr die Geheimnisse der Macht.
    Dann verstummte die Offenbarung so schnell, wie sie gekommen war, und blieb nur noch als gaukelnde Erinnerung. Die Seiten des Buches blätterten zurück, der Deckel des Einbandes klappte zu. Ihre Hände, die immer noch an dem dicken Buch klebten, begannen zu zittern.
    - Nur einen Hauch meines Seins habe ich dir gezeigt. Macht, Kind der Finsternis. Macht, die jene bei weitem überträfe, über die der Druide Brona und die ihm folgten, geboten. Macht, gegen die jene der Mordgeister, die heute von mir abstammen, bedeutungslos wäre. Fühle, wie diese Macht dich durchströmt. Fühle ihre Berührung -
    Die Hitzewelle durchflutete Brin. Sie fühlte, wie sie sich mit dem Schwall ausdehnte und anwuchs.
    - Tausend Jahre lang wurde ich auf eine Weise benutzt, die dein Schicksal und das der Deinen bestimmen sollten. Tausend Jahre lang haben die Feinde deiner Familie sich auf meine Macht gestützt und zu zerstören gesucht, was ihr bewahren wolltet. Alles, was dich an diesen Ort zu diesem Zeitpunkt geführt hat, entstammt meinem Tun. Ich habe dein Dasein geschaffen; ich habe dein Leben gestaltet. Alles, was geschieht, hat seinen Grund, und so auch dies. Erkennst du diesen Grund? Sieh hinein -
    Plötzlich erreichte sie ein warnendes Flüstern, und sie schien sich einer hochgewachsenen, schwarz gekleideten Gestalt mit ergrauendem Haar und durchdringendem Blick zu erinnern, die zu ihr von Täuschung und Bestechung sprach. Sie rang einen Augenblick lang mit dieser Erinnerung, doch sie fand keinen Namen, und das Bild wurde durch das Feuer, das sie erfüllte, und den Nachhall der Worte des Ildatchs zurückgedrängt.
    - Siehst du es denn nicht selbst? Begreifst du nicht, was du bist? Schau hinein -
    Die Stimme klang kalt, flach und gefühllos, doch aus ihr sprach auch ein Drängen, das ihre Gedanken beiseite schob. Ihre Sicht verschwamm, und sie schien aus dem Wesen heraus zu sehen, zu dem sie durch den Zauber des Wünschliedes geworden war.
    - Wir sind wie ein Ganzes, Kind der Finsternis, wie du es gewollt hast. Es bestand niemals die Notwendigkeit für den Elfenzauber, denn du bist, was du bist und stets warst. Deshalb sind wir eins. Bande erwachsen aus den Zauberkräften, die uns zu dem machen, was wir sind - denn wir sind nicht mehr als die Kräfte, die uns innewohnen - dir in deinem Körper aus Fleisch und Blut, mir in Pergament und Tinte. Wir sind verbündete Lebenskräfte, und was bislang geschehen ist, hat uns an diesen Punkt geführt. Darauf habe ich die ganzen Jahre gewartet…-
    Lügen! Das Wort zuckte durch Brins Denken und war fort. Ihre Gedanken drehten sich verwirrt im Kreis, ihre Vernunft setzte aus. Ihre Hände umklammerten immer noch den Ildatch, als bewahrte er in seinem Innern ihr Leben selbst, und sie empfand die Worte der körperlosen Stimme als eigentümlich überzeugend. Tatsächlich existierten Bande, die sie einten; es gab eine Verbindung. Brin glich dem Ildatch, war ein Teil von ihm, war ihm wesensähnlich.
    In ihrem Innern rief sie den Namen des Druiden und suchte nach der Erinnerung, die sie nun verloren hatte. Rasch loderte das Feuer auf, sie fortzutragen, und wieder sprach die Stimme zu ihr.
    - Diese ganzen Jahre habe ich auf dich gewartet, Kind der Finsternis. Aus der Zeit vor der Zeit bist du zu mir gekommen, und nun gehöre ich zu dir. Überlege, was mit mir zu geschehen hat. Flüstere es mir zu -
    Die Worte strömten unheilvoll vor dem Hintergrund ihres rotverschleierten Gesichtsfeldes in ihrem Denken zusammen. Sie wollte schreien, doch der Laut zog sich in ihrer Kehle zusammen.
    - Flüstere mir zu, was mit mir geschehen muß -
    Nein! Nein!
    - Flüstere mir zu, was mit mir geschehen muß -
    Tränen stiegen ihr in die Augen und rannen langsam ihre Wangen hinab.
    Ich muß dich benutzen, antwortete sie.
     
    Rone stapfte kochend vor Wut vom Croagh weg, fuhr herum und kam zurück. Er umklammerte die ebenholzschwarze Klinge seines Schwerts mit beiden Händen, bis die Knöchel weiß hervortraten.
    »Was genug ist, ist genug - scheuch die Katze aus meinem Weg, Kimber!« befahl er, trat auf sie zu und

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