Shannara III
Alles. Sei, wie du magst, und gestalte die Welt, wie sie deines Wissens sein sollte. Du könntest so vieles vollbringen, und es verhielte sich bei dir so, wie es sein sollte - nicht wie bei jenen, die vor dir kamen. Du verfügst über die Kraft, die ihnen abging. Du bist dem Elfenzauber entsprungen. Benutze mich, Kind der Finsternis. Erforsche die Grenzen deiner eigenen Magie und der meinen. Werde eins mit mir. Darauf habe ich gewartet, und zu diesem Zweck bist du gekommen. Das war uns ewig vorbestimmt. Ewig -
Brin schüttelte langsam den Kopf von einer Seite zur anderen. Ich bin gekommen, das zu zerstören, dem ein Ende zu bereiten… In ihrem Innern schien alles zu zerbrechen und zu Scherben auseinanderzufallen wie Glas auf Stein. Blendende Hitzewallungen durchloderten sie, und sie hatte das Gefühl, losgelöst zu sein von ihrem Körper, der sie zurückzuhalten suchte.
- Ich habe Wissen zu bieten, das ich dir schenken würde. Ich besitze Einsicht, die alles jemals von sterblichen Wesen Erträumte übersteigt. Sie vermag dich zu allem zu machen, das du willst. Ein ganzes Leben kann neugestaltet werden, so wie es sein sollte, wie du es für richtig erkennst. Vernichte mich, und alles, was ich umschließe, ist sinnloserweise verloren. Zerstöre mich, und nichts von allem, was geschehen könnte, wird Wirklichkeit. Wahre das Gute, Kind der Finsternis, und nimm es in Besitz -
Allanon, Allanon…
Doch die Stimme schnitt ihren lautlosen Schrei ab.
- Sieh dich um, Kind der Finsternis. Was du wirklich zerstören möchtest, steht hinter dir. Nun dreh dich um und schau. Dreh dich um und schau -
Sie fuhr herum. Eine ganze Ansammlung Wandler glitt geisterhaft als große, schwarze und abweisende Gestalten aus dem Dunkel. Sie zogen einer nach dem anderen in den runden Kuppelraum und hielten inne, als sie Brin erblickten, die in ihren Händen das Buch der schwarzen Magie hielt. Wieder flüsterte die Stimme des Ildatch ihr zu.
- Das Wünschlied, Kind der Finsternis. Gebrauche den Zauber. Vernichte sie. Vernichte sie -
Sie handelte fast ohne nachzudenken. Sie riß den Ildatch beschützend an sich und setzte die Macht ihrer Magie ein. Sie wirkte schnell und löste sich in ihr wie eine Flutwelle. Brin stieß einen Schrei aus, und das Wünschlied zerriß die finstere Stille des Turmes. Es drang durch die Düsternis des Rundbaus wie ein greifbares Ding. Es packte die Wandler in einer laut schallenden Explosion, und sie hörten einfach auf zu sein. Nicht einmal Asche blieb von ihrer ehemaligen Existenz.
Brin taumelte gegen den Altar zurück, und in ihrem Körper vermischte sich die Magie des Wünschliedes mit der des Buches.
- Fühle sie, Kind der Finsternis. Fühle die Macht, über die du gebietest. Sie erfüllt dich, und ich bin ein Teil von ihr. Wie leicht müssen deine Feinde vor dir fallen, wenn diese Macht entfesselt wird? Kannst du noch länger zweifeln, was geschehen muß? Denk nicht mehr daran, daß jemals etwas anderes geschehen könnte. Denk nicht mehr daran, daß wir nicht eins sein könnten. Nimm mich und benutze mich. Zerstöre die Geister und die schwarzen unheilvollen Wesen, die dir Widerstand leisten wollen. Mach mich zu deinem Besitz. Verleih mir Leben -
Noch immer kämpfte jener tief in ihrem Innern verborgene Teil, um der Stimme Widerstand zu leisten, doch sie hatte keine Gewalt mehr über ihren Körper. Der war nun im Besitz des Zaubers, und sie saß in seiner Hülle fest. Sie wuchs aus sich heraus zu einem neuen Wesen, und das winzige Restchen Ich sah immer noch die Wahrheit, die auf der Strecke blieb. Sie wuchs an, bis es aussah, als erfüllte sie den ganzen kleinen Raum. Hier war so wenig Platz für sie! Sie benötigte den Raum, der draußen vorhanden war!
Ein langes, qualvolles Stöhnen brach von ihren Lippen, sie streckte die Arme aus und hielt den Ildatch in die Höhe.
- Benutze mich. Benutze mich -
In ihr begann die Macht anzuschwellen.
Kapitel 44
Die Stufen des Croagh flogen unter Jairs Füßen dahin, als er hinter Garet Jax und Spinkser hereilte, und es schien ihm, als müßte eine jede, die er erklomm, die letzte sein. In seinem Körper verspannten und verkrampften sich die Muskeln, Schmerz von seiner Wunde durchbohrte ihn und zehrte von seiner bereits schwindenden Kraft. Er rang keuchend um Atem, seine Lungen stachen, und Schweiß rann ihm über das sonnengebräunte Gesicht.
Doch irgendwie hielt er mit ihnen Schritt. Etwas anderes stand auch niemals zur Debatte.
Sein Blick schweifte beim
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