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Shannara III

Titel: Shannara III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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Laufen am Croagh entlang in die Höhe, konzentrierte sich auf das Hin und Her von Treppen und Geländer und folgten dem rauhen, verwitterten Gestein. Die Felswände und die Mauern der Burg unter ihm, die nun in immer weitere Ferne rückten und allmählich verschwanden, Graumark und das Rabenhorn, waren ihm wohl bewußt. Er wußte auch um das Tal rings umher, das im Dunst und dem Zwielicht der rasch hereinbrechenden Dämmerung unterging. Knappe Bilder glitten am Rande seines Blickwinkels vorüber und waren schnell vergessen, denn nichts von alledem war jetzt von Bedeutung. Nur der Aufstieg zählte, und was ihn am Ende erwartete.
    Der Himmelsbrunnen.
    Und Brin. Er würde sie in den Wassern des Brunnen wiederfinden und erfahren, was er zu ihrer Rettung tun mußte. Der König vom Silberfluß hatte ihm versprochen, er fände eine Möglichkeit, Brin sich selbst wiederzuschenken.
    Plötzlich rutschte sein Stiefel unter ihm weg, als er auf eine Stelle bröckeligen Gesteins trat; er fiel nach vorn und schrammte sich die Hände auf, als er sich auffing. Schnell stieß er sich wieder in die Höhe, ohne der Verletzung Beachtung zu schenken.
    Die beiden vor ihm liefen mühelos weiter - Garet Jax und Spinkser, die letzten der kleinen Gruppe, die von Culhaven gekommen waren. Bitterkeit und Zorn durchströmten den Talbewohner. Lichtblitze tanzten ihm vor Augen, als er einen Augenblick nach Atem rang und Erschöpfung ihn übermannte. Doch sie waren fast am Ende der Reise angelangt.
    Die steinerne Spirale des Croagh schwenkte plötzlich nach rechts, und der Gipfel, dem sie entgegenstiegen, ragte zerklüftet und finster vor ihnen in einen grau werdenden Himmel. Die Treppe führte zu einem dunklen Höhleneingang, der in den Kern des Berges vorstieß. Es blieben keine zwei Dutzend Stufen mehr.
    Garet Jax machte ihnen Zeichen zu warten, kletterte dann lautlos die wenigen letzten Stufen zum Gipfel des Croagh empor und trat auf das Felssims. Dort blieb er einen Augenblick stehen, und seine dunkle Gestalt zeichnete sich schmal und düster vom nachmittäglichen Himmel ab. Er war irgendwie unmenschlich, schoß es Jair kurz durch den Kopf, irgendwie unwirklich.
    Der Waffenmeister drehte sich um und heftete die grauen Augen auf ihn. Er winkte mit einer Hand.
    »Beeil dich, Junge«, murmelte Spinkser.
    Er kroch das letzte Ende der zum Croagh führenden Stiege hinauf und stand neben Garet Jax. Vor ihnen dehnte sich die Höhle, eine riesenhafte, von Dutzenden von Rissen durchzogene Kammer, durch die in verwaschenen, dunstigen Streifen das Licht hereinfiel. Kurz dahinter sammelten sich die Schatten, und nichts regte sich in ihrer Schwärze.
    »Von hier aus kann man nichts erkennen«, brummelte Spinkser. Er wollte weitergehen, doch Garet Jax zerrte ihn zurück.
    »Wartet, Gnom«, sagte er. »Dort drinnen ist etwas… dort liegt etwas auf der Lauer…«
    Seine Stimme verklang leise. Stille legte sich tief und bedrückend über sie. Selbst der Wind, der die Nebel des Tales aufwühlte, schien plötzlich auszusetzen. Jair hielt den Atem an. Da war wirklich etwas… das auf der Lauer lag. Er konnte seine Präsenz fühlen.
    »Garet…«, hob er leise an.
    »Schschscht.«
    Dann löste sich ein Schatten von den Felsen am Höhleneingang, und Jair fuhr Eiseskälte durch Mark und Bein. Lautlos glitt der Schatten durch die Finsternis. Es war nichts, was einer von ihnen jemals zuvor gesehen hätte. Es war weder ein Gnom noch ein Geist, vielmehr ein kräftig gebautes Geschöpf von menschenähnlicher Gestalt mit einem dicken Pelz um die Lenden und großen, gekrümmten Klauen an Fingern und Zehen. Grausame, gelbe Augen hefteten sich auf sie, und eine narbige Tierfratze riß weit das Maul auf, um eine Unmasse krummer Zähne zu entblößen.
    Das Wesen kam ans Licht und blieb stehen. Es war nicht schwarz wie die Geister. Es war rot.
    »Was ist das?« flüsterte Jair und kämpfte gegen das Ekelgefühl an, das ihn durchströmte.
    Der Jachyra stieß einen unvermittelten Schrei aus - ein Heulen, das wie ein widerliches Lachen durch die Stille drang.
    »Talbewohner, das ist mein Traum!« rief Garet Jax, und ein merkwürdiger, verzückter Ausdruck breitete sich über sein hartes Gesicht. Langsam senkte er die Klinge des Schwertes, bis sie das Felssims berührte. Dann drehte er sich zu Jair um. »Das Ziel der Reise.«
    Jair schüttelte verwirrt den Kopf. »Garet, was…?«
    »Der Traum! Die Vision, von der ich dir in jener Regennacht berichtet habe, als wir zum ersten Mal

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