Shannara III
fielen schon vor langer Zeit, mein Lieber! Daran kannst du nichts ändern. Du hast nicht das Recht dazu! Alle die anderen - alle - starben, weil es so sein sollte! So wollten sie es haben! Und was war deiner Ansicht nach der Grund dafür?«
Der Talbewohner schüttelte den Kopf. »Ich…«
»Du warst der Grund! Sie starben, weil sie an das glaubten, was du hier tun wolltest - jeder einzelne von ihnen! Selbst ich wäre…« Er hielt sich zurück und holte tief Luft. »Es wäre wirklich sehr sinnvoll gewesen, wenn du dich dort hinten eingemischt hättest und dabei selber umgekommen wärst, nicht wahr? Das wäre wirklich sehr sinnvoll gewesen!«
Er schleuderte Jair herum und stieß ihn weiter in die Höhle hinein. »Genug Zeit damit vergeudet, dir Dinge zu erklären, die du wissen müßtest - Zeit, die wir nicht haben! Ich bin als letzter übrig, und ich werde dir keine große Hilfe bedeuten, wenn die Wandler uns jetzt entdecken. Die anderen - sie waren die eigentlichen Beschützer und paßten ebenso sehr auf mich wie auf dich auf!«
Der Talbewohner ging langsamer und drehte sich zur Seite. »Was ist aus Garet geworden, Spinkser?«
Der andere schüttelte grimmig den Kopf. »Er trägt seinen versprochenen Kampf aus - genau, wie er es sich gewünscht hat.« Er schubste Jair noch einmal und drängte ihn vorwärts. »Nun such schnell deine Quelle, Junge. Finde sie und tu, was zu tun du hergekommen bist. Laß den ganzen Wahnsinn wenigstens einen Sinn gehabt haben!«
Jair rannte mit ihm weiter und schwieg; Scham rötete sein Gesicht. Er verstand den Zorn des Gnomen. Spinkser hatte recht. Er hatte gehandelt, ohne zu denken - ohne in Betracht zu ziehen, welche Opfer die anderen für ihn gebracht hatten. Seine Absichten mochten gut gewesen sein, aber seine Überlegung war wirklich kläglich gewesen.
Vorne löste sich die Dunkelheit in einem Schleier verblassenden Sonnenlichts, das sich durch eine breite Spalte im Berggestein ergoß. Am Höhlenboden blubberte im Schein des Zwielichts faules Wasser aus dem Fels in ein weites Becken, das auf irgendeine unmögliche Weise über Hunderte von Metern von den Tiefen der Erde durchs Gestein heraufgepumpt wurde. Es sammelte sich sprudelnd, schoß dann durch einen Einschnitt an einem Ende des Beckens in einen tief eingegrabenen Kanal und ergoß sich durch eine Öffnung in der Bergwand und stürzte in die darunterliegenden Schluchten, wo es seine lange Reise westwärts antrat, um zum Silberfluß zu werden.
Gnom und Talbewohner verlangsamten vorsichtig ihren Schritt und ließen die Blicke durch Düsternis und nebelhafte Gischt in die tiefen Ecken und Nischen am dunklen Ende der Höhle schweifen. Nichts rührte sich. Nur die Strömung des geschwärzten Wassers deutete so etwas wie Leben an, das in einem üblen Giftschwall dampfte und kochte, wo es aus der Quelle hervorsprudelte. Über allem hing wie ein Leichentuch der Gestank des Maelmord.
Jair ging weiter, den Blick auf das Becken geheftet, das den Himmelsbrunnen darstellte. Wie grotesk ihm dieser Namen nun erschien, wenn er das verseuchte Wasser betrachtete. Das verdient nicht mehr den Namen Silberfluß, dachte er niedergeschlagen, und er fragte sich, wie die Magie des alten Mannes ihn in das zurückverwandeln sollte, was er einmal gewesen war. Langsam griff er in sein Hemd, und seine Finger schlossen sich um den winzigen Beutel Silberstaub, den er auf dem ganzen langen Weg nach Westen bei sich getragen hatte. Er zog die Kordeln auf und spähte hinein. Drinnen lag das Häufchen Staub wie gewöhnlicher Sand.
Und wenn es nur Sand wäre?
»Vergeude nicht noch mehr Zeit!« keifte Spinkser.
Jair trat an den Beckenrand und bemerkte deutlich den Schlamm, der die dunklen Wasser des Brunnens erstickte, und den überwältigenden Gestank. Es durfte einfach nicht nur Sand sein! Er schluckte seine Angst hinab und mußte an Brin denken…
»Nun wirf schon!« rief Spinkser wütend.
Jairs Hand zuckte hoch, schüttete den Silberstaub aus dem Beutel und streute ihn im weiten Bogen über die Oberfläche des vergifteten Brunnens. Die winzigen Körnchen flogen aus ihrem dunklen Behältnis; im Licht der Höhle schienen sie plötzlich zu funkeln und zu schillern. Sie fielen ins Wasser und erwachten zu Leben. Eine Flamme strahlenden Silberfeuers schoß aus dem dunklen Becken empor. Jair und Spinkser wichen zurück und beschirmten ihre Augen mit den Händen, als der grelle Schein sie blendete.
»Der Zauber!« rief Jair.
Zischend und brodelnd schossen
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