Shannara III
kreischte wie von Sinnen das schwarze Wesen an, das ihn angriff, doch der Geist rührte sich nicht, und das Feuer hielt unvermindert an. In beständigem, unablässigem Strom schoß es von seinen ausgestreckten Händen zu der Stelle, wo der Druide hockte, loderte rings um seinen zusammengekauerten Körper und hämmerte auf das schwache blaue Schild ein, das es noch zurückhielt! Karmesinrotes Licht waberte und wurde von der Spiegeloberfläche des Talgesteins himmelwärts reflektiert, und die ganze, von den Felswänden eingekesselte Welt schien wie in Blut getaucht.
Dann stürzte Rone Leah nach vorn, sprang vor Brin und blieb wie ein geducktes Tier stehen.
»Teufel!« heulte er voller Wut.
Er schwenkte die schwarze Metallklinge des Schwertes von Leah und dachte in diesem Augenblick nicht im geringsten darüber nach, wem er hier half oder um wessentwillen er sein eigenes Leben bereitwillig aufs Spiel setzte. In diesem Augenblick war er der Urenkel von Menion Leah, so schnell und verwegen wie sein Ahne gewesen sein sollte, und der Instinkt dominierte über seinen Verstand. Er stieß den Schlachtruf seiner Vorfahren aus längst vergangenen Jahrhunderten aus und ging zum Angriff über.
»Leah! Leah!«
Er sprang ins Feuer, das Schwert sauste nieder und zerschlug den Ring, der Allanon einschloß. Sogleich barsten die Flammen, als wären sie aus Glas und fielen vor der niedergekauerten Gestalt des Druiden in Scherben zu Boden. Das Feuer schoß noch immer von den Händen des Mordgeistes; doch wie Eisen von einem Magneten wurde es nun von der Klinge angezogen, die der rothaarige Hochländer führte. Es wallte im wilden Bogen zu dem schwarzen Metall und brannte an ihm herunter. Und doch berührte kein Feuer Rones Hand; es war, als absorbierte es das Schwert. Der Prinz von Leah stand hoch aufgerichtet zwischen Geist und Druiden, das Schwert von Leah senkrecht vor sich, von dessen Klinge das karmesinrote Feuer absprang.
Allanon erhob sich ebenso schwarz und bedrohlich wie das Wesen, das ihn aufgespürt hatte, und war nun von den Flammen befreit, die ihn umschlossen hatten. Magere Arme hoben sich aus den Gewändern heraus, blaues Feuer sprang hervor. Es traf den Mordgeist, riß ihn von den Füßen und schleuderte ihn zurück, als wäre er von einem Rammbock getroffen. Schwarze Gewänder blähten sich, und ein entsetzliches, lautloses Kreischen hallte in Brins Gehirn wider. Noch einmal flammte das Feuer des Druiden auf, und einen Augenblick später war das schwarze Ding, auf das es gerichtet war, zu Staub zerfallen.
Das Feuer erlosch zu dahinziehenden Rauchfahnen und zerstreuter Asche, und Stille erfüllte das Schiefer-Tal. Das Schwert von Leah sank herab, und das schwarze Eisen klirrte deutlich auf dem Gestein, als es schließlich zu Boden fiel. Rone Leah neigte den Kopf; ein verwunderter Ausdruck stand in seinen Augen, als sein Blick Brin suchte. Sie kam zu ihm gelaufen, schlang die Arme um ihn und drückte ihn an sich.
»Brin«, flüsterte er schwach. »Dieses Schwert… diese Macht…«
Er konnte nicht weiter sprechen. Allanons sehnige Hand, schloß sich freundlich um seine Schulter.
»Hab’ keine Angst, Prinz von Leah.« Die Stimme des Druiden klang erschöpft, aber beruhigend. »Die Macht untersteht tatsächlich dir. Du hast bewiesen, daß du sie beherrschst. Du bist wirklich der Beschützer des Talmädchens - und bist zumindest diesmal auch der meine gewesen.«
Die Hand verweilte dort noch einen Augenblick, dann ging der große Mann den Weg zurück, den sie gekommen waren.
»Es war nur der eine«, rief er zu ihnen zurück. »Wären noch andere da, hätten wir sie inzwischen zu Gesicht bekommen. Kommt. Unsere Aufgabe hier ist erfüllt.«
»Allanon…« begann Brin hinter ihm herzurufen.
»Komm, Talmädchen. Die Zeit zerrinnt uns zwischen den Fingern. Paranor braucht alle Hilfe, die wir ihm bieten können. Wir müssen sofort dorthin.«
Ohne einen Blick zurück machte er sich an den Aufstieg aus dem Tal. Brin und Rone Leah folgten in stiller Schicksalsergebenheit.
Kapitel 10
Der halbe Vormittag war schon um, ehe Jair und seine Begleiter endlich die Schwarzen Eichen hinter sich lassen konnten. Vor ihnen dehnte sich die Landschaft - Hügelland nach Norden hin, Tiefland nach Süden. Sie ließen sich wenig Zeit, das eine oder andere zu bewundern. Da sie zum Umfallen müde waren, suchten sie sich nur noch einen schützenden Bestand von breitblättrigem Ahorn, dessen Laub der Herbst in strahlendes Karmesinrot
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