Shannara III
wieder sinken. Rone Leah blickte an seinem Schwert hinab. Die Klinge war sauber, ein hochglänzendes, funkelndes Schwarz mit harter, glatter Schneide.
»Sieh genau hin, Prinz von Leah!« befahl ihm Allanon.
Er tat wie geheißen und auch Brin beugte sich neben ihm hinab. Zusammen schauten sie in die schwarze, spiegelnde Oberfläche. Tief im Innern des Metalls strudelten träge, grüne Lichter.
Allanon trat auf sie zu. »Darin ist der Zauber von Leben und Tod zu einem vermischt. Diese Macht gehört nun dir, Hochländer; du wirst verantwortlich dafür sein. Du sollst ebenso Brin Ohmsfords Beschützer sein wie ich. Du wirst ebensolche Macht innehaben wie ich. Dieses Schwert wird sie dir verleihen.«
»Wie?« fragte Rone leise.
»Wie alle Schwerter kann dieses schneiden und parieren - nicht gegen Fleisch und Blut oder Eisen und Stein, sondern Magie. Die böse Magie der Mordgeister. Zerschlägt man diese Magie oder wehrt sie ab, kann sie nicht wirksam werden. Dazu hast du dich nun verpflichtet. Du hast als Schutzschild vor diesem Mädchen zu stehen, von nun an bis zum Ende dieser Reise. Du wirst ihr Beschützer sein, und ich habe dich dazu gemacht.«
»Aber warum… warum wollt ihr mir…?« stammelte Rone.
Doch der Druide drehte sich nur um und ging davon. Rone schaute ihm mit fassungslosem Gesicht hinterdrein.
»Das ist unfair, Allanon!« rief Brin der sich entfernenden Gestalt nach, als sie plötzliche Wut darüber packte, was er Rone angetan hatte. Sie starrte hinter ihm her. »Welches Recht habt Ihr…?«
Sie sollte den Satz niemals zu Ende sprechen. Es kam zu einer plötzlichen, furchterregenden Explosion, die sie von den Füßen riß und zu Boden schleuderte. Ein tosendes, rotes Flammenmeer verschlang Allanon und er verschwand.
Viele Meilen südlich davon stolperte Jair Ohmsford mit erschöpftem und schmerzendem Körper aus den nächtlichen Schatten in eine Dämmerung voll unheimlichem Nebel und Zwielicht. Bäume und Dunkelheit schienen zu vergehen, beiseite geschoben wie ein großer Vorhang, und da brach der neue Tag an. Er war weit und leer, ein unheimliches Gewölbe aus schwerem Nebel, das innerhalb seiner unermeßlichen Mauern die ganze Welt aussperrte. Fünfzig Meter von seinem Standort begann der Nebel und alles andere hörte auf. Schläfrige Augen blickten verständnislos und sahen einen Pfad, übersät mit Reisig und grünlichen Pfützen, der sich das kurze Stück in den Nebel hinein erstreckte, und ihm war noch immer nicht klar, was geschehen war.
»Wo sind wir?« murmelte er.
»Im Nebelsumpf«, murmelte Spinkser neben ihm. Jair warf dem Gnomen einen benommenen Blick zu, und der erwiderte ihn aus ebenso müden Augen. »Wir haben uns zu nah am Rand gehalten und sind in einen Kessel geraten. Wir werden ihn entlang zurückgehen müssen.«
Jair nickte und versuchte, seine Gedankenfetzen zusammenzufügen. Plötzlich tauchte Garet Jax schwarz und schweigsam neben ihm auf. Die harten, ausdruckslosen Augen strichen kurz über die seinen hinweg und dann hinaus in den Sumpf. Wortlos nickte der Waffenmeister Spinkser zu, und der Gnom machte kehrt. Jair schleppte sich hinter ihm her. In Garet Jaxens Blick waren keine Anzeichen von Müdigkeit zu sehen.
Sie waren die ganze Nacht endlos durch das Labyrinth der Schwarzen Eichen marschiert. Der Talbewohner erinnerte sich jetzt kaum mehr als entfernt und vage daran, ein lückenhaftes Stück Zeit, das in der Erschöpfung unterging. Nur sein fester Wille hielt ihn auf den Beinen. Nach einer Zeit war sogar die Furcht von ihm abgefallen, und die Gefahr einer Verfolgung schien nicht mehr so unmittelbar. Es kam ihm vor, als hätte er sogar beim Gehen geschlafen, denn er konnte sich an nichts erinnern. Und doch hatten sie nicht geschlafen, wie er wußte. Sie waren nur endlos gelaufen…
Eine Hand riß ihn vom Rande des Sumpfs zurück, als er zu nahe vorbeitaumelte. »Paß auf, wohin du trittst, Taljunge.« Garet Jax ging neben ihm.
Er murmelte etwas in Erwiderung und wankte weiter. »Er ist tot vor Erschöpfung, aber bleibt auf den Beinen«, hörte er Spinkser knurren, doch es kam keine Antwort. Er rieb sich die Augen. Spinkser hatte recht. Er war fast am Ende seiner Kräfte. Er konnte nicht viel länger mehr durchhalten.
Und doch tat er es. Er ging noch Stunden, wie es schien, schleppte sich durch den Nebel und das graue Zwielicht, stolperte blindlings hinter Spinksers untersetzter Gestalt her und war sich der schweigsamen Gegenwart von Garet Jax neben sich
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