Shannara III
Spinkser war es nicht gelungen, den Sumpfhäusler abzuwehren, vielmehr wurde er selbst zum Opfer und war auf Garet Jaxens Eingreifen zu seiner Rettung angewiesen. Das mußte an ihm nagen. Spinkser war Fährtensucher, und Fährtensucher waren ein stolzer Schlag. Fährtensucher zählten es zu ihren Aufgaben, die Leute, die sie anführten, zu beschützen und nicht umgekehrt.
Plötzlich stieben Funken aus dem kleinen Feuer und lenkten seine Aufmerksamkeit auf sich. Zwölf Meter weiter lag Garet Jax an einen alten Baumstamm gelehnt, rührte sich nun und schaute herüber. Jene eigenartigen Augen suchten die seinen, und Jair dachte unwillkürlich wieder über den Charakter des Waffenmeisters nach.
»Ich müßte Euch wohl nochmals danken«, begann er und zog die Knie an die Brust hoch, »daß Ihr mich vor dem Ding im Sumpf gerettet habt.«
Der andere Mann schaute zum Feuer zurück, Jair beobachtete ihn einen Moment und versuchte, zu einem Schluß zu kommen, ob er noch etwas sagen sollte.
»Darf ich Euch etwas fragen?« setzte er schließlich wieder an.
Der Waffenmeister zuckte gleichgültig mit den Schultern.
»Warum habt Ihr mich eigentlich gerettet - nicht nur vor dem Ungeheuer im Sumpf, sondern hinten in den Eichen, wo ich Gefangener der Gnomen war?« Die harten Augen fixierten ihn plötzlich wieder, und die Worte sprudelten aus ihm heraus, ehe er Zeit fand, sie besser zu erwägen. »Ich verstehe einfach nicht ganz, was Euch dazu veranlaßt hat. Schließlich kanntet Ihr mich nicht. Ihr hättet einfach Eurer Wege gehen können.«
Garet Jax zuckte wieder mit den Schultern. »Ich ging doch meiner Wege.«
»Wie meint Ihr das?«
»Mein Weg war zufällig der deine. So meine ich das.«
Jair zog leicht die Stirn kraus. »Aber Ihr wußtet doch gar nicht, wohin ich gebracht werden sollte.«
»Nach Osten. Wohin sonst sollte eine Gnomenpatrouille einen Gefangenen bringen?«
Jairs Stirnrunzeln vertiefte sich. Das konnte er nicht bestreiten. Und doch erklärte nichts von dem, was der Waffenmeister vorbrachte, warum er sich ursprünglich die Mühe gemacht hatte, Jair zu helfen.
»Ich verstehe immer noch nicht, warum Ihr mir geholfen habt«, beharrte er weiter auf seiner Frage.
Ein schwaches Lächeln huschte über das Gesicht des anderen. »Du hast wohl den Eindruck, daß ich nicht gerade einen besonders menschenfreundlichen Charakter habe, wie?«
»Das habe ich nicht gesagt.«
»Das war auch nicht nötig. Abgesehen davon hast du recht, das habe ich auch nicht.«
Jair zögerte und blickte ihn erstaunt an.
»Ich sagte, das habe ich nicht«, wiederholte Garet Jax. Das Lächeln war erloschen. »Sonst bliebe ich nicht lange am Leben. Und am Leben bleiben ist das, was ich am besten kann.«
Es trat eine lange Pause ein. Jair wußte nicht, wohin er das Gespräch hätte lenken sollen. Der Waffenmeister beugte sich nach vorn in die Wärme des Feuers.
»Aber du interessierst mich«, fuhr er dann langsam fort. Sein Blick wanderte zu Jair. »Wahrscheinlich habe ich dich deshalb gerettet. Du interessierst mich, und das kann ich nur noch von wenigen Dingen behaupten…«
Er verstummte, sein Blick war in die Ferne gerichtet. Doch einen Augenblick später musterte er wieder Jair. »Da warst du gefesselt und geknebelt unter der Bewachung einer ganzen bis an die Zähne bewaffneten Gnomenpatrouille. Sehr seltsam. Sie hatten Angst vor dir. Das reizte mich. Ich wollte wissen, was an dir ihnen solche Furcht einflößte.«
Er zuckte mit den Schultern. »Also dachte ich, es wäre der Mühe wert, dich zu befreien.«
Jair starrte ihn an. Neugier. Deshalb sollte Garet Jax ihm zu Hilfe geeilt sein - aus Neugier? Nein, dachte er sofort, es mußte mehr dahinterstecken.
»Sie hatten Angst vor der Zauberei«, sagte er unvermittelt. »Möchtet Ihr sehen, wie sie funktioniert?«
Garet Jax schaute wieder ins Feuer. »Vielleicht später. Die Reise ist noch nicht zu Ende.« Er wirkte völlig desinteressiert.
»Bringt Ihr mich deshalb nach Culhaven?« fragte Jair beharrlich weiter.
»Zum Teil.«
Er ließ die Worte ohne weitere Erläuterung stehen. Jair schaute voller Unbehagen zu ihm hinüber.
»Und warum noch?«
Der Waffenmeister antwortete nicht. Er blickte den Talbewohner nicht einmal an. Er lehnte sich nur an den umgestürzten Baumstamm zurück, hüllte sich in seinen schwarzen Reisemantel und beobachtete das Feuer.
Jair versuchte, anders Zugang zu ihm zu finden. »Was ist mit Spinkser? Warum habt Ihr ihm geholfen? Ihr hättet ihn ja dem
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