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Shannara IV

Titel: Shannara IV Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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sprachen aus seinem Gesicht; seine Füße standen auf Wolken, die auf den gekrümmten Gestalten Pars, Wrens und der anderen Mitglieder der kleinen Gruppe lagen, die sich am Hadeshorn zusammengefunden hatten, um mit dem Geist von Allanon zu sprechen. Donner rollte aus der Dunkelheit und verhallte im Himmel, der sich über ihm erstreckte, und Blitze fuhren zuckend auf ihn nieder. Walker Bohs Stimme glich einem Zischen; die Worte, wenngleich seine eigenen, schienen wie aus der Erinnerung gesprochen. »Ich würde mir lieber die Hand abhacken als die Druiden zu neuem Leben erwecken!« Als er jetzt seinen Arm hob, sah er, daß seine Hand tatsächlich fehlte.
    Das Bild wurde undeutlich; ein anderes entstand. Er sah sich wieder, dieses Mal auf einem hohen Bergkamm, der für alle Ewigkeiten dazustehen schien. Die ganze Welt breitete sich vor ihm aus, die Nationen und die Rassen, die Geschöpfe zu Land und zu Wasser. Der Wind peitschte gegen seine schwarzen Gewänder. Er sah ein Mädchen neben sich. Sie war zugleich Frau und Kind, ein magisches Wesen, ein Geschöpf von überirdischer Schönheit. Sie überwältigte ihn durch die Stärke ihres Blickes aus den abgrundtiefen schwarzen Augen, von denen er sich nicht abwenden konnte. Ihr langes silbernes Haar umhüllte ihr Haupt mit einem Leuchten. Sie streckte die Hand nach ihm aus, suchte bei ihm Halt, um ihr Gleichgewicht auf dem tückischen Felsen nicht zu verlieren - und er stieß sie mit Gewalt von sich weg. Sie stürzte in die Finsternis hinunter; lautlos entschwand sie seinem Blick, das silberne Haar wurde zu einem leuchtenden Band und löste sich dann in nichts auf.
    Er sah sich selbst ein drittes Mal, diesmal in einer Burg, die bar allen Lebens war. Der Tod verfolgte ihn unbarmherzig, kroch durch Wände und Gänge, kalte Finger suchten tastend nach Spuren seines Lebens. Er wollte davonlaufen, wußte, daß er es tun mußte, wenn er überleben wollte - doch er konnte es nicht. Unbeweglich stand er da, ließ zu, daß der Tod sich ihm näherte, seine Hand nach ihm ausstreckte, ihn berührte. Als sein Leben endete, erfüllte ihn Kälte, und er sah, daß eine schwarzgekleidete Gestalt hinter ihm stand, ihn festhielt, ihn daran hinderte zu fliehen. Die Gestalt hatte das Gesicht Allanons.
    Die Vision verschwand, die Farben verblaßten. Der Finsterweiher ließ seinen verhüllten Arm langsam nach unten sinken, und der See zischte auf. Walker Boh wich vor der Wucht des Wasserstrahls, der auf ihn niederging, zurück.
    »Was meinst du, Dunkler Onkel?« flüsterte der Finsterweiher, der wieder die Gestalt Walker Bohs angenommen hatte.
    »Daß du immer noch Spielchen spielst«, sagte Walker Boh leise. »Daß du mir Lügen und Halbwahrheiten zeigst, um mich zu verhöhnen. Daß du mir nichts über den schwarzen Elfenstein gesagt hast.«
    »Habe ich das nicht?« Der Finsterweiher leuchtete geheimnisvoll. »Glaubst du, es ist alles nur ein Spiel? Nur Lügen und Halbwahrheiten?« Sein Lachen war freudlos. »Denk, was du willst, Walker Boh. Aber ich sehe eine Zukunft, die du nicht siehst. Ich bin du, ich erzähle dir, wer und was du bist - so wie ich es mit allen mache, die mich aufsuchen.«
    Walker Boh schüttelte den Kopf. »Nein, Finsterweiher, du kannst niemals ich sein. Du kannst niemals ein anderer sein als der, der du bist - ein Geist ohne ein Sein, ohne einen Körper, verbannt in dieses kleine Gewässer für alle Ewigkeit. Nichts, was du tust, kein Spiel, das du spielst, kann daran etwas ändern.«
    Der Finsterweiher ließ einen Wasserstrahl zischend gen Himmel fahren, Zorn sprach aus seiner Stimme. »Dann geh, Dunkler Onkel!« Das Antlitz Walker Bohs verwandelte sich in einen Totenschädel. »Du glaubst, daß mein Schicksal nichts mit deinem zu tun hat? Hüte dich! Du trägst mehr von mir in dir, als du wahrscheinlich erfahren möchtest!« Gewänder breiteten sich aus und warfen düsteres Licht in den Nebel. »Hör mich an, Walker! Du verlangst Auskunft über den schwarzen Elfenstein? Dann hör mir zu! Eine Dunkelheit umgibt ihn, eine Finsternis, die kein Licht durchdringen kann, wo Augen einen Mann in Stein verwandeln und Stimmen ihn in den Wahnsinn treiben. Dahinter, wo nur die Toten liegen, befindet sich ein Behälter, der mit Runen verziert ist, den Zeichen der Vergänglichkeit. In diesem Behälter liegt der Stein.«
    Der Totenkopf löste sich in nichts auf, und nur die Gewänder blieben zurück, hingen lose im Nebel. »Ich habe dir gegeben, wonach du verlangt hast, Dunkler

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