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Shannara IV

Titel: Shannara IV Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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Aller Augen waren jetzt auf sie gerichtet. Sie schien es nicht zu bemerken. »Ich müßte mich als Mann verkleiden, wenn ich euch begleiten wollte. Das wäre noch ein Risiko, das ihr eingehen müßtet - und wozu? Meine Anwesenheit würde euch nichts nützen. Wenn es Schwierigkeiten gibt, kann ich euch draußen sehr viel mehr nützen.«
    Padishar Creels Lächeln war entwaffnend. »Deine Gründe sind wie immer stichhaltig, Damson. Du wirst im Park auf uns warten.«
    Par schien es, als käme seine Zustimmung etwas zu schnell.
     
    Wasserfontänen schossen in die Höhe und ergossen sich auf die graue Oberfläche des Sees; die Tropfen, die auf Walker Bohs Haut fielen, fühlten sich wie Eis an.
    »Erzähl mir, warum du gekommen bist, Dunkler Onkel«, flüsterte der Geist Allanons.
    »Ich sage dir gar nichts«, erwiderte Walker Boh. »Du bist nicht Allanon. Du bist nur der Finsterweiher.«
    Allanons Antlitz leuchtete und entschwand im Halbdunkel, verwandelte sich dann in das Walker Bohs. Der Finsterweiher stieß ein hohles Lachen aus. »Ich bin du, Walker Boh. Nicht mehr und nicht weniger. Erkennst du dich selbst?« Sein Gesicht machte blitzartige Verwandlungen durch - Walker Boh als Kind, als Knabe, als Jugendlicher, als Mann.
    Die Bilder kamen und verschwanden so schnell, daß Walker Boh sie kaum wahrnahm. Er zwang sich, ruhig zu bleiben. »Wirst du mit mir reden, Finsterweiher?« fragte er.
    »Wirst du mit dir selber sprechen?« lautete die Antwort.
    Walker atmete tief ein. »Das werde ich. Aber welchen Sinn soll das haben? Es gibt nichts, worüber ich mit mir selbst reden könnte. Ich kenne bereits alle meine Antworten.«
    »Ha, ha, genau wie ich, Walker. Genau wie ich.«
    Der Finsterweiher schrumpfte zusammen, bis er so groß war wie Walker Boh. Er verspottete diesen mit seinem eigenen Gesicht und gab ihm einen verkommenen Anschein, als wolle er ihm damit die Sinnlosigkeit seines Lebens vor Augen führen. »Ich weiß, warum du gekommen bist«, erklärte er. »Ich kenne die geheimsten deiner Gedanken, die du dir nicht einmal selbst eingestehen willst. Wir brauchen keine Spiele zu spielen, Walker Boh. Du bist mir darin sicherlich gewachsen, und ich verspüre kein Verlangen, mich noch einmal auf einen Kampf mit dir einzulassen. Du bist gekommen, weil du wissen willst, wo du den schwarzen Elfenstein finden kannst. Nun gut! Ich werde es dir sagen.«
    Auf der Stelle wurde Walker Boh mißtrauisch. Der Finsterweiher machte niemals Zugeständnisse ohne Hintergedanken. Er nickte, ohne etwas zu erwidern.
    »Du scheinst sehr traurig zu sein, Walker«, beschwichtigte ihn der Geist. »Kein Jubel über meine Ergebenheit, keine Begeisterung darüber, daß du das, was du haben willst, bekommst? Ist es denn so schwierig zuzugeben, daß du Stolz und Standhaftigkeit aufgegeben hast, daß du dich wieder einmal von Druiden hast einfangen lassen?«
    Walker Boh versteifte sich unwillkürlich. »Du verstehst die Dinge falsch, Finsterweiher. Nichts ist entschieden.«
    »Aber ja, Dunkler Onkel! Alles ist entschieden! Laß dich nicht täuschen. Du bist den Worten des Druiden verfallen. Das Vermächtnis, das er Brin Ohmsford hinterlassen hat, wird zu dem deinen, ob du es willst oder nicht.«
    »Dann erzähl mir von dem schwarzen Elfenstein«, lockte Walker Boh.
    »Alles zu seiner Zeit! Du mußt Geduld haben.«
    Die Worte verhallten in der Stille; der Finsterweiher bewegte sich hinter dem ihn umgebenden Nebelschleier. Das Tageslicht war der Dunkelheit gewichen, der Mond und die Sterne wurden vom dichten Nebel des Tales verhüllt. Trotzdem war Walker Boh von Licht umgeben, einem trüben Glühen, das boshaft durch die Nacht zog.
    »Du hast dir so viel Mühe gegeben, den Druiden zu entkommen«, sagte der Finsterweiher milde. »Welche Torheit!« Walker Bohs Gesicht löste sich auf, und an seiner Stelle erschien das Gesicht seines Vaters. Dieser sprach: »Erinnerst du dich, Walker? Wir sind die Bewahrer des Vermächtnisses von Allanon. Er hat es Brin Ohmsford auf dem Totenbett übergeben, damit es von einer Generation zur anderen weitergegeben wird, so lange, bis es gebraucht wird, irgendwann in ferner, ferner Zukunft…« Das Antlitz seines Vaters blickte ihn boshaft an. »Vielleicht jetzt?«
    Bilder wurden über ihm lebendig, feingewoben wie ein Wandteppich. Er sah eines nach dem anderen, in leuchtenden Farben, erfüllt mit der Tiefe des wirklichen Lebens.
    Bestürzt trat Walker Boh einen Schritt zurück. Er erkannte sich selbst. Zorn und Trotz

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